Eine Sanierung ist per se nachhaltig
"Gebäude erzählen eine Geschichte. Das fasziniert mich", umreißt Anna Resch ihre Motivation, sich beruflich auf das Bauen im Bestand zu spezialisieren. Die Fäden der WUK-Sanierung laufen seit einigen Wochen bei der Projektleiterin Resch zusammen. Sie ist die Kommunikationsdrehscheibe zwischen den Nutzer_innen der Räume im WUK und dem Generalplaner. So stellt sie sicher, dass die kommenden Jahre im Zeichen der langfristigen Absicherung des WUK stehen.
Nachdem sich die Mitglieder des Vereins im Sommer für den Abschluss eines Mietvertrages mit der Stadt Wien ausgesprochen hatten, konnten die Planungsarbeiten für die damit einhergehende Sanierung des Hauses beginnen. "Wir machen eine detaillierte Bestandsaufnahme aller Baumaßnahmen und arbeiten an einem Bauzeitplan", fasst Anna Resch die ersten Schritte zusammen. Laut MA 34 soll die Generalinstandsetzung in der ersten Hälfte 2024 abgeschlossen sein.
Was macht eine Sanierung ökologisch?
Welche nachhaltigen Aspekte werden bei der kommenden WUK-Sanierung berücksichtigt werden? Diese Frage quittiert Schartner knapp und deutlich: "Bestandssichernde Maßnahmen sind per se nachhaltig. Zusätzlich wird eine energetische Verbesserung des Gebäudes den Verbrauch reduzieren."
Diesen Standpunkt vertritt auch der Physiker Simon Schneider. Er lehrt an der FH Technikum in den Bereichen Urbane Erneuerbare Energiesysteme und Smart City. Als Leiter des von der Stadt Wien geförderten Kompetenzteams für lebenswerte Plus-Energie-Quartiere nimmt er neben der energietechnischen auch eine sozialwissenschaftliche Perspektive ein. "Wie bringen wir unsere nationalen Klimaziele mit konkreten Anforderungen an einzelne Gebäude und Quartiere in Einklang?", fasst er seinen systemischen Arbeitsschwerpunkt zusammen.
Geht da noch mehr?
Die Klima-Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben den Bedarf an nachhaltigen Lösungen im Architekturbereich sprichwörtlich einzementiert – allerdings ist noch Luft nach oben. "Eigentlich ist der Gebäudebau einer der größten Verursacher der Klimakrise. Nachhaltigkeit ist dementsprechend ein Teil des Diskurses in der Architekturszene. Doch leider finden die Erkenntnisse noch nicht ausreichenden Niederschlag in der Praxis und in der Lehre", beschreibt Hannah Rade ihre Erfahrungen. Die ehemalige WUK-Schülerin studiert derzeit Architektur an der Akademie für bildende Künste. So bliebe man hinter dem eigentlich vorhandenen Wissen.
In den kommenden Jahren wird sich das Wiener Stadtbild jedenfalls auch aufgrund der Smart-City-Rahmenstrategie weiterentwickeln, die die Leitziele der Emissions- und Energiereduktion vorgibt. Für Simon Schneider wichtige, wenn auch nicht ausreichende Schritte hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft. Er hält fest: "Die Stadt kann das Problem nie alleine lösen, denn sie ist aufgrund der hohen Dichte sehr energieintensiv und kann ihren Energiebedarf erneuerbar nicht selbst decken. Eine ausgeglichene Ökobilanz lässt sich nur gemeinsam mit dem Umland herstellen."
Was kann also die WUK-Sanierung zu einer Verbesserung für Hausnutzer_innen, Grätzel, Stadt und Umwelt beitragen? Dem Architekten Hans Schartner fällt dazu eine Menge ein: "Das Gebäude soll zumindest für die nächsten 30 Jahre auf den aktuellen technischen Stand gebracht werden. Vor allem wird das die Gebäudetechnik, den Brandschutz, die Barrierefreiheit und die Sanitär-Bereiche betreffen. Auch die Standsicherheit des Gebäudes wird überprüft und, falls notwendig, verbessert. Für unsere Umwelt bringt das vor allem den Erhalt bereits investierter Ressourcen und einen geringeren Verbrauch zukünftiger Ressourcen."
Einblick: Astrid Exner