Otmar Wagner: WUNDE WELT #Ende: Ich.Europa
03.05.2018
19:30 Uhr Foyer
Vorband: Natalie Deewan und Lucida Console: Translatorium Maximum
Natalie Deewan sucht und findet Sprachliche Lösungen in Reiner, Realer, Angewandter und Kollektiver Literatur. http://heterotypia.net
Mit "WUNDE WELT #Ende: Ich.Europa" kreiert Otmar Wagner eine szenische Installation, ein Seh- und Hörspiel, bei dem einem möglicherweise Sehen und Hören vergeht. Es geht um die zentrale Frage: "Warum steht man morgens auf?" Was treibt das Leistungssubjekt hinaus in den Tag? Ist es die Selbstliebe, die darin besteht, zu funktionieren, als gemeines und nützliches Humankapital, als arbeitender Kunde, als Kaufkraft? Warum wird trotz aller angestrengten Selbstoptimierung die Haut porös, die Zähne faulen, während die Gürtelrose blüht?
Otmar Wagner, 2009 selbst Opfer eines Brandanschlags auf sein funktionierendes Selbst, sagt:
"Alles wächst, gesunder Streß ist gesund, Fit for Work hält fit, und: ja ich will, und wenn ich will, dann kann ich auch, ich will mich jeden Tag neu gebären müssen. Mein Körper ist Europa, die Jungfrau, geraubt aus Phönizien, dem heutigen Syrien, einverleibt, jung, stark und schön, ohne Indiz einer Vergewaltigung, prinzipiell aber supergeil und zu allem bereit, im Luxus des abendländischen Friedens lebend, die roten Spuren auf der Haut sind keine blauen Flecken, sondern tätowierte Rosen.
Freiheit ist das, was Spaß macht und Gewinn bringt.
Der Müll wird getrennt, im Haus, und vor der Haustür, im Kopf und an den Grenzen Europas. Das System funktioniert, kein Wunder. Wunder finden ausschließlich in der Wirtschaft statt, sie hat das Monopol drauf, das Kartellamt macht unbefristet Feierabend. 'Bedürfnisse müssen draußen bleiben' steht auf dem Schild vorm Supermarkt Europa, und darunter, etwas kleiner: 'bitte anketten'. Gleichzeitige Stellensuche: Fachkräfte, wenn möglich ohne Not, denn Not ist obszön, ohnmächtig, gewalttätig, pervers.
Bei uns ist es nämlich so: Begehrnisse ersetzen das Begehren, und alles ist genau so, und gleichzeitig genau nicht so, wie es einmal war. Das ist Dialektik. Das ist unser Luxus, und ohne absolvierten Sprachkurs schwer zu verstehen. Bei uns tritt der Engel der Geschichte als Überraschungsgast im 'European Song Contest' auf. Welches Land und welche Interessen der Engel genau vertritt, bleibt unklar. Unklar bleibt auch seine geschlechtliche und politische Orientierung, sowie die Bedeutung der Begriffe 'Herrgott', 'Welt', 'Globalisierung', 'tüchtig', 'gut' und 'richtig'. Nichtsdestotrotz singt er, der Engel der Geschichte: "Lieber Herrgott zeig dich tüchtig / dreh den Globus wieder richtig / laß die Welt nicht untergehn / guter Herrgott bitteschön". Dafür gibt es Treueherzen, hundert Punkte und den Sonderpreis für Melancholie."
Was wird zu sehen sein? Otmar Wagner beschreibt das so:
"Ein Mensch, der sich dreht. Matratzen statt Stühle, zum Ausruhen für das Publikum. Bilder und Töne. Eintauchen, abtauchen, Augen schließen. Eine kontemplative Performance, eine sanfte, bezaubernde Ausgeburt des ästhetischen Kapitalismus."
Über die Beteiligten
Otmar Wagner arbeitet als Performancekünstler, Darsteller und Regisseur. Derzeit entwickelt Wagner vorwiegend Essay-Performances und multimediale Konzert-Performances. Neben Solo-Projekten realisierte er gemeinsame Arbeiten mit Lars Moritz, norton commander productions Dresden, Florian Feigl (Wagner-Feigl-Forschung/-Festspiele), Nikolaus Woernle, Rike Reiniger, Noah Holtwiesche (gemeinsame Gründung von PAN - Performance Art Network Vienna), toxic dreams, und zuletzt mit dem Dokumentartheater-Regieduo Kroesinger/Dura für den Steirischen Herbst 2016.
Lehrtätigkeiten 2015: Gastdozent für 'Performative Architekturen' an der Kunstuniversität Linz, Abteilung Urbanistik (incl. Campbau im Rahmen des Festivals der Regionen, Ebensee) / Workshop für das Institut Angewandtes Theater Wien
Neuere Arbeiten (Auswahl):
Willkommen in der Europaschutzzone. Eine Grenzwanderung. Projekt von Kroesinger/Dura (Steirischer Herbst, Leutschach, 2016) / AKTION AKTUELL - ein performatives Live-Nachrichtenjournal. Ausgabe 01-06. Mit Lars Moritz (Okto-TV-Studio Wien; Okt. + Dez. 2014 / März + Dez. 2015 / Jan. + März 2016), ZASTER & ZOMBIES. Ausschweifungen über das Andere. Essay-Performance (Festival 'Wunder der Prärie', zeitraumexit e.V., Mannheim, 2015), HIC SALTA! - eine Sprungforschung. Version 01-03. Essay-Performance (Künstlerforum Bonn, 2015; Crossbreads 2014 Wien; Reheat Festival 2013 Burgenland), Das ist die Wahrheit des Krieges. Darsteller. Videoprojekt von Susanne Schuda (ORF; Erstausstrahlung: 03.02.2015),GORILLA KURT DIE KURVE performt das Wachstum(Sichtbetonung' Dresden, 2014), ART & FUTURE. Videoperformance ('Future Horizon', Tanzquartier Wien, 2014), TANZ DEN TOD! Solo-Darsteller. Theaterperformance von n.c.p. (Festspielhaus Hellerau,FFT Düsseldorf, Schwankhalle Bremen, 2013-2014), ARBEIT WACHSTUM KUNST - eine Fitnesslounge. Installation (Jacuzzi-Festival, Wien, 2013),AUFRÄUMEN! - Abende über Arbeit (mit Lars Schmid, WUK Wien, 2013), Performances für AKTIONEN/ATTRAKTIONEN (Dom Hamburg, 2013), BASICS of/on PERFORMANCE ART Lecture/Demonstration (Mozarteum Salzburg, 2013), KOLLAPS KUNST MORALVERKEHR. Essay-Performance mit Gästen (WUK Wien, 2012), The Border / Guten Morgen, Europa! Konzert-Performances (Kopenhagen und Mannheim, 2012), Die Lange Nacht der Performancekunst-Geschichte. 6-stündige Marathon-Lecture-Performance (Marstall München, 2012)
Peter Koger geb. 1968 arbeitet als Videokünstler, Visualist, Programmierer, Interaktions- und Animationsgestalter sowie universeller Medienhandwerker bei zahlreichen Kunstprojekten, hauptsächlich im Bereich Video und perfomative Kunst. Lehrtätigkeiten: 1994 Aufbau und Konzept der Multimedia Producer Ausbildung am Sae Technology College, seit 1999 Lektor an der Universität für Angewandte Kunst, Institiut für bildende und mediale Kunst. Gründungsmitglied verschiedener Initiativen zur Förderung der Kunst von Visualistinnen. 2010 Mitbegründer der Mediaopera, Ko-Intendanz und technische Leitung der Mediaopera in der Wiener Rinderhalle von 2011-2012.
Arbeiten (Auszug): “Geht’s noch?” - Videoinstallation beim Festival Gates-Zwischeräume im Rahmen von Wien Modern 2013, “Aktion Aktuell” - PerformanceTV mit Otmar Wagner und Lars Schmid 2014, “Clouds im Haifischpool” - Performance von Alexandra Reill 2014, “Radio Revolution” (2013) und “Future Horizon” (2014) sowie Entropy (2016/17/18) - Performative Diskurslabore, Nomad Theater / Thomas Jelinek, Medieninstallation bei der Eröffnung des Werk - X 2014 (als Mediaopera), Performance mit Michael Fischer bei Salotto Vienna in Triest (2014), “Criss Crossing The Devine” - Medieninstallation mit Nina Yankowitz (New York 2016), “revolve” - FullDome Videoinstallation (Aspern 2015) - “Melinda Esterhazy” 360° Videoinstallation (2016), FF : Feedback Duo mit M.Fischer (2017/18), Smartoper - eine interaktive Oper mit Thomas Desi (2016/17), Wohin - (Starsky) Fassadenprojektion Bahnhof Salzburg (2018)
Special Guests (Video):
Irene Coticchio: geboren in Sizilien. Performerin und Sängerin. Seit 1996 lebt sie in Wien, wo sie u.a. mit Georg Blaschke, Bilderwerfer, Miki Malör, Paul Wenninger, Konnex und Navaridas /Deutinger zusammenarbeitete. Seit 2001 Ensemblemitglied der Performance-Gruppe Toxic Dreams. Daneben entwickelt sie eigene Stücke (u.a. Songs à la carte, Off Take Step Take Off, und Con-certo). Seit 2008 tritt sie mit dem von ihr gegründeten "Irene Coticchio Trio" auf, und ist Mitbegründerin des Kollektivs cowbirds (seit 2013), das sich traditionellen polyphonischen Liedern widmet. Daneben gibt Irene Coticchio Seminare und Workshops über Folksmusik aus Süditalien und polyphonischen Gesang und ist Dozentin in Fach Gesang bei der „Schauspielschule Wien“.
Heiko Senst: Schauspieler, Performer, Regisseur, 1968 in der DDR geboren. Ausbildung als Kellner, Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Seit 1994 Arbeit in Theater, Film, Funk und freier Szene. Professor für dramatische Kunst /performing arts an Kunstuniversität Graz.
Elisabeth Tambwe: Born in Kinshasa (DRC), Elisabeth Bakambamba Tambwe grows up in France where she study Fine Arts. In 1998,she obtains her Master degree in Plastic Arts with honors for her work of sculpture at the Tourcoing School of the Arts (FR). As a performer she keeps on llaborating with Robyn Orlin, Monika Ginterdsdorfer, and others artists. Her reflection in Fine Arts is based on organic architecture and her choreographic work is essentially oriented towards the sensitive and fragile dimension of the body. At the center of her work lies the critique of the concept of normality that she considers tyrannical and degrading. she is against a postcolonial exoticism, symptom of a globalizing process. Her new piece Congo na Chanel was shown in Wiener Festwochen in 2017. she live and work in Wien where she create a new Art -Space pluridisciplinaire Chateau Rouge.
Johannes Maile: Regisseur, Kurator, Veranstalter. Künstlerischer Leiter von WUK Theater/Tanz (2006 - 2013), Kurator Wiener Festwochen 2017. Gründer der Produktionsfirma PARTNER IN CRIME 2018. Zusammenarbeit u.a. mit God's Entertainment, FUCKHEAD, Elisabeth Bakambamba Tambwe und Monsterfrau.
Special Guests (Audio)
Gerhard Naujoks ist Schauspieler und Autor. Mitwirkung u.a. bei Projekten von Lars Moritz / Institut für Alltagsforschung, Hörspiele für Ö1 und NDR. Derzeit Arbeit am Theatertext "Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen."
Tamara Trojan geboren 1989 in Wien. Studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien. Seit 2016 Teilnahme an der Grundlagenausbildung der Theaterpädagogik am Institut für Angewandtes Theater. Regieassistenz bei „Die kleine Hexe“ (Dschungel Wien), „Halmet“, „Was ihr wollt“, „Alice im Wunderland“ (Theater Akzent) und Produktionsleitung in der freien Szene. Mitarbeit im Theaterverein Immoment. Derzeit Kursleitung vorwissenschaftlicher Kurse für Kinder im Alter von 6-10.