WUK-Sanierung: Unser Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft

WUK-Sanierung: Unser Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft

Ein Gespräch mit Anna Resch, Projektleiterin WUK-Sanierung

Ein Gespräch mit Anna Resch, Projektleiterin der WUK-Sanierung, über den Stand der Dinge und worauf sie sich besonders freut.

Baustelle ist Realität und Metapher. Ein Ort des Unfertigen und des Übergangs, des Verschwindens und Entstehens, des Umbruchs und des Aufbruchs. Es ist ein Ort in Bewegung.

In den kommenden Monaten beschäftigen wir uns mit den Baustellen, die uns umgeben – in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in der Umwelt … Wir bedenken, was umgebaut und was abgerissen werden soll, untersuchen Bruchstellen und graben nach Alternativen.

In diesem Text widmen wir uns der realen Baustelle im WUK.

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Anna Resch ist als Projektleiterin der WUK-Sanierung zuständig für die Koordination des Riesenprojekts und fungiert als Kommunikationsdrehscheibe zwischen den Nutzer_innen der Räume im WUK und dem Generalplaner. Die Architektin gibt im Interview einen Einblick in den Stand der Dinge und erzählt, was uns in den kommenden Jahren noch erwartet und worauf sie sich besonders freut.

Fast Halbzeit bei der WUK-Sanierung: Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Anna Resch: Nach einer sehr langen Planungszeit sind wir jetzt endlich in der Umsetzung. Das ist ein großer Schritt für das Haus, weil nun sichtbar wird, was bis vor kurzem nur auf dem Papier vorhanden war. Außerdem sind wir jetzt baustellenerprobt:  Es sind schon Nutzer_innen ausgezogen, es sind schon die ersten Arbeiter_innen gekommen. Mitten im Bauprozess wissen wir, dass Dinge funktionieren, die vorher ungewiss waren. Die Leute im Haus machen mit und geben ihr Bestes. Natürlich läuft nicht immer alles glatt, aber alles in allem ist es eine sehr positive Erfahrung.

Bevor wir über unsere nachhaltige und barrierefreie Zukunft sprechen, lass uns einen Schritt zurückgehen. Was hat überhaupt dazu geführt, dass du jetzt diese Großbaustelle managst?
Das Haus hat eine lange, sehr intensive Nutzung hinter sich. Das WUK besteht seit 40 Jahren, aber davor gab es hier schon eine Lokomotivteilfabrik und später mit dem TGM eine Schule. An vielen Ecken merkt man, dass es jetzt einfach an der Zeit ist, umfassend zu erneuern. Die Leitungen zum Beispiel sind nicht mehr zeitgemäß und müssen dringend ausgetauscht werden. Um einen Schritt in die Zukunft zu gehen und die weitere Nutzung zu gewährleisten, braucht es jetzt einfach eine großräumigere Sanierung, als nur an einer kleinen Stelle eine neue Steckdose zu montieren.

Das ist also auch eine Finanzierungsfrage. Die 22,38 Mio. Euro, die die Stadt Wien dafür zur Verfügung stellt, klingen erst einmal nach unfassbar viel Geld. Was ist damit möglich – und warum reicht es nicht?
Im Prinzip kann man unendlich viel Geld in das Haus stecken – es ist riesig und man könnte an jeder Ecke etwas machen. Grundsätzlich muss man unterscheiden: Manche Dinge müssen einfach jetzt gemacht werden, andere sind weniger dringend. Man-che Dinge betreffen wirklich das gesamte Gebäude nd andere nur Teilbereiche. Das Sanierungsbudget der Stadt Wien deckt den Grundstock der dringenden, umfassenden Maßnahmen ab. Die Währinger Straße 59 muss auch zukünftig sicher sein für eine Nutzung, und das beinhaltet sicheren Strom, richtige Fluchtwege, gute Beleuchtung und eine optimale Wasserzufuhr. Wien hat so tolles Leitungswasser, das soll im WUK auch durch die Leitungen bis zu den Wasserhähnen kommen. Stromleitungen, Wasser, Heizungen: Solche Dinge kann man nicht schrittweise in jedem Raum einzeln machen, sondern sie müssen im Rahmen einer Gesamtsanierung durchgeführt werden. Die Dächer und die Fenster müssen dicht sein und es darf nicht hineinregnen. Wo es feucht ist, braucht es Trocknungsmaßnahmen, um die Grundsubstanz aufrecht zu erhalten.
Aber es gibt noch viel mehr, das über diesen Grundstock hinausgeht. Wie es in den Räumen aussieht, vom Boden über die Türen bis zu den Leuchten, zum Beispiel. In so einem speziellen Haus wie unserem mit Werkstätten und Ateliers, Kindergruppen und Veranstaltungsbereichen braucht jeder Raum einen eigenen Feinschliff. Und dieser Feinschliff ist nicht in den 22,38 Mio. Euro enthalten. Dafür brauchen wir zusätzliche monetäre Ressourcen.

Beim letzten Fundraising-Aufruf haben wir konkret für den Umzug in die Ersatzquartiere gesammelt. Wohin sind die Beiträge unserer Spender_innen geflossen?
Eine derart große Sanierung wie unsere kann nur stattfinden, wenn die Räume temporär unbenutzt sind und alle Nutzer_innen für einen längeren Zeitraum ausziehen. Darum braucht es Ausweichquartiere: Zum einen für die Sicherheit der Baustelle und zum anderen, damit die Menschen im WUK ihre Arbeit fortsetzen können. Das war vor allem für den Severintrakt eine sehr komplexe Herausforderung. Diese erste Etappe hat den größten Bereich mit den meisten Nutzer_innen betroffen. Wir  können uns aber keine erstklassigen Räume leisten. Es waren daher Anpassungen nötig. In der Karl-Farkas-Gasse musste zum Beispiel für das Keramik-Atelier und Precious Plastic Vienna Starkstrom installiert werden. Dazu kommen natürlich die Miete und  Betriebskosten für die Ersatzquartiere, die eine zusätzliche finanzielle Belastung sind.

Wie hast du den Umzug erlebt?
Es war ein großer, emotionaler Prozess. Es wurde ja viele, viele Jahre über die Sanierung geredet. Als es dann tatsächlich darum ging, Hab und Gut in die Umzugskartons zu packen, war das für viele im ersten Moment besorgniserregend. Aber obwohl es am Anfang wie eine nicht zu bewältigende Aufgabe gewirkt hat, hat es schlussendlich gut funktioniert. Wir konnten zeitgerecht alle Stockwerke an die Bauleitung übergeben, sodass die Bauarbeiten im WUK beginnen konnten.

Gibt es Aspekte der Sanierung, die besonders herausfordernd sind?
Dinge und Rahmenbedingungen können sich extrem schnell verändern. Es ist zwar in der Planung relativ normal, dass man immer wieder auf neue Gegebenheiten reagieren muss. Was aber die WUK-Sanierung so komplex macht, sind die vielen unterschiedlichen Menschen und Bereiche, mit denen die Änderungen abgestimmt werden müssen. Die Sanierung fordert Leute auf, zu reagieren. Man muss sich schnell klar werden, was man will und was man braucht. Das führt  zu einer Lebendigkeit. Und ich habe das Gefühl, dass dieser Aspekt dem Haus sehr guttut. Die Menschen wollen wissen, was passiert. Klar, Veränderung ist nicht immer nur positiv. Da ist es dann meine Aufgabe, zu begründen, warum etwas passiert oder eine Notwendigkeit hat.

Das WUK bekommt ja nun eine Photovoltaik-Anlage – das wird auf jeden Fall eine positive Veränderung sein. Was passiert da genau in dieser nächsten Etappe der WUK-Sanierung?
Wir haben zwei Flachdächer im WUK, und auf beiden setzen wir zukunftsgerichtete, nachhaltige Maßnahmen um: Das Dach am Mittelhaus begrünen wir, und das größte und höchste Flachdach im WUK auf dem Severintrakt nutzen wir zur Energiegewinnung mit einer Photovoltaik-Anlage. Wir haben den durchschnittlichen Stromverbrauch des WUK berechnet und entschieden, dass wir diesen aus nachhaltigen Ressourcen beziehen wollen. Und genau auf diesen Bedarf ist die PV-Anlage ausgerichtet. Ich finde es spannend, wie wenig PV-Panele wir dazu brauchen und dass wir nicht einmal die ganze Dachfläche verbauen müssen. Das liegt sicher auch daran, dass das Dach in der Umgebung sehr hoch liegt und wir dadurch beste Voraussetzungen für einen sehr hohen Sonnenertrag haben, weil nichts im Schatten liegt.

Was bringt die Photovoltaik-Anlage dem WUK, den Besucher_innen, dem Bezirk, der Stadt?
Sie ist nicht nur ein Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft, sondern bringt dem WUK auch mehr Unabhängigkeit von fossilen Strom- und Gasquellen. Wir haben jetzt die Möglichkeit, selbst etwas dafür zu tun, dass die Klimakatastrophe abgewendet wird. Es passt einfach total gut zum Haus und bringt die Freiheit mit sich, unabhängig von einem größeren Netz zu werden. Und weil das WUK über die Grenzen  hinaus sehr bekannt ist und oft interpretiert, analysiert und nachgeahmt wird, wird unsere PV-Anlage auf jeden Fall eine Vorbildwirkung haben. Die Technik ist ja an und für sich nicht mehr neu, aber trotzdem ist noch viel Luft nach oben. In diesem Sinn kann unsere Umsetzung ein Anreiz für andere sein, sich das auch zu überlegen.

"Mit der Photovoltaik-Anlage leisten wir unseren Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise. Das Thema der Energieautonomie hat eine neue Dringlichkeit bekommen, weil es auch darum geht, sich aus der Abhängigkeit von autoritären Regimen zu lösen."
Vincent Abbrederis, Geschäftsleiter

Das Finanzierungspaket der Stadt Wien inkludiert die Summe für die Photovoltaik nicht. Warum machen wir das trotzdem?
Es spricht einfach alles dafür. Zum einen gibt es die Fläche, die sich dafür perfekt  eignet. Der Beitrag für die Umwelt ist uns wichtig. Auf lange Sicht gesehen rentiert sich das auch. Und weil es die Baustelle sowieso gibt, ist jetzt einfach der richtige Zeitpunkt dafür. Der Sanierungsprozess hat den Anstoß dazu gegeben, das Haus aus der Vogelperspektive zu betrachten und darüber nachzudenken, was man alles machen kann. Von der Photovoltaik und dem Gründach sowie der Erhaltung der Fassadenbegrünung bis zu den neuen Aufzügen und der Kühlung des großen Saals schauen wir auf alle Dimensionen und überlegen, was es braucht.

Was wird sich verändert haben, wenn die WUK-Sanierung abgeschlossen ist?
Wir werden Veränderungen wahrnehmen, aber es wird sich nicht ganz anders anfühlen, durch den Haupteingang in den Hof zu kommen. Die Atmosphäre, die Umgebung und die Menschen machen das WUK aus, und das wird auch so bleiben. An vielen Stellen wird es aber Verbesserungen geben. Wenn die Besucher_innen und Nutzer_innen nach der Sanierung zurück ins Haus kommen, werden sie an vielen Punkten die Themen Barrierefreiheit und Ökologie sehen, spüren und erleben können.

Vieles wird leichter zugänglich und intuitiver zu benutzen; man wird sich leichter zurechtfinden. Durch den Umzug und Rückzug ist viel in Bewegung gekommen. Viele Altlasten sind mit den Mulden abtransportiert worden. Was zurück kommt, ist wirklich wichtig und wird gebraucht.  Auch die Unterstützung untereinander und die vieler Freund_innen und Spender_innen war schön. Ich freue mich schon darauf, wenn der Alltag wieder einkehrt und  viele Gesichter zu sehen sind. Man merkt momentan nämlich schon, dass es leerer ist. Und es wird schön, wenn wieder alle zurück sind.

Interview: Astrid Exner

Photovoltaik-Anlage 30 Wp

Investitionskosten: EUR 57.456 (brutto)
Anlagenart: 3D, Netzge koppelte PV-Anlage mit elektrischen Verbrauchern
Gesamtverbrauch 388.528 kWh
V-Generatorfläche: 153 m²
Anzahl PV-Module: 84

Veranstaltungen während der Sanierung

Die WUK-Sanierung findet traktweise und bei laufendem Betrieb statt. Der Veranstaltungsbetrieb ist vorerst nicht beeinträchtigt.

Programmvorschau

(c) BOKEH designstudio

Anna Resch über Lifteinbauten

Barrierefreiheit gehört mittlerweile zum Glück zum Standard eines Gebäudes dazu. Das bedeutet, dass zwei Lifte eingebaut werden. Einer wird im Außenbereich sein, der andere in einem Stiegenhaus. Sie werden den Großteil des Gebäudes barrierefrei erschließen. Außerdem werden alle anderen Maßnahmen zur barrierefreien Nutzung eines  Gebäudes ergriffen, also etwa die Errichtung der passenden Sanitäreinheiten und die Umsetzung von Leitsystemen mit barrierefreien, taktilen Wegen, von der Währingerstraße bis zum Infobüro.

Anna Resch über Saalkühlung

Man hat in den letzten beiden Jahren gemerkt, wie wichtig eine gute Belüftung für Innenräume ist. Eine angenehme Temperatur trägt dazu bei, dass man sich in einem Raum wohlfühlt. Das gilt vor allem für die Veranstaltungsräume, wo es viele Lichtanlagen gibt und sich viele Menschen in  einem Raum aufhalten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diese mit einer zusätzlichen Kühlung  aufzurüsten. Weil es grundsätzlich wärmer werden wird, aber auch, weil ein gutes Raumklima bei Veranstaltungen wichtig ist.

Europavox Vienna 2016 / Steaming Satellites (c) Elisabeth Anna
(c) Elisabeth Anna

"Es gibt immer mehr Künstler_innen, die möglichst ökologisch auf Tour gehen wollen. Sie bitten um Glas- statt Plastikflaschen und Essen lokalen Ursprungs. Sie haben manchmal sogar Klappräder im Nightliner (der hoffentlich bald mit Strom fährt) dabei. Nachhaltig Konzerte spielen wird mit unserer neuen Photovoltaikanlage noch leichter. 'No future' war einmal! Jetzt heißt es frei nach Neil Young: 'Who‘s gonna stand up and save the Earth? This all starts with you and me.'"
Hannes Cistota, WUK Musik

(c) Gerhard Wimmer-Etz

Anna Resch über Veitschi

Das WUK ist ein Pionier in der Fassadenbegrünung. Wir haben darum schon im Planungsprozess extra Gutachten erstellen lassen, damit wir im Umbau optimal mit dem Veitschi umgehen können. Zuerst wurde der Wilde Wein in der kalten Jahreszeit zurückgeschnitten. Kleinere Verästelungen und Blätter wurden heruntergenommen. Wir mussten leider auch ein paar größere Triebe wegnehmen, weil Brandschutz und Sicherheit natürlich vorgehen. Dann wurden abschnittsweise an der Fassade Bereiche definiert, in denen ein Gärtner den Veitschi abnahm und sorgfältig in Vlies einpackte. Dahinter wurde die Fassade gereinigt. Danach wurde der Veitschi schnellstmöglich wieder zurück-gebracht und temporär an der Wand befestigt. Innerhalb von einigen Wochen wird er sich nun wieder selbst mit seinen Haftfüßen an der Mauer verankern. Jetzt ging es um die Begrünung am Prechtl- und Währinger-Trakt, 2023 ist der Veitschi am Mittelhaus Thema.

Die Photovoltaik-Anlage und die Umstellung auf LED-Beleuchtung wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „WUK Klimafit" durchgeführt.

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WUK-Sanierung

 

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