Werkschau XXII: Robert F. Hammerstiel
Robert F. Hammerstiel wurde 1957 in Pottschach (AT) geboren; er lebt und arbeitet in Wien. In seinem künstlerischen Werk, bestehend aus fotografischen, filmischen und installativen Arbeiten, setzt er sich mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit, Sicherheit und Idylle und den damit verbundenen Wunschprojektionen auseinander.
Die Erkenntnis der limitierten Existenz und des ausweglosen Gefangenseins im sisyphushaften Kreislauf des Lebens sowie eine zunehmende Orientierungslosigkeit in einer als schwer zugänglich empfundenen Welt führen die Menschen zur Flucht vor der Realität in illusionäre Ersatz- und Rückzugswelten, basierend auf Waren, die die Konsumindustrie werbewirksam anbietet. Zu diesen Surrogaten gehört das private Heim, das der retrospektiven Schau des Künstlers in der FOTOGALERIE WIEN den Titel gibt: Home at Last („Endlich zu Hause!“). Das Eigenheim wird von seinen Bewohnern nicht nur liebevoll gestaltet und bis hin zur Sterilität geputzt und aufgeräumt, sondern oft auch in extremer Weise geschützt – Cocooning und Abschottung durch hohe Hecken und Alarmsysteme zugleich.
Diese ambivalente, heimelig-unheimliche Situation thematisieren u.a. die Installation Private Territory III sowie das großformatige Foto aus der vierteiligen Serie Make Yourself at Home VII in besonders eindringlicher Weise. In weiteren Serien geht es um die unterschiedlichen, für das eigene Heim geschaffenen Ersatzwelten. Artifizielle, massengefertigte oder vom Menschen auf eine Norm zurechtgetrimmte Zierpflanzen, die die Sehnsucht nach dekorativem Gestalten zeigen, werden durch die werbeästhetische „Porträtierung“ vor weißem Hintergrund als Wunschprojektion und Täuschung, als Illusion einer perfekten Natur entlarvt (u.a. Trust Me, Yucca). Das Haustier als Beschützer und Freund des Menschen (u.a. A Dog’s Life, Rex) oder der liebevoll gestaltete Garten – mit perfekt gestutzem Rasen, massenproduzierten Spielgeräten und cleanem Swimmingpool – (u.a. Playground III, Warum bin ich nicht überrascht?) können weitere Haltegriffe der Menschen sein. Auch wenn es sich bei diesen nur um vorproduzierte, vorgedachte, die Sehnsüchte der Menschen bedienende Stereotypen handelt, so sind die Menschen ohne diese Surrogate – Tücke der Existenz – hilflos ihrer Angst vor dem Ungewissen ausgeliefert.
In seinen Arbeiten bewegt sich Hammerstiel zwischen Inszenierung und Vorgefundenem, zwischen Fiktion und Realität, und erreicht tiefe Einsichten über unser Leben, unsere Sehnsüchte und Hoffnungen.
WERKSCHAU XXII ist die Fortsetzung der seit über 20 Jahren jährlich stattfindenden Ausstellungsreihe der Fotogalerie Wien, in der zeitgenössische KünstlerInnen präsentiert werden, die wesentlich zur Entwicklung der künstlerischen Fotografie und neuen Medien in Österreich beigetragen haben. Gezeigt wurde bisher ein Querschnitt durch das Schaffen von Jana Wisniewski, Manfred Willmann, VALIE EXPORT, Leo Kandl, Elfriede Mejchar, Heinz Cibulka, Renate Bertlmann, Josef Wais, Horáková + Maurer, Gottfried Bechtold, Friedl Kubelka, Branko Lenart, INTAKT – Die Pionierinnen (Renate Bertlmann, Moucle Blackout, Linda Christanell, Lotte Hendrich-Hassmann, Karin Mack, Margot Pilz, Jana Wisniewski), Inge Dick, Lisl Ponger, Hans Kupelwieser, Robert Zahornicky, Ingeborg Strobl, Michael Mauracher, PRINZGAU/podgorschek sowie Maria Hahnenkamp. Für die diesjährige Werkschau konnten wir den Künstler Robert F. Hammerstiel gewinnen.