Ich wollte verstehen

Ich wollte verstehen

Warum entscheiden sich zwei junge Menschen im Ungarn des Jahres 1973 dazu mittels Geiselnahme ihre Ausreise in den Westen zu erzwingen? Wie reagiert die sozialistische Macht darauf? In dem zeitgenössichen Musiktheater "Die Geiseloper" geht es um das Verstehen einer Tat und ihrer Beweggründe.

1973 nahmen im sozialistischen Ungarn die zwei Söhne eines wichtigen Parteifunktionärs die Schülerinnen eines Mädcheninternats als Geiseln. Sie wollten damit ihre Dissidenz in den Western erzwingen. Die Waffen für die Tat hatten sie von ihrem Vater gestohlen, dessen Stellung ihnen ein privilegiertes Aufwachsen in der Diktatur erlaubte. Nach fünf Tagen der Geiselnahme wurde der ältere Bruder, gerade einmal 19-jährig, erschossen; der jüngere der beiden verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Auf dieser wahren Begebenheit beruht die GEISELOPER | HOSTAGE OPERA. Der Komponist Samu Gryllus, von dem auch das Konzept zur Oper stammt, stieß zufällig auf den Stoff, in Form der Erinnerungen eines Neurologen, der zwei Tage lang mit den Geiselnehmern verhandelt hat. Der Arzt war es auch, der ihnen erklärte, warum eine Diktatur einer Tat wie der ihren nicht nachgeben könne: Binnen weniger Tage würden Geiselnahmen in allen Dörfern Ungarns folgen, denn fast jede_r wollte sich aus diesem System befreien.

Samu Gryllus erzählt im Gespräch, dass die ganze Geschichte etwas Irreales für ihn habe. Bei der Bearbeitung des Stoffes ging es ihm vor allem ums Verstehen: einerseits der Tat, andererseits des Systems, in dem sie passiert ist. Wie reagiert die Macht, die Diktatur darauf?

Für Regisseurin Brina Stinehelfer ist auch der Zusammenhang mit der jetzigen Situation interessant: Corona habe gewissermaßen die ganze Welt als Geisel genommen. Das Theater könne den Zwang zur Digitalisierung als Fesselung oder Möglichkeit begreifen.

Die Macher_innen der Geiseloper entschieden sich für Letzteres und produzieren anstatt eines Theaterstücks einen interaktiven Live-Film beziehungsweise eine digitale interaktive Oper. Das Programm SpatialChat erlaubt, anders als herkömmliche Videotelefonie-Programme, eine räumliche Positionierung, die auch das Hörerlebnis beeinflusst. Wie genau das Publikum in dieses immersive Erlebnis einbezogen wird, wollten die Produzent_innen noch nicht verraten. Am besten mit Kopfhörern dabei sein und überraschen lassen!


Franziska Köberl, Mareike Heitmann und Felicitas Lukas haben sich über den InsideOut WUK performing arts Club kennengelernt und dabei den gemeinsamen Wunsch entwickelt, einen Podcast zum Thema Performancekunst zu gestalten. Unterstützt werden sie dabei von der WUK performing arts Leitung (Esther Holland-Merten und Ulli Koch).

Performative Kunst kann überall stecken: Im alltäglichen Leben, in Kulturinstitutionen, im theatralen, musischen und bildnerischen Kontext, im privaten und im öffentlichen Bereich. Sie begeben sich auf die Suche und nähern sich dem Begriff Performancekunst über Theorie und Praxis an. Mittels Gesprächen, Interviews und durchs eigene Tun tauchen sie in eine vielfältige Welt.

Die Hörer_innen laden sie dazu ein, sie auf dieser Reise zu begleiten und selbst forschend tätig zu werden.

Auf folgenden Plattformen sowie dem Podcast-Reader eures Vertrauens findet ihr den Podcast:


Fr 10. / Sa 11. / So 12. Jan | 19:30 Uhr

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Fr 17. / Sa 18. Jan | 19:30 Uhr

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Do 13. / Fr 14. / Sa 15. Feb | 19:30 Uhr

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Mi 19. / Do 20. / Fr 21. Feb | 19:30 Uhr

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