God's Entertainment: Convakatary Konak
God’s Entertainment machen WUK zum KONAK* zahlreicher Völker und Konfessionen, zu einem brodelnden Begegnungsraum, in dem sich nicht nur die Wege, sondern auch die Klingen von Okzident und Orient kreuzen. Als Zwischenweltler_innen übernehmen sie die Dolmetscher_innenrolle, um zwischen auseinander-getriebenen Welten, die sich plötzlich nicht mehr verstehen (und dabei so tun, als hätten sie sich niemals verstanden oder voneinander gelernt), eine Art Junktim zu schaffen, eine Verbindung, in der beide Seiten einander bedingen. Statt zu erklären, worin die Unterschiede zwischen Morgen- und Abendland liegen, schaffen sie ein imaginäres Zuhause aller Hierhergeworfenen, in dem das Anderssein nivelliert wird.
Anhand des Romans »Wesire und Konsuln« von Literaturnobelpreisträger Ivo Andric, in dem der Balkan als Zone des Dauerkonflikts zwischen Orient und Okzident beschrieben wird, werden Kontexte und Situationen geschaffen, in denen Identität in Bewegung gerät, der Gast zur_m Einwohner_in wird und umgekehrt, denn: Niemand weiß, was es heißt, die eine wie die andere (Welt) zu lieben und zu hassen, so hin und her zu wanken und zu taumeln ein Leben lang, eine doppelte und keine Heimat zu haben, überall zu Hause zu sein und ewig ein_e Fremde_r zu bleiben, kurz: zu leben, an das Kreuz genagelt, Opfer und Folterknecht in einer Person.
* Der aus dem Türkischen stammende Terminus Konak bezeichnet eine Residenz, Herberge oder einen Amtssitz. In Zeiten des Osmanischen Reiches diente der Konak als Aufenthalts- und Austauschort, an dem Wesire als höchste Vertreter des Osmanischen Reiches und westeuropäische Konsuln über die Zukunft der Völker des Balkans verhandelt haben. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern konnten nur mit Hilfe von Dolmetscher_innen durchgeführt werden, sodass diese vollständig auf die Übersetzungen angewiesen waren. Die Absichten und Ansichten über die jeweils Anderen waren somit stark von dem sprachlichen Transfer geprägt und beeinflusst. Selbst das Übersetzen wird als politischer Akt, als Agentur der Differenzen, als Suche nach Identität verstanden.
Über die Beteiligten
God’s Entertainment forschen interdisziplinär und in wechselnden Besetzungen an verschiedensten politischen und sozialen Themen unserer Zeit.
Sie zitieren so reichlich und ausufernd aus unser aller Popkulturwelt, dass die Bezüge prasseln wie bei den Simpsons. Man kann sich der Faszination und der Energie der Performances von God’s Entertainment nur schwer entziehen, immerhin fahren sie alles an Mitteln auf, was gegenwärtig zum ABC der Theateravantgarde gehört, sie manipulieren und verführen das Publikum, wo es nur geht. Dass nicht jede_r Zuschauer_in immer alles aufnehmen kann, wird bewusst in Kauf genommen: so überlagern sich Eindrücke, Bilder, Musik und Video zu eindrucksvollen und emotional dichten Theatererlebnissen, die sowohl für Theaterneugänger_innen, als auch für gewiefte Theaterwissenschaftler_innen reichlich Diskussionsstoff bieten. Ihre Arbeiten ernten Aufsehen, wie der HUMAN ZOO, der u.a. zum Donaufestival eingeladen war. Sozialausgegrenzte wurden aus dem Schatten in den Käfig beförderte – die Besucher_innen wurden so unmittelbar mit ihren eigenen Ressentiments konfrontiert.
Zur Unterhaltung der Götter ist dieses Theater wohl wenig geeignet; die wollen doch eher adoriert werden und nicht provoziert. Die Götter hassen jede aufklärerisch-kritische Aktion, weil damit ihre Macht geschwächt wird. Da fangen die Schwierigkeiten schon an, beim Versuch, God's Entertainment zu beschreiben, sie in irgendeinen vertrauten Zusammenhang zu stellen.