Trinkerpark
René Rausch‘s Family, ein verkrachter Trupp mit tiefer Verbundenheit zum Rock’n’Roll, Zirkusleben und zur Quacksalberei, macht mit zwei schrottreifen Vans Halt vor Alkohol-Hotspots: RAUSCH FOR LIFE heißt ihre Traveling Medicine Show, die stets zwischen Verklärung und Abschreckung der flüssigen Droge pendelt.
Irrtümlich für Vertreter_innen einer abstinent lebenden Performancegruppe gehalten, bekam René Rausch‘s Family den Auftrag, eine Suchtpräventionsshow zu entwickeln. Sie haben nicht widersprochen. Nun haben sie den Salat. Getrieben von der Angst, aufzufliegen, spielen sie um ihre Existenz und können ihre glückliche Beziehung zum König Alkohol doch nicht verbergen. Alkoholprävention mit einem Bier in der Hand - geht das? JA! sagt sich der Rausch’sche Trupp und stellt erfinderisch den neuesten Verkaufsschlager vor: Natures True Remedy, unalkoholisches Berauschungsmittel und letzter Schrei für alle Trinker_innen, die nüchtern bleiben wollen. Mit eigenen Nummern, Singalongs und einer Synthese aus Pop, Elektro und klassischem Gesang entsteht so ein Abend im Geiste der Straßenmusik, verkörpert durch drei Darsteller_innen-Generationen. Im Spagat zwischen Selbstzerstörung und Normerfüllung versucht diese Road-Show der Weltformel und der eigenen Leere im Innern einen großen Schluck näher zu kommen.
Mit TRINKERPARK entwickelt die Musiktheaterkombo glanz&krawall eine Uraufführung, die das Improvisierte, Schnelle, Flüchtige, den Rock’n’Roll im Musiktheater feiert. Schließlich ist doch die Welt der Musiker_innen, Gaukler_innen, Theaterleute (kurz: des fahrenden Volks) ein Biotop für Rausch, Exzess und Absturz. Hier lässt sich der Sonderstatus des Äthanols studieren, der auch in anderen Bereichen der Gesellschaft greift: Wer (maßvoll) trinkt, gilt als normal. Mittrinken müssen, weil es etwas zu feiern gibt; Kummer oder Wut in Alkohol ertränken; ein Gläschen nach der Arbeit zum Runterkommen.... Ob im Jugendclub, beim Stadtfest, im Backstage vor dem großen Auftritt, im Fußballstadion oder im heimischen Wohnzimmer - überall und in jeder Gesellschaftsschicht muss C2H5OH angemessen und sozial verträglich konsumiert werden. Wer hingegen abstinent lebt oder aber über die Maßen säuft, wird als nicht normal gebrandmarkt. Aber wem nutzt eigentlich unsere gesellschaftlich tolerierte Abhängigkeit und wie könnten wir die Droge nutzen, ohne völlig an ihr zugrunde zu gehen?