WUK-Sanierung: Wir gewinnen ein Stück Unabhängigkeit

Foto: Franziska Liehl

WUK-Sanierung: Wir gewinnen ein Stück Unabhängigkeit

Ein Gespräch mit Anna Resch, Projektleiterin der WUK-Sanierung, über den Fortschritt der Arbeiten.

Baustelle ist Realität und Metapher. Ein Ort des Unfertigen und des Übergangs, des Verschwindens und Entstehens, des Umbruchs und des Aufbruchs. Es ist ein Ort in Bewegung.

In den kommenden Monaten beschäftigen wir uns mit den Baustellen, die uns umgeben – in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in der Umwelt … Wir bedenken, was umgebaut und was abgerissen werden soll, untersuchen Bruchstellen und graben nach Alternativen.

In diesem Text widmen wir uns der realen Baustelle im WUK.

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Anna Resch ist als Projektleiterin der WUK-Sanierung zuständig für die Koordination des Riesenprojekts und fungiert als Kommunikationsdrehscheibe zwischen den Nutzer_innen der Räume im WUK und dem Generalplaner. Die Architektin gibt im Interview mit Elisabeth Maria Klocker einen Einblick in den Fortschritt der Arbeiten.

Anna, du bist Projektleiterin der WUK-Sanierung. Sind wir mit der Baustelle innerhalb des Zeitrahmens?
Anna Resch: Ja, das sind wir. Der Bauzeitplan wurde dieses Jahr sogar noch optimiert. Alles in allem schaut es gut aus und soweit man es jetzt sagen kann, sind wir für den Abschluss der WUK Sanierung im November 2023 gut in der Zeit.

Welche Sanierungsvorhaben werden realisiert?
Das sind die Fenster, die Fassade, die Dächer, die Elektro- und Wasserleitungen, die Heizung und Sanitärräume. Die Fluchtwege werden optimiert, eine Brandmeldeanlage errichtet und Barrierefreiheit geschaffen.

Gibt es Abstriche?
In der Planungsphase gab es immer wieder Ideen, die zusätzlich zur Basissanierung schön, praktisch und auch sinnvoll gewesen wären. Man musste jedoch auch schauen, wie sich diese finanzieren lassen. Das Gesamtbudget, welches von der Stadt Wien vorgegeben wurde, kann die eine oder andere Optimierung in der Basissanierung abdecken, aber keine größeren zusätzlichen Wünsche.

Photovoltaik am Dach

Welche Sanierungsvorhaben kamen hinzu?
Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Severin-Trakts ist neu dazugekommen. Sie kann einen großen Teil des Strombedarfs des WUK abdecken. Alle im Haus werden den Strom nutzen können. Der Strom wird in das System eingespeist. Wir nutzen, was wir gerade brauchen und der Überschuss wird ins Gesamtnetz der Wienenergie eingespeist. Das Lukrative daran ist, dass wir unabhängig werden von einem System, in dem Preise steigen. Wir gewinnen ein Stück Unabhängigkeit.
Zu Beginn der Planungsphase wurden auch alle Gruppen aufgerufen, zu überprüfen, ob sie etwas verändern wollen. Viele Bereiche wollen investieren. Ein Beispiel ist der Bereich Bildende Kunst (BBK), der die Teilung eines großes Ateliers in zwei kleinere beauftragt und finanziert. Auch der Kulturbetrieb investiert in eine neue Lüftung und Kühlung für den großen Saal, um der Überhitzung bei Veranstaltungen entgegen zu wirken.

Bei der Altbausanierung werden thermische Schwachstellen in der Gebäudehülle beseitigt. Wie schaut es im WUK mit der Fenstersanierung aus, werden überall neue Fenster kommen?
Grundsätzlich werden alle Fenster nach Möglichkeit erhalten und saniert. Das Gebäude ist ja als Gesamtes denkmalgeschützt. Nur diejenigen Fenster, die nicht mehr saniert werden können, werden getauscht und dem Original nachgebaut, so dass von außen das gleiche Gesamtbild erhalten bleibt. Die neuen Fenster werden nicht mehr als Kastenfenster ausgeführt, haben dafür aber eine Isolierverglasung mit einem besseren thermischen Wert.

Gibt es weitere Maßnahmen gegen die Sommerhitze?
Das Thema der Beschattung wurde am Anfang ausführlich geprüft und diskutiert. Ein effektiver außenliegender Sonnenschutz ist wegen des Denkmalschutzes nicht so leicht umzusetzen und technisch aufwendig. Das war finanziell nicht leistbar. Der Überhitzung entgegenwirken wird die neu eingebrachte Wärmedämmung in allen Dachböden.

Das Mittelhaus bekommt ein begrüntes Dach?
Ja, das wird sich im Sommer kühlend auf den Hof und die angrenzenden Räume auswirken.

Anna Resch (c) Susanne Senekowitsch

Positive Überraschungen und große Herausforderungen

Gab und gibt es positive Überraschungen, wenn ja, welche?
Ja, durchaus! Zum Beispiel, dass die Gruppen in den Ausweichquartieren zurieden sind. Ich bin überrascht, wie viele positive Rückmeldungen von Leuten gekommen sind, die sich jetzt in den Ersatzquartieren entfalten können. Es war für viele nicht so einfach, woanders hinzugehen und dort zu arbeiten. Ich freue mich sehr, dass der Großteil der WUK-Nutzer_innen in der Währinger Straße relativ gut mit der Baustelle bei laufendem Betrieb umgehen kann.

Was sind deine größten Herausforderungen im Hinblick auf die Baustelle?
Die größte Herausforderung ist noch immer, alle Menschen im Haus zu erreichen und Informationen weiterzutragen. Manche sind besser telefonisch oder per Mail zu erreichen, mit anderen ist es wieder einfacher, persönlich zu reden. Es gibt ständig kleine Veränderungen und Nachfragen von Seiten der Planung und der Baustelle. Ich versuche, diese möglichst zeitnah mit den Gruppen zu besprechen. Viele Punkte gehen auch einen gesamten Bereich an, da muss ich dann auf die Entscheidung beim nächsten Plenum warten.

Manchmal braucht der Entscheidungsprozess sehr lange oder bereits getroffene Entscheidungen werden nochmal überdacht. Solche Verläufe machen meine Arbeit dann sehr komplex, denn die Planung und Umsetzung geht mit großen Schritten voran. Der Baufortschritt muss weiter gehen und es darf nichts auf der Strecke bleiben. Dies ist wohl meine schwierigste und größte Aufgabe.

Nächste Schritte

Was steht im restlichen Sommer und Herbst an?
Die Fertigstellung des Severin-Trakts mit all den neuen barrierefreien Eingängen und dem ersten Lift, ebenso die Hofgestaltung vor dem Severin-Trakts. Überlappend mit der Fertigstellung startet im Juli die Sanierung im Prechtl-Trakt inklusive des Frauenzentrums. Dafür müssen neue Ersatzquartiere bezogen und Räume im WUK leergeräumt werden.

Ab wann ist der Severin-Trakt bezugsfertig?
Ab Anfang August. Anfang September finden wieder die ersten Veranstaltungen im Projektraum statt.

Wann kommt der Währinger-Trakt dran?
Im kommenden Jahr. Im Währinger-und Exner-Trakt startet die Sanierung gleichzeitig mit Mai 2023.
 

Persönlicher Ein- und Ausblick

Wie gehst du persönlich mit stressigen Situationen um?
Immer erstmal kühlen Kopf bewahren und differenzieren, ob ich sofort handeln muss oder auf Zeit plädieren kann. Dies habe ich in den vielen Projekten vor meiner WUK Tätigkeit gelernt und schon mitgebracht. Damit tue ich mir eigentlich recht leicht.

Mitte August gehst du in den Mutterschutz. Wer wird dich vertreten?
Es gibt eine ganz tolle Nachfolgerin. Sie wird sich ab Juli einarbeiten und spätestens Mitte August meine gesamten Agenden übernehmen.

Was hast du im Rahmen der WUK-Sanierung gelernt?
Ich habe viele neue Menschen kennengelernt und viel übers WUK erfahren. Alles, was ich mir in vorigen Projekten aneignen konnte, ist in die WUK-Sanierung eingeflossen. Das ist das Spannendste für mich. Ich lernte auch noch gelassener zu bleiben und selbst in stressigen Momenten nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Meine generelle Einstellung ist, nach vorne zu blicken und das Positive hervorzuheben.

Vielen Dank für das Gespräch.
 

Das Interview in voller Länge ist in WUK-Info-Intern 2/2022 erschienen.

Die Photovoltaik-Anlage und die Umstellung auf LED-Beleuchtung wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „WUK Klimafit" durchgeführt.

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