Neue Werkstätten für Anerkennung
Es ist zum Gemeinplatz geworden, dass Jugendliche besonders stark unter den separierenden Folgen der Corona-Pandemie leiden. Die psychologische Erklärung ist so trivial wie treffend: Junge Menschen brauchen junge Menschen, zum Austauschen bis Anbandeln. Ältere halten es, selbst als Griesgrame, besser länger alleine aus. Oft sind sie ja auch zu zweit oder für ihre Familien verantwortlich.
Dazu kommt: In jungen, immer wieder von den Kommilitonen isolierten, Seelen können die Schlingpflanzen der allgegenwärtigen digitalen Medien besonders böse wuchern. „Heute sind die Zeiten nicht günstig für die Entstehung von Individualität. Die Vernetzung aller mit allen ist die große Stunde des Konformismus.“ (Rüdiger Safranski in seiner Goethe-Biografie 2013).
Wer die konformen Ideale der Selbstverwirklichung nicht erreicht (was die Regel und nicht die Ausnahme ist), oder einfach mangels individueller Merkmale einer konformen Idee von Attraktivität nicht die ersehnte Aufmerksamkeit bekommt, steht vor dem Abgrund tiefer Frustrationen. Insbesondere junge, im Leben noch wenig fest verwurzelte Menschen vergleichen sich und vergleichen sich, oft, bis die Seele tief gekränkt ist.