Yves Regenass: Theatre Time Capsule
Als während des Lockdowns die Theater geschlossen waren, entwickelte Yves Regenass die Idee für eine Theater-Zeitkapsel. Basierend auf der Annahme, dass das Theater ein geeignetes Medium wäre, um die Pandemie und ihre Auswirkungen auf unser tägliches Leben zu reflektieren, fand er eine ungewöhnliche Alternative zu den geschlossenen Theatern: Eine Aufführung in der Zukunft.
Mit der Zeitkapsel können unsere persönlichen Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie konserviert und den Menschen in der Zukunft zur Verfügung gestellt werden. Denn unser privater Erfahrungsschatz ist eine potentiell wertvolle Quelle zur Bewältigung von künftigen Krisen.
Deswegen entwickelte er eine Webseite, um persönliche Erlebnisse, Geschichten, Überlegungen und Dokumente über jenen Moment zu sammeln, als die Pandemie unseren gewohnten Alltag von Grund auf umkrempelte.
Diese Erfahrungen sollen zur Grundlage für die Theater-Arbeit des Projektes werden. Künstler_innen und Interessierte werten die Erfahrungs-Daten aus und entwickeln Material, das in der Zeitkapsel versiegelt wird: Texte, Requisiten, Gegenstände für das Bühnenbild, Kostüme, Texte und szenische Vorschläge über unsere Pandemieerfahrung.
Diese Sammlung wird in die Zukunft geschickt, um in 54 bis 96 Jahren von den zukünftigen Menschen geborgen zu werden. Mit dem Inhalt der Zeitkapsel soll dann eine Theaterperformance erarbeitet werden, die Wissen aktualisiert und unsere Erfahrungsdaten und ihre Reflexion auf die Bühne bringt.
Und nun braucht es euch.
Denn je mehr Erlebnisse zur Corona-Pandemie gesammelt werden, desto reichhaltiger kann die künftige Performance werden. Auf der Webseite www.theatre-time-capsule.com findest du die Möglichkeit, einen kurzen Bericht zu schreiben, Dokumente (Bilder, Texte, Videos, Tonaufzeichnungen) hochzuladen oder einen Fragebogen auszufüllen.
Dies kannst du so oft tun, wie du möchtest. Und auch deine Freund_innen und Bekannte dazu einladen. Deine Einträge sind anonym und werden nicht veröffentlicht.
Hilf uns bei der Erstellung der Zeitkapsel und überliefere deine Erfahrung in die Zukunft. Dazu klickst du dich nach dem Aufrufen der Webseite durch die Informationen (in englischer Sprache) und findest die Möglichkeit, einen eigenen Beitrag zu verfassen. Füttere die Zeitkapsel und konserviere deine Erfahrung.
Diese können in allen Sprachen verfasst sein. Oder gar keine Sprache aufweisen, wenn du Zeichnungen oder Bilder in die Zukunft schicken möchtest. Am Ende findest du einen Link zumTwitter-Kanal. Dort wirst du über alle Neuigkeiten rund um das Projekt informiert.
Wir freuen uns sehr auf deine Teilnahme am Theaterprojekt in dieser ungewöhnlichen Zeit und sind gespannt, wie du die Corona-Pandemie bis jetzt erlebt hast!
Die Beteiligten
Yves Regenass arbeitet als Dramaturg für digitale Formate am Theater Chur (CH) und ist freischaffender Performer, Dramaturg und Regisseur. Er hat an der Universität Hildesheim (D) Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis studiert und ist Mitbegründer der Berliner Gametheatergruppe machina eX, mit welcher er 2019 den Tabori-Preis gewann. Arbeiten an denen er beteiligt war wurden mehrfach zum Impulse-Festival und dem Schweizer Theatertreffen eingeladen. Seit einigen Jahren lehrt er zum Thema „Games und Theater“, etwa an der Hochschule der Künste in Bern, an der Zürcher Hochschule der Künste, uvm.
Cornelia Pierstorff ist seit 2016 Wissenschaftliche Assistentin am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Forschungsaufenthalte führten sie an die New York University und an die HU Berlin. Ihre Promotion schloss sie 2021 mit einem Projekt zum Welt Erzählen bei Wilhelm Raabe ab. Sie hat Germanistik, Geschichte und Philosophie sowie den M.A. Literatur- und Kulturtheorie an der Universität Tübingen und der Universität Uppsala studiert. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Erzähl- und Fiktionstheorie, Rhetorik, Medientheorie sowie die Literatur des langen 19. Jahrhunderts.
Oliver Roth lebt und arbeitet als freischaffender Performance-Macher, Kurator und Dramaturg in Zürich. Er schloss einen Master in Neuster Geschichte und Germanistik an der Universität Bern ab und arbeitete nebenbei als Texter und Journalist. Anschliessend war er für die Dampfzentrale Bern in der Produktion und Kommunikation und für das ROXY Birsfelden für die Öffentlichkeitsarbeit und Dramaturgie tätig. In kuratorischer Funktion organisierte er Programme und Events für das internationale Theaterfestival Auawirleben, das Kunst im öffentlichen Raum Projekt transform und die Kunsthalle Zürich. Seine eigenen Performances zeigte er national und international an verschiedenen Häusern und Festivals (Instituto Svizzero Rom, Ballhaus Ost Berlin, zeitraum exit Mannheim, FAR Festival Nyon, Tanzhaus Zürich, Südpol Luzern, ROXY Birsfelden ua). 2019 erhielt er von der Abteilung Tanz der Stadt Zürich das Werkstipendium.
Die Regisseurin, Dramaturgin und unabhängige Künstlerin Cristina Galbiati ist Mitbegründerin von Trickster-p, einem Forschungs-Kunstprojekt mit Sitz in Novazzano, Schweiz. Nach einem Abschluss in physischem Theater hat sich ihr Fokus im Laufe der Zeit von einer engeren Definition des Theaters hin zu Ausdrucksformen verschoben, die Genregrenzen überschreiten. Zu ihren Arbeiten gehören Performances, Spaziergänge und Installationen, die in mehr als 20 Ländern in Europa, Asien, Australien, Nord- und Südamerika präsentiert wurden. Neben der künstlerischen Arbeit ist Cristina Galbiati derzeit Mitglied der Eidgenössischen Theaterjury, des nationalen Vorstands. Theaterschaffenden Schweiz und der Kulturkommission des Kantons Tessin, deren Unterkommission Darstellende Kunst sie leitet.2017 wurden Cristina Galbiati und ihr künstlerischer Partner Ilija Luginbühl mit einem der prestigeträchtigen Schweizer Theaterpreise ausgezeichnet.
Simon Koschmieder studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. Nach langjähriger Anstellung bei dem Grafikbüro Claudiabasel arbeitet er seit 2014 selbständig als Grafik- und Interaktionsdesigner in Rheinfelden (D) und realisierte diverse Videoarbeiten und fiktive Internetauftritte für Performances, u.A. für vorschlag:hammer, Yuri500 und Machina eX.