Queer Museum Vienna: Queerstory
Anlässlich der Ausstellung „Queer Art Spaces Vienna 2023“ in der Kunsthalle Exnergasse erzählen Florian Aschka, Wilhelm Binder, Hideo Snes und Barbara Stöhr vom Queer Museum Vienna im Gespräch mit Kurator Francis Ruyter über die Idee des Queer Museums und die Arbeit des Kollektivs.
Ihr habt 2019 an der Ausstellung „Queer Art Space“ in der Kunsthalle Exnergasse teilgenommen. Hat das eine Rolle für die Gründung des Queer Museums gespielt?
Das Bedürfnis nach einem Queer Museum war schon länger da, die Ausstellung hat dann als Katalysator gewirkt. Beim Start des Queer Museums konnten wir die Facebook-Seite der Ausstellung übernehmen, die bereits mehr als 1000 Follower_innen hatte. Diese Sichtbarkeit war ein schönes Geschenk.
Wie ist die Idee zum Queer Museum entstanden?
Es gibt queere Räume wie das Schwule Museum in Berlin und das Leslie-Lohman Museum in New York City. AMOQA, das queere Museum in Athen, hat einen aktivistischen Kunst-Raum-Ansatz, der dem nahekommt, was wir jetzt sind. Wir nannten uns von Anfang an Museum, weil wir wussten, dass dieser Begriff problematisch ist und oft im Widerspruch zum Begriff „queer“ steht. Aus dieser Reibung kann man aber schöne Dinge machen. Wir müssen zeigen, dass queere Kunst und Kultur wichtig sind.
Wir probierten Verschiedenes aus, um unsere Vision zu zeigen. Im Volkskundemusem starteten wir mit Workshops. Es war uns wichtig, Kinder und Jugendliche einzubeziehen. Wir luden Lehramt-Studierende eines Seminars der Akademie der bildenden Künste ein, Entwürfe für kunstpädagogische Workshops für Jugendliche zu entwickeln, die sie dann mit uns im Volkskundemuseum umsetzen konnten.
Wegen der Pandemie musste das Volkskundemuseum mehrere Ausstellungen verschieben, wodurch Räume unbespielt blieben und wir die Gelegenheit bekamen, von Jänner bis August 2022 eine Serie von Ausstellungen zu realisieren.
Das Queer Museum ist ein Kollektiv. Wie groß ist dieses?
Die Kerngruppe umfasst etwa zehn Personen. Zusätzlich gibt es Leute, die uns helfen und zu Veranstaltungen kommen. Die großen Entscheidungen werden in der Regel im Kollektiv getroffen. Die Projekte werden dann von Einzelnen oder Kleingruppen bearbeitet. Wir treffen uns regelmäßig. Zu den Treffen laden wir Interessierte ein, Personen, die den Wunsch haben mitzumachen, um herauszufinden, ob das gegenseitig passt.
Es gibt keine Regeln, sondern eher leitende Grundwerte.
Was steht als Nächstes an? Was ist eure Vision für die Zukunft?
Vielleicht ein fixer Raum. Keinen zu haben ist eine große Herausforderung. Etwas, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir hier sind. Was soll ein Kunstmuseum sein oder nicht sein?
Wir wollen starre Hierarchien vermeiden, die ungerechte Systeme schaffen. Daher muss von Anfang an über Machtstrukturen nachgedacht und im Falle reagiert werden. Es wäre toll, mit dem Queer Museum in einen Gemeindebau zu gehen und damit an das rote Wien anzuknüpfen, in Form eines utopischen Bildungsortes zur Schaffung einer selbstbewussten queeren Gemeinschaft.
Sollte ein zukünftiges Queeres Museum eine Sammlung haben?
Diese Frage wollten wir bisher noch nicht abschließend beantworten. Es wäre aber natürlich schön, ausgestellte Werke oder Dinge aus der Ausstellungsserie zu haben, um sie für künftige Generationen zu bewahren und sich dabei einem möglichst diversen und inklusiven Sammelprogramm zu verschreiben.
Es gibt so viele Ideen, dass man sich leicht vorstellen kann, wie die Projekte der nächsten 80 Jahre aussehen könnten. Da queer sich ständig verändert, wird es unserer Meinung nach nie wirklich langweilig werden.