Zerlegte Bewegungsmuster
In "what remains" hinterfragst du erneut das Wesen des Zirkus, nimmst Requisiten auseinander und setzt sie in neue Kontexte. Du befragst dabei auch deine eigenen Überzeugungen in Bezug auf Zirkus und zirzensische Kunst. Kannst du uns einen kleinen Einblick in das geben, was uns erwarten wird?
Arne Mannott: In "what remains" greife ich viele Dinge wieder auf, die ich schon in der vorangegangen Performance "circus" behandelt habe: Fragen nach dem Charakter und dem Wirken von zirzensichen Tricks. Ich versuche ein bisschen damit zu spielen, was die Leute - und auch ich selber - unter Zirkus verstehe(n). Dabei gibt es zerlegte Bewegungsmuster von mir zu sehen, mindestens 50 Keulenteile, die sich an kleinen Motoren drehen, ein bisschen Videokunst, ein paar Fotos, Sägespäne, und natürlich auch wieder Musik. Was für mich ganz spannend war, ist, dass ich eigentlich eine Ausstellung UND eine Performance erarbeitet habe. Die Besucher_innen könnten den Abend auch ohne mich verbringen, die Performance könnte sicherlich auch wiederum alleine stehen, gleichzeitig bedingen sich beide Teile und ich versuche sie bewusst zu verschmelzen. Das Ganze ist für mich auch ein großes Experiment, da ich zwar Erfahrungen mit Bühnenarbeiten und Ausstellungen habe, aber nicht mit der Verbindung von beidem.
Wie ist der Titel "what remains" entstanden?
Arne Mannott: Das Projekt ist der letzte Teil einer Reihe von Performances und Ausstellungen, in denen ich mich damit beschäftigt habe, was Zirkuskunst sein kann (für mich, für andere, gesellschaftlich). Somit ergibt sich jetzt die Frage, was von all dem übrig bleibt. Es ist eine Art Schlussstrich, und gleichzeitig soll es für die Besucher_innen ganz viele Denk- und Imaginationsräume öffnen und in die Zukunft hineinfragen.
Deine Vorbereitungs- und Probenzeit hast du ja nicht nur im Studio, sondern auch in der Werkstatt verbracht und gemeinsam mit Markus Liszt an den Installationen gearbeitet. Was habt ihr da so ausprobiert? Habt ihr einen genauen Plan gehabt oder auch experimentiert?
Arne Mannott: Beides. Wir hatten ein paar Konzepte und Ideen und dann hat sich alles natürlich ergeben. Ich habe es gerne mit einer Stückentwicklung verglichen, in der man ja auch mit einem groben Konzept und dramaturgischen Ideen reingeht und sich dann durch die Proben hangelt, ausprobiert, verwirft, schleift, baut, und wieder zusammensetzt.
"circus", deine letzte Produktion, haben wir 2021 lockdownbedingt als Livestream realisiert; damals durften bis auf das Produktionsteam keine weiteren Personen im Raum sein. Nun verschwimmen der Ausstellungscharakter der Installationen und deine Performance ineinander. Das Publikum ist dazu eingeladen sich im Raum zu bewegen und verschiedene Blickwinkel einzunehmen. welche Möglichkeiten eröffnen sich dabei für dich als Performer?
Arne Mannott: Ich kann ganz nah dran sein beim Publikum und sie auf eine sehr persönliche Art durch die Ausstellung lotsen, worauf ich mich sehr freue. Gleichzeitig versuche ich ein bisschen wegzukommen von der Idee, dass man durchgehend performt bzw. "da sein muss" für das Publikum. Ziel ist es, einen Raum zu schaffen, in dem die Besucher_innen sich gerne aufhalten und wo der Performer Angebote macht, aber auch immer wieder die Installationen und Objekte im Raum für sich sein lässt.