Masha Qrella: Woanders
Für den Schriftsteller, Filmemacher und Dichter Thomas Brasch war Einsamkeit etwas immanent Politisches. Als er 1976 von Ost- nach West-Berlin gehen musste, hatte er bereits 32 Mal versucht auf einem untergehenden Schiff aus der eigenen Haut zu kommen und hörte nie wieder damit auf. Auf diese Weise hat er uns eine der aufregendsten Gedichtsammlungen des letzten Jahrhunderts hinterlassen.
Zum ersten Mal wurde die Berliner Musikerin Masha Qrella auf Thomas Brasch in Marion Braschs Roman „Ab jetzt ist Ruhe“ aufmerksam. Dabei kam ihr die persönliche Perspektive der Autorin vertraut vor: Eine Familiengeschichte der DDR-Nomenklatura aus der Sicht der kleinen Schwester. Sie erwachte wie aus einer Amnesie. Das war auch ihre Geschichte, ihre Perspektive und ihre Vergangenheit, die sie jahrelang ausgeblendet hatte. Sie hatte sogar ihren Namen geändert, um als Musikerin nicht auf ihre Ostidentität und Familiengeschichte reduziert zu werden. Qrella begann Texte von Thomas Brasch zu lesen, deutschsprachige Texte, die sie nicht mehr losließen: „Wie soll ich dir das beschreiben? Ich kann nicht tanzen. Ich warte nur. In einem Saal aus Stille hier treiben Geister ihren Tanz gegen die Uhr.“
Qrella, die bis dato ihre Lieder auf Englisch gesungen hatte, begann, ohne das Ziel einer Vertonung vor Augen zu haben, Braschs Textzeilen, die ihr nicht mehr aus dem Kopf gingen, zu singen. Im musikalischen Zwiegespräch mit sich, ihren Mitmusikern und Gästen konfrontiert sie uns mit den heftigen Aufforderungen von Braschs Gedichten, sich zu beteiligen an der Auseinandersetzung mit der Welt und der eigenen Existenz in ihr.
Woanders versucht „das Ungeheuerliche erst mal zu denken“ und den Raum zu schaffen, den Thomas Brasch als „Bleiben wo ich nie gewesen bin“ herbeigesehnt hat. Einen Ort, der Außen und Innen verbindet, „unter und über den Märchen“. Zugleich setzt sie der Einsamkeit, die Thomas Brasch beschreibt, einen Raum entgegen, den sie im Kollektiv zu erweitern versucht, für ein Publikum und für andere, neue Gedanken.
Die Beteiligten
Seit den 1990er Jahren ist Masha Qrella, geboren 1975 in Ostberlin, als Musikerin aktiv.
Über Masha Qrella: "Die Berliner Spree wird mit Masha Qrella zur Westcoast: Masha Qrella erspürt Pop auf eine feinfühlige, kluge, intime, vielfältige Weise. Wenn Du blind wärst, würdest Du glauben, Dich an einem ganz anderen Ort zu befinden. Die Berlinerin schreibt kleine, große Hits, zu denen Du im Wohnzimmer tanzen wirst, die Dich auf langen Autofahrten begleiten werden. Songs, die Dir das Gefühl geben, Du hättest irgendwo da draußen noch einen Koffer stehen. Die Rezensionen ihres letzten Albums sprechen für sich: Du hörst eine der besten Songwriterinnen des Landes.“ – Gudrun Gut
Andreas Bonkowski stammt aus Berlin und ist Sänger, Mulitinstrumentalist, Songwriter und Produzent. Er ist hauptsächlich mit seinen Bands Siva, I Might Be Wrong und SDNMT/Seidenmatt in Erscheinung getreten, arbeitet aber als Produzent und Engineer im Hintergrund. Als Solist, Klangkünstler und Remixer ist er darüber hinaus unter den Namen Corwood Manual und Window Magic aktiv, nebenher ist er Teil des DIY-Kollektivs Bloody Hands Ltd., gründete zusammen mit René Huthwelker 2014 mit Isogram ein experimentelles Modular-Ambient Duo und betreibt mit "All the right moves in the wrong place" eine Kunst und Skurrilitätensammlung im Blogformat.
Chris Imler ist ein Veteran und Tausendsassa, Drum Dandy und Beat Prophet, ein unnachahmlicher Teil des Berliner Indiebetriebs. Chris Imler war Rhythmusagent solch diverser Player wie der Golden Showers, Peaches, Jens Friebe und trommelt zurzeit für Oum Shatt, Die Türen, vor allem aber auch für sich selbst – Chris Imler – Chris Imler solo – Chris Imler live. Chris Imlers Live Performance entsteht immer aus Rhythmus. Seine sowohl live gespielten, als auch programmierten Beats und Samples tragen die Songs, die in kalt schwitzender Manier à la DAF oder einer Art von Cabaret Voltaire der Gegenwart Melodien und Texte verknüpfen, welche irgendwo angesiedelt sind im Leben zwischen Berlin Kreuzberger Goldankäufern und den betonierten Technokellern der großen Städte. Statt Chris Imler wird in Wien Robert Kretzschmar am Schlagzeug sein.
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