Radikal menschlich

Ute Bock im Profil, Schwarz-weiss-Fotografie
© Verein Ute Bock

Radikal menschlich

Ute Bock

Zum Glück gibt es Menschen, wie Ute Bock, die nicht verstummen, obwohl Hass, Hetze und Fremdenfeindlichkeit immer mehr toleriert werden. Ein Portrait dieser bemerkenswerten Frau, von Jan Zaschkoda. Im Oktober findet Bock auf Kultur im WUK statt.

Demonstrationen gegen Flüchtlinge, Attacken gegen Helfende, Asylheime, die in Brand gesetzt werden, oder die offene Hetze gegen Asylsuchende im Internet sind Belege eines neuen Radikalismus, der von einem großen Teil der Gesellschaft toleriert wird.

Diese Toleranz gegenüber offenem Hass, der sich gegen Flüchtlinge und Schutzsuchende richtet, ist mitunter auch auf die politische Landschaft zurückzuführen, die dieser rechten und wutentbrannten Radikalität recht wenig entgegensetzt. Vielmehr sind es rechtsgelagerte Parteien, die die Angst vor Fremden und Flüchtlingen weiter schüren, indem sie vor radikalen IslamistInnen und ExtremistInnen warnen, die im Zuge des Flüchtlingsstromes unser Land unterwandern würden.

Zugleich gibt es diese negativ behaftete Radikalisierung der eigenen MitbürgerInnen, die Frau Bock an eine Zeit erinnert, die sie bereits als Kind miterlebte. Sie wuchs nicht weit vom Konzentrationslager Mauthausen auf und kann sich an eine ähnliche Stimmung in den 1940er Jahren erinnern. Wie die PolitikerInnen mit den aktuellen Problemen umgehen, ist für Frau Bock furchtbar. In dieser Hinsicht vertritt sie eine klare Linie – solange sie kann, wird sie alles tun, um gegen derart rechte und feindselige Einstellungen vorzugehen.

Auch ihre langjährige Arbeit mit Flüchtlingen entspricht nicht unbedingt dem politischen Mainstream und wird daher nicht immer gern gesehen. Dem sozialen und politischen Engagement von Frau Bock wurde auch mit Verachtung und Spott begegnet. „Die is deppad“, hat sie oft gehört, was ihren Einsatz nur verstärkte: „I hab ned nachgebn und dann hams mi einfach machn lassn.“ Vielleicht ist es ihr entschlossenes Auftreten, ihr unermüdliches Bestreben oder ihre sture und unbändige Entschlossenheit, sich für Andere einzusetzen, warum Frau Bock in ihrem Denken und Tun auch als radikal zu bezeichnen ist. Diese Eigenschaften, gepaart mit einer Prise gutem Schmäh, waren es wohl, die ihr verhalfen, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das auch in Zeiten, in denen Flüchtlinge nicht mit offenen Armen aufgenommen werden, einen fixen Platz in Wien eingenommen hat.

Vielleicht braucht es diese Art der positiven Radikalität in puncto Menschlichkeit, von Vertrauen und Herzlichkeit genährt, um rechtsradikalen Hasstiraden die Stirn zu bieten. Zum Glück gibt es Menschen, die angesichts der negativen Hetze nicht verstummen. Frau Bock zählt mit Sicherheit zu diesen Stimmen, die von der breiten Gesellschaft nicht nur toleriert, sondern mit Applaus gefeiert werden sollten.

Jan Zaschkoda, Verein Ute Bock

Bockwerk

ist ein neues Projekt des Vereins Ute Bock, mit dem Ziel, Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten. AsylwerberInnen dürfen in Österreich keiner regulären Arbeit nachgehen. Sie warten zum Teil jahrelang auf die Entscheidung, ob sie nun bleiben dürfen oder nicht. Diese Zeit ist geprägt von Untätigkeit und Langeweile. Bockwerk soll ein Ausweg aus diesem tristen Alltag sein.

Bockwerk ist Gast der selbstverwalteten Werkstatt für Holz und Design im WUK.

Bock auf Kultur I

Dawa, Clara Blume, Esteban’s
Do 15.10., Saal

Weitere Termine von Bock auf Kultur im WUK: Do 5.11. und Do 3.12.

Diese Artikel könnten dich auch interessieren:

Artikel lesen

Rechte Mädel, rechte Burschen

Mit der türkis-blauen Regierung sind Burschenschafter ins Zentrum der Macht gerückt. Demokratiepolitisch ist das höchst bedenklich.

Artikel lesen

Erster Oktober: Ein Vierteljahrhundert…

Michael Genner ist seit 25 Jahren bei „Asyl in Not“