Engel in Amerika
In Tony Kushners Theaterepos ENGEL IN AMERIKA, welches 1985 zur Reagan-Ära und der sogenannten „Aids-Krise“ angesiedelt ist, lässt sich der korrupte Rechtsanwalt Roy M. Cohn, einer der wesentlichen Machtmakler der Republikaner, von seinem Hausarzt Leberkrebs diagnostizieren, weil Aids eine Sache für Leute sei, „die keinen Einfluss haben“. Ein schwules Paar trennt sich, weil der Gesunde die Nähe des an Aids Erkrankten nicht erträgt, und eine Mormonenehe zerbricht, weil der Mann seine wahre Neigung, Männer zu lieben, vor seiner Frau nicht länger verbergen kann.
In einer Zeit, in der es wieder verstärkt zu politisch autoritären Strukturen kommt, religiöse Gruppierungen versuchen, mehr Einfluss zu bekommen und ein konservativer Backlash zu beobachten ist, wirkt Kushners Stück zwischen Politik, Macht, Religion, Identitätspolitik, Orientierungslosigkeit und wieder zunehmender Stigmatisierung von Minderheiten wie das Stück der Stunde. Die Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage, insbesondere im Hinblick auf Homophobie und Rassismus, erschrecken und verstören.
Neben zahlreichen anderen Preisen wurde 1993 dem ersten des auf zwei Teile konzipierten Werkes, ANGELS IN AMERICA – PART ONE: MILLENNIUM APPROACHES, der Pulitzer-Preis verliehen.
1994 feierte ENGEL IN AMERIKA am Schauspielhaus Wien seine Österreichische Erstaufführung. Es war eine der ersten Aufführungen mit expliziert queeren Thematiken in Österreich, die medial breit rezipiert wurden. 2019 ist somit das 25-jährige Jubiläum dieses Stückes queerer Theatergeschichte.
Aus diesem Anlass wird der erste Teil von ENGEL IN AMERIKA unter der Leitung des Regisseurs und Künstlers* Thomas Thalhammer in Form einer szenischen Lesung nach längerer Zeit wieder dem Wiener Publikum präsentiert.
Gleichzeitig wird mit dieser Aufführung auch Queer Base unterstützt, um dem humanistischen Anliegen des Werkes auch in der Realität Rechnung zu tragen.
Queer Base – Welcome and Support for LGBTIQ Refugees ist eine Organisation von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Sie wurde im Jahr 2015 gegründet und setzt sich für Flüchtlinge ein, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität fliehen mussten.
Die Beteiligten
Alle an der Lesung beteiligten Akteur_innen arbeiten pro bono zu Gunsten von Queer Base.
Thomas Thalhammer ist Regisseur, Performancekünstler und Mentalist. Er studierte nach seiner pädagogischen Ausbildung Theater-, Film- und Medienwissenschaft und nahm Schauspiel- und Gesangsunterricht. Er war künstlerischer Assistent an der Vienna Musical School. Als Produktionsassistent und Dramaturg war Thalhammer für die Oper Klosterneuburg tätig. Schnell begann er auch mit eigenen Inszenierungen. Der Bogen spannt sich dabei von der Uraufführung des Kammersingspieles DAISYS KÖNIG in München über Aristophanes' WEIBERAUFSTAND bis zur Uraufführung von !ANGST! von Ursula Knoll im Dschungel Wien oder Heiner Müllers QUARTETT und KÖRPERGEWICHT. 17% von Ewald Palmetshofer. Als Mentalist entwickelte Thalhammer mehrere Soloprogramme, welche versuchen, Theater und Mentalmagie zu verbinden. Als Performancekünstler arbeitete er die letzten Jahre verstärkt mit dem Electro-Projekt Two Pigs Under One Umbrella zusammen und zuletzt als Ensemblemitglied von Saint Genet bei LIKE SHAPES IN DREAMS und FORGIVENESS.
Haymon Maria Buttinger: Ausbildung Konservatorium Wien; Ensemblemitglied Burgtheater 1993 – 1999 unter Claus Peymann; Engagements & Gastspiele u.a. Schauspielhaus Bochum – Thalia Theater Hamburg – Schauspielhaus Zürich - Theater an der Wien – Ronacher Wien; Stammgast Volkstheater 2009 – 2015 unter Michael Schottenberg; Auszeichnungen 2014 Dorothea Neff Preis & Nestroy Nominierung als bester Schauspieler für WOYZECK Version von Robert Wilson /Tom Waits Regie Michael Schottenberg; FILM / TV u.a. Schindlers Liste – Before Sunrise – Kriegerin – Ratrace (Hauptrolle) – Tom of Finland - Esel-carry on (Hauptrolle) – Der Hauptmann – Die totale Therapie - sowie div. Tatort, SK Kölsch, Polizeiruf 110 und SOKO Donau Folgen; Auszeichnungen Silver Spire Award at San Francisco Filmfestival 1999 für RATRACE Best of Festival Award at Palm Springs Filmfestival 2015 für ESEL
Cecilia Kukua Die Bühnendarstellerin wurde 1990 in Bozen geboren und absolvierte nach der Matura am Pädagogischen Gymnasium ihre Schauspielausbildung in Innsbruck und in Bruneck (Südtirol), mit Diplomabschluss in Wien 2014. Seit 2014 lebt sie in Wien und spielte in diversen Produktionen, darunter am Stadttheater Bruneck in „Sex in the Country“ als kubanische Migrantin (Regie: Hanspeter Horner, Choreografie Yukie Koji, Musik Aino Laos 2018), mit dem Theater zum Mitnehmen in Wien „Don Juan – oder die Kunst des Verführens“ (frei nach Moliére, Regie: Maria Ketscher 2017/18), im Theaterforum Schwechat die Zofe Lucietta in „Die neue Wohnung“ (Autor: Carlo Goldoni, Regie: Marius Schiener, 2017), im Theater am Kirchplatz, Schaan (LIE) in der Uraufführung „Die hohe Kunst des Wegschauens“ (Buch und Regie: Hanspeter Horner, Choreografie: Jacqueline Beck, 2017). Sie wirkte am Dschungel Wien bei der Stückperformance „Quartier 2030 - Die Stadt sind wir“ (Regie: Claudia Seigmann, 2016) mit und war im Freien Theater Innsbruck in der Uraufführung „Schwanenknochen“ (Autorin: Iris Schmied-Rios, Regie: Anna Mariani, 2015) zu sehen. Weiters am Stadttheater Bruneck in „23 People“ (Buch und Regie: Klaus Rohrmoser, 2015).
Im März 2019 war sie mit dem Projekt „Frau sein - Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang“ aktiv, eine szenische Lesung im Kunstraum Ewigkeitsgasse in Wien. Die Thematik rund um Frauen der Weltgeschichte wird sie auch in naher Zukunft mit Lesungen in Wien und Villach (NÖ) beschäftigen. Im August 2019 spielt sie als Ensemblemitglied des 'Theater für die Jugend' auf der Sommerbühne Leonberg in „The Shining“ (Regie: Mario Eick).
Tania Golden, geboren in Sydney, Australien, lebt und arbeitet in Wien. Ausbildungen zur Schauspielerin, Sängerin, Regisseurin und Kulturmanagerin erfolgten in Wien, Köln, und Los Angeles. Seit über 30 Jahren Bühnenerfahrung als Schauspielerin und Sängerin in freien Produktionen (Bronski und Grünberg „Wiener Blut“), Mittelbühnen (u.a. Drachengasse, Schauspielhaus Wien ) und in großen Häusern, u.a. Theater in der Josefstadt (9 Jahre Ensemblemitglied), Landestheater Salzburg (Festspiele), Vereinigte Bühnen Wien („Mozart!“ „Mary Poppins“), Theater der Jugend, Volksoper („Gypsy“). Arbeit als Regisseurin : „2001 Rabenhof, 2003 Schneiderei Schauspielhaus, 2004 Weinviertler Festival und WUK, Co-Regie bei den Shakespeare Festspielen auf der Rosenburg 2005+2006, 2007 beim Viertelfestival und in Wien, 2008 +2009 in Luxemburg, zuletzt am Kosmos Theater Wien. Zahlreiche Konzertauftritte als Pop-, Funk-, Soul- und Jazzsängerin mit verschiedenen Bands. Sie unterrichtet u.a. seit 2007 an der Schauspielschule Krauss.
Lisa-Maria Sommerfeld Geboren 1992 in Augsburg. 2014 Umzug nach Kärnten, Engagements am Stadttheater Klagenfurt, an der neuebuehnevillach und dem Klagenfurter Ensemble. Derzeit Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar (Abschluss 2020). In Wien Engagements an der Garage X , in zahlreichen Theaterproduktionen am Max-Reinhardt-Seminar (u. a. Dosenfleisch, Regie Thyl Hanscho; Die Frau vom Meer, Regie Maria Sendlhofer; Anatol, Regie Stefan Schweigert, Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner, Regie Anna Marboe) und am Volkstheater (die rote Zora, Regie Robert Gerloff).
Jan Walter, 1984 geboren in Trier, studierte Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf und Alicante. Sein Schauspielstudium absolvierte er an der Universität der Künste Berlin. Währenddessen spielte er am Maxim Gorki Theater und am Deutschen Theater Berlin. Mit dem 1. Ensemblepreis des 22. Theatertreffens deutschsprachiger Schauspielschulen wurde er 2011 in einer Produktion des UNI.T Berlin ausgezeichnet. Von 2012-2016 war er festes Mitglied des Ensembles des Landestheaters Niederösterreich, das für seine letzte gemeinsame Produktion 2016 den Nestroy-Preis gewann. Anschließend spielte er den "Karl Moor" in "Die Räuber" am Theater Bozen. In der Spielzeit 2017/18 wurde er dort als "Leon" in "der thermale widerstand" engagiert und am Salzburger Schauspielhaus für die Rolle des "Dorian Gray". Als Gast ist er immer wieder an der Bühne Baden und dem Theater der Jugend zu sehen. Neben Auftritten in Film, TV und Werbung ist er auch als Sprecher für Hörbuch und Radio tätig.
Gideon Maoz wurde 1987 im Saarland geboren. Nach Auslandsaufenthalten studierte er von 2008 bis 2012 Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Bereits während des Studiums war er unter Gastvertrag am Schauspielhaus Graz tätig und arbeitete am Theater im Palais mit Igor Bauersima zusammen. Für seine künstlerische Diplomarbeit "Fischfleisch" erhielt er 2012 ein einmaliges Sonderstipendium für herausragende künstlerische Leistungen der Kunstuniversität Graz. Ab 2012 war Gideon Maoz Ensemblemitglied am Schauspielhaus Wien, wo er u. a. mit den RegisseurInnen Barbara Weber, Michał Zadara, Alexander Charim, Kevin Rittberger und Robert Borgmann zusammenarbeitete. 2014 war Gideon Maoz für den Nestroypreis in der Kategorie Bester Nachwuchs nominiert. Seit 2015 ist Gideon Maoz freischaffend als Schauspieler und Sprecher tätig - so u.a. am Schauspielhaus Graz, Werk X Wien, Stadttheater Konstanz, Meininger Staatstheater. Als Sprecher für Hörspiele und Features ist er für unterschiedliche Radiosender engagiert gewesen (Ö1, WDR, HR).
Maria Astl, geboren 1991 in Wien, hat 2013 die Schauspielschule Krauss abgeschlossen und ist seitdem als freiberufliche Schauspielerin in Österreich und Deutschland tätig. Stationen: Innsbrucker Kellertheater, Theater Drachengasse, Theater in der Josefstadt, Salzburger Straßentheater, Komödie Bielefeld,... Seit 2016 ist sie Ensemblemitglied der Komödienspiele Porcia.
Jan Hutter Der Schweizer mit französischen Wurzeln schloss 2007 seine Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien ab. In seiner Wahlheimat Österreich spielte er unter anderem am Wiener Volkstheater, Werk X, Kosmos Theater, Raimundtheater, Theater Hundsturm , Rabenhof, Wiener Metropol, Theater der Jugend, Dschungel Wien, Next Liberty (Graz), Stadttheater Baden, Toihaus (Salzburg), ARGEkultur (Salzburg), am Wald4tler Hoftheater, und an der Neuen Bühne Villach sowie bei den Salzkammergut Festwochen Gmunden, den Festspielen Stockerau bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf sowie bei den Sommerspielen in Melk. Weitere Engagements führten ihn ans Bosnischen Nationaltheater Zenica, International
Theater Festival MESS in Sarajevo, Fringe Festival in Edinburgh. Neben der Bühne arbeitet Jan Hutter auch für diverse Film- & Fernsehproduktionen im Inund Ausland. Er spielte in der internationalen Koproduktion ‚Merry Christmas‘ welche 2005, für einen Oscar® in der Kategorie bester Fremdsprachiger Film nominiert war, sowie in der österreichischen Kinoproduktion ‚Gehen am Strand‘. Im TV war er zuletzt in den ORF Serien, Die Toten von Salzburg, Schnell ermittelt, Cop Stories und Soko Kitzbühl zu sehen. 2014 stand er für die amerikanische Serie ‚The Quest‘ in einer der Hauptrollen vor der Kamera. Mehr Informationen sind auf der Website www.jan-hutter.com zu finden.