SOLO XIII – BASTIAN SCHWIND
Nur ein kleiner Kratzer reicht manchmal aus, um das Auge zu irritieren und aus einer Oberfläche ein Bild werden zu lassen. Bastian Schwinds Arbeiten sind keine Fotografien im herkömmlichen Sinne, sondern explorative und spielerische Auseinandersetzung mit der Materialität der Fotografie und ihren Praktiken und Prozessen.
Es ist gerade die flüchtige und transformative Materialität der digitalen Fotografie, die eine nostalgische Sehnsucht nach den auratischen Qualitäten analogen Filmmaterials auslöst. Alte Filme werden beispielsweise wegen ihrer spezifischen Farbigkeit von Fotograf:innen gesammelt, sorgsam in Kühlschränken aufbewahrt – doch weil sie so wertvoll sind, meist nie benutzt. Für die Arbeit killing my dead filmstock hat Schwind seine eigenen sorgsam gehegten Planfilme durchbohrt und zu einem fotografischen Objekt gemacht, das wie ein Totem diesen nostalgischen Fetischzauber bannen soll.
Nicht nur die Materialität der Fotografie selbst, sondern auch die Übersetzung von Materialität durch fotografische Prozesse spielt in den gezeigten Arbeiten eine wichtige Rolle. Immer wieder geht es um die Transformation der dreidimensionalen realen Welt in die flachen Bildoberflächen der Fotografie und die daraus hervorgehenden ästhetischen Effekte. In der gleichnamigen Arbeit werden Messpunkte des Schärfeprofils im Sucher einer Nikon D800 ganz materiell ins Bild gesetzt – als Messpunkte aus Edelstahl, wie man sie zur Geländevermessung benutzt.
Fotografie wird in Bastian Schwinds Arbeiten auch als etwas Skulpturales und Architektonisches begriffen. Der Wohnblock zeigt als eine Art „fotografisches Ready-Made“, wie Material, Objekt und Bild zusammenfallen können. Zu sehen ist das Foto eines Plattenbaus in Wien, das auf Barytpapier ausbelichtet, auf eine Aluplatte aufgezogen und dann in einen Betonrahmen eingegossen wurde.
Text Nicolas Oxen, Kultur- /Medienwissenschaftler und Philosoph, Düsseldorf
Seit 2010 wird jährlich eine der in der Fotogalerie Wien stattfindenden Ausstellungen einem/einer jungen aufstrebenden Künstler_in als Einzelausstellung gewidmet. Diese Ausstellungsreihe, SOLO, fungiert als Plattform und Sprungbrett für Künstler_innen, die gerade am Beginn ihrer Karriere stehen, aber bereits über ein umfangreiches Werk verfügen, das wir einer breiten Öffentlichkeit präsentieren möchten. Ziel ist es, eine nachhaltige Bekanntheit für die/den ausgewählte/n Künstler_in zu schaffen; dies inkludiert auch die Vermittlung von Kooperationen und Wanderschaften.