
Mi 12.3. bis Mi 30.4.2025
Eintritt frei
Kunstzelle
Lisa Großkopf – Achtsamkeit im Akkord
Die Installation »Achtsamkeit im Akkord« von Lisa Großkopf nimmt Bezug auf die Meditationsbox des unangefochtenen Weltmarktführers im Onlinehandel. Im Rahmen der Working Well Initiative hat Amazon in seinen Logistikzentren sogenannte Achtsamkeitskabinen mit dem klangvollen Namen AmaZen aufgestellt. In diesen mit Mindful Practice Room beschrifteten Kabinen können sich Beschäftigte kurze Videoclips mit leicht nachvollziehbaren Übungen zur Steigerung des Wohlbefindens ansehen - darunter geführte Meditationen oder Atemtechniken. Die Ankündigung dieser Maßnahme auf der Plattform X löste einen öffentlichen Aufschrei aus: Binnen kürzester Zeit wurden über 8.000 kritische Kommentare gepostet, woraufhin Amazon den Tweet wieder löschte.
Die in der Installation originalgetreu nachgebaute AmaZen-Box offenbart die Widersprüchlichkeit zwischen der angestrebten Wohlfühlatmosphäre und den tatsächlichen Arbeitsbedingungen. Ihre Enge und Zweckmäßigkeit stehen im krassen Kontrast zu dem Anspruch, einen Ort der Entspannung zu schaffen. Die radikale Reduktion – ein Stuhl, ein Bildschirm, lieblose Deko-Objekte und standardisierte Meditationsanleitungen – entlarvt die Instrumentalisierung von Achtsamkeit im Kontext neoliberaler Arbeitswelten.
Geradezu ironisch wirkt dabei die Wahl des gezeigten Videomaterials: Anstelle der üblichen Meditationsvideos läuft auf dem Monitor eine Szene aus der Serie South Park, die in gewohnt satirischer Manier die prekären Arbeitsbedingungen in Amazons Logistikzentren aufzeigt. Damit spiegelt das Video auf der Metaebene die Absurdität der AmaZen-Kabine selbst wider – eine vermeintliche Rückzugsmöglichkeit, die eher an eine Karikatur betrieblicher Fürsorge erinnert als an eine ernst gemeinte Maßnahme zur Verbesserung des Wohlbefindens. Diese Intervention unterläuft die von Amazon intendierte Nutzung der Kabine und transformiert sie in einen Raum der Reflexion. Besucher*innen sind eingeladen, die Installation zu betreten und sich mit den Widersprüchen der Initiative Working Well auseinanderzusetzen.
Die KUNSTZELLE kann ganztägig zu den WUK Öffnungszeiten besucht werden und ist barrierefrei zugänglich.
Die KUNSTZELLE ist ein Projekt Christine Baumann und Pablo Chiereghin.