Was bringt Diversität überhaupt?
Fynn hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Ursprünglich aus Deutschland, besuchte er eine Privatschule, die hauptsächlich von Menschen mit ähnlichem Hintergrund besucht wurde. Nach dem Abbruch der Schule wechselte er zu einem Polytechnikum, wo er die Chance hatte, Menschen mit vielfältigen Erfahrungen und unterschiedlicher Herkunft kennenzulernen. Dort schätzte er besonders das gemeinsame Frühstücken, bei dem jede Person etwas Anderes mitbrachte.
Ein wichtiger Teil von Fynns Reise war die Auseinandersetzung mit seiner Geschlechtsidentität. Obwohl er binär als Mädchen erzogen wurde und mit weiblichen Stereotypen konfrontiert war, identifiziert er sich nun als non-binär, verwendet ein männliches Pronomen und hat sich einen neuen Namen ausgesucht, der besser zu ihm passt. Im WUK fand er die Akzeptanz und Unterstützung, die er brauchte. Dort wurde er mit seinem gewählten Namen respektiert, was ihm sehr wichtig war.
Nachdem er die Schule verlassen hatte, half man ihm bei WUK CoachingPlus bei der Suche nach einer Lehrstelle im Bereich Medien. Schließlich fand er bei sprungbrett für Mädchen* den richtigen Ort für sich. Seit September 2023 ist er dort und fühlt sich sehr wohl. Er ist nicht allein als non-binäre Person und schätzt die Gemeinschaft und Unterstützung.
Fynns Zukunftspläne sind vielversprechend. Ab Oktober 2023 plant er, die Maturaschule zu besuchen, um später Film zu studieren. Sein Traum ist es, eines Tages Filme zu drehen, möglicherweise sogar in London.
Fynn war aktiv im Jugendrat und hat im Verein Concordia Sozialprojekte Österreich Lernunterstützung gegeben. Er erzählt gerne über sich und seine Geschichte, er möchte Menschen über Non-Binärität aufklären. Dieser Text entstand aus seinem Wunsch heraus, mehr über sich zu teilen und dazu beizutragen, dass die Menschen mehr über dieses Thema erfahren.
Was bringt Diversität überhaupt?
Was bedeutet die Bezeichnung nicht- binär für dich?
Nicht-binär bedeutet für mich, dass man sich, beziehungsweise ich mich, nicht mit den Wörtern Mann oder Frau identifiziere, sondern mich eher auf einem Spektrum bewege und damit nicht in einem binären System wieder zu finden bin.
Was bedeutet Diversität für dich?
Diversität bedeutet für mich einfach nur Unterschiedlichkeit in verschiedenen Lebenslagen und mit unterschiedlichen Erfahrungen. Im WUK sehe ich sowohl Diversität im Team als auch bei den Jugendlichen.
Vielfalt in Teams und Problemlösung:
Tatsächlich haben diverse Teams oft einen Vorteil bei der Problemlösung. Verschiedene Hintergründe, Erfahrungen und Perspektiven bringen unterschiedliche Ideen und Herangehensweisen hervor, was zu kreativeren Lösungen führen kann. Dies kann zu einer besseren Entscheidungsfindung und Innovation führen.
Nutzen für eine größere Gruppe: Die Vorteile von Vielfalt in Teams erstrecken sich über die Gruppe hinaus. Wenn diverse Teams erfolgreich sind, können sie Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die die Bedürfnisse einer breiteren Bevölkerung besser erfüllen. Dies kann zu einer größeren Kundenzufriedenheit und schließlich zu höheren Unternehmensgewinnen führen.
Scheinbare Diversität:
Dieses Phänomen, bei dem ein Unternehmen äußerlich divers aussieht, aber in Schlüsselpositionen immer noch homogen ist, wird oft als "Diversity-Washing" bezeichnet. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass Vielfalt nicht nur oberflächlich ist, sondern in allen Ebenen und Entscheidungsprozessen verankert ist.
Warum es so lange dauert:
Die langsame Veränderung in Richtung Diversität in Machtpositionen kann auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. Dies schließt Vorurteile, Stereotypen und das Festhalten an bestehenden Hierarchien ein. Die Aufrechterhaltung des Status quo kann für einige bequem sein, während Veränderungen Unsicherheit mit sich bringen. Bildung, Sensibilisierung und gezielte Maßnahmen zur Förderung von Diversität sind erforderlich, um diesen Wandel zu beschleunigen.
Intergenerationelle Weitergabe von Positionen:
Das Phänomen, dass Kinder oft die beruflichen Pfade ihrer Eltern verfolgen, kann dazu führen, dass die Vielfalt in bestimmten Branchen oder Positionen begrenzt ist. Dies kann durch Bildungschancen und die Förderung von Vielfalt in Bildungseinrichtungen angegangen werden, um sicherzustellen, dass talentierte Individuen unabhängig von ihrem Hintergrund Zugang zu verschiedenen Karrieremöglichkeiten haben.
Insgesamt ist die Förderung von Vielfalt und Inklusion ein langfristiger Prozess, der Engagement, Bildung und gezielte Maßnahmen erfordert. Es ist wichtig, dass Organisationen und Gesellschaften diese Herausforderungen anerkennen und aktiv daran arbeiten, Vielfalt in allen Bereichen zu fördern, um von den damit verbundenen Vorteilen zu profitieren.
Was würdest du dir für die Stadt Wien bezüglich Diversität wünschen?
Ich finde Wien ist schon deutlich besser dabei als andere Städte. Allerdings sind auch in Wien viele Orte nicht barrierefrei. Beispielsweise sind Regenbogen Zebrastreifen zwar lieb gemeint, verwirren allerdings Assistenzhunde von beeinträchtigten Personen. Toiletten sind oft nur binär, viele Orte für Finta*s sind lediglich beschrieben als Orte für Frauen. Zusätzlich gibt es menschenfeindliche Demonstrationen, die in Wien zugelassen werden.
Wir wünschen Fynn alles Gute!
Text: Fynn Vögel, August 2023, Wien
Einleitungtext und Interview: Claudia Wantke, WUK CoachingPlus