Rituale III – Macht
Die Fotogalerie Wien öffent ab Di 19. Mai 2020 wieder zu regulären Öffnungszeiten und verlängert die Ausstellung bis Sa 13. Juni 2020
Die Künstler_innen der Ausstellung analysieren und dekuvrieren Demonstrationen von Macht, wie sie von Autoritätspersonen inszeniert werden; diese zielen auf Beherrschung, Unterdrückung, Indoktrinierung, Kontrolle und Disziplinierung von Menschen. Hierzu gehören symbolische Formen wie Gestik, Mimik und Pose sowie in Szene gesetzte Insignien der Macht und suggestive oder aggressive verbale Order. Diese sind in allen Ländern und Gesellschaften üblich und oft ähnlich; sie sind auf Grund ihres gezielt eingesetzten und sich wiederholenden Charakters als Rituale der Macht zu lesen. Die Künstler_innen untersuchen Mechanismen von Machthabenden aus u.a. Politik, Militär, Polizei und Kirche sowie in hierarchisch orientierten Gesellschaften, wobei zum Teil eigene Erfahrungen von Repressalien einfließen. Vielfach werden Machtdemonstrationen als (sinn-)entleerte, absurde Rituale entlarvt. Angesprochen werden auch aus Machtansprüchen resultierende Rituale des Protests, der Verweigerung oder der Befreiung der Unterdrückten.
Rituale sind ein wichtiger Bestandteil des Ausdrucks- und Kommunikationsverhaltens des Menschen und sagen viel aus über Werte, Rollenverständnis und das soziale Miteinander, in dem sie eine regulierende, unterstützende Funktion einnehmen. Die komplexen Inhalte und die große Bedeutung des Rituals für den Menschen hat das kuratorische Team der Fotogalerie Wien dazu inspiriert, einen Schwerpunkt mit vier Ausstellungen mit internationalen Künstler_innen in den Jahren 2019/2020 zu konzipieren. Der Begriff „Ritual“, ursprünglich nur im liturgisch-zeremoniellen Kontext üblich, wird heute für alle gesellschaftlichen Bereiche verwendet. Das Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln und meist in festgelegter Reihenfolge durchgeführte Handlung mit primär identitäts- und sinnstiftendem Ziel bzw. mit dem Wunsch nach Orientierung, Erkenntnis und gemeinschaftlichem Handeln. Es setzt sich ab von alltäglichen Gewohnheiten bzw. instrumentellen, regelmäßigen und vor allem zweckorientierten Tätigkeiten, denen aber ein „ritueller Charakter“ zugeschrieben werden kann. Das Ritual besetzt somit vor allem den geistigen und emotionalen Raum. Charakteristisch für das Ritual sind zudem Inszenierung, Prozessualität und meist hohe Symbolhaftigkeit. Die vier Ausstellungen beschäftigen sich mit gesellschaftlichen Ritualen und den damit einhergehenden Beziehungsgeflechten; mit Ritualen, in denen sich Machtdemonstration, Unterdrückung und Ausgrenzung artikulieren, sowie mit religiösen und anderen zeremoniellen Ritualen. Im Zuge dessen werden die mit den verschiedenen Ritualen verbundenen Codes, Haltungen und Kommunikationsformen untersucht.