Der öffentliche Raum als queerer Gedenkraum
In den Morgenstunden des 12. März 1938 überschritten Truppen der deutschen Wehrmacht die österreichische Grenze und vollzogen den „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich. Damit begann auch für die Homosexuellen des Landes eine neue Dimension der Verfolgung. Schon bisher waren sie durch das Strafrecht mit hohen Kerkerstrafen bedroht. Nun trat neben das Sittendezernat der Kriminalpolizei eine zweite Verfolgungsinstanz – die geheime Staatspolizei Gestapo. In der Gestapo-Zentrale im arisierten Hotel Métropole, am Morzinplatz wurde eine eigene Abteilung zur Verfolgung von Homosexualität und Abtreibung eingerichtet. Bis 1939 vervierfachte sich die Zahl der verfolgten Homosexuellen gegenüber 1937, die Strafmaße verdoppelten sich. Konzentrationslager, „freiwillige“ Entmannung oder die Todesstrafe waren neue Folgen dieser Verfolgung für hunderte Männer und Frauen, die wegen homosexueller Kontakte verurteilt wurden.
Im Rahmen der Ausstellung „Queer Art Spaces Vienna 2023“ bietet QWIEN einen Spaziergang durch den 9. Bezirk, der sich der Verfolgung von queeren Personen während der NS-Zeit widmet und als Zeichen des Gedenkens im öffentlichen Raum verstanden wird. Die Führung zum Jahrestag des „Anschlusses“ heftet sich auf Spuren verfolgter Menschen und führt vom WUK durch die Gassen des 9. Bezirks bis zur ehemaligen Kriminalpolizei-Leitstelle Wien an der Rossauer Lande, die neben dem Gestapo-Hauptquartier ein Zentrum der Verfolgung in der NS-Zeit war. Dabei werden neben persönlichen Schicksalen auch die Mechanismen der Ermittlungen gegen Homosexuelle erzählt.
In Kooperation mit QWIEN.
Anmeldung unter guide@qwien.at (begrenzte Teilnehmer_innenzahl)
Treffpunkt: Kunsthalle Exnergasse, 14.00 Uhr
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Mit freundlicher Unterstützung von:
Kultur im 9. - Alsergrund