Eine aussichtsreiche Ausstellung in der FOTOGALERIE WIEN
Zu Beginn der Herbstsaison 2024 eröffnet die FOTOGALERIE WIEN die Ausstellung Aussicht mit Zimmer mit sechs Künstler_innen. Die Arbeiten verhandeln die Relation zwischen Innen- und Außenraum – architektonisch und psychisch. Der inverse Titel der Ausstellung deutet auf eine unkonventionelle Beschäftigung der Künstler_innen mit den Themen Innen- und Außenraum, Ein- und Ausblick, Öffentlichkeit und Privatheit hin. Die in den Arbeiten thematisierten Räume sind gekennzeichnet durch Fragmentierung, Leere, Immaterialität, Unschärfe oder Verschiebung. Es sind inhomogene Räume – und damit lebendige. Die gewonnenen Bilder sind meist abstrahiert, malerisch, ephemer. Realität und Fiktion vermischen sich, auch Licht und Farbe tun das Ihre dazu.
Es gibt kein Fenster ohne Raum, aber einen Raum ohne Fenster
Der Künstler Bernát Haupt hat eine fensterlose Höhle entdeckt, an der er die Thematik der Sehnsucht des Menschen nach einem stabilen Schutz- und Rückzugsortes behandelt hat. Die Fotos davon hat er mit Garn benäht, um damit jeweils eine andere Struktur zu formulieren, die seine immer neuen Wahrnehmungen des Raumes artikulieren sollen. Hélène Fauquet zeigt ein mit UV-Licht auf Holz gedrucktes Foto aus einer Serie von bleiverglasten Sichtschutzfenstern. Fenster, die normalerweise die Möglichkeiten des Raums erweitern, d.h. Luft und Licht spenden und sich nach außen öffnen, gewähren hier durch die fast undurchsichtige Oberfläche weder Ein- noch Ausblick. Esra Oezens Raumverständnis basiert auf einer Affinität zu Leere und Nicht-Geschehen. Wie ein Blick aus dem Fenster lässt sich ihr Foto Aufzeichnung verstehen: Hände, die ein Buch durchblättern – leere Seiten, denn die Bilder sind Scans von einem Kleinbildfilm, der nicht belichtet wurde. Nicht benannte Orte der Macht liegen der Serie Squares, Schwarz-Weiß-Collagen von Fotografien des Künstlers Kai Werner Schmidt, zugrunde. Von der Serie hebt sich die Arbeit Squares VI ab, die keine erkenntliche Architektur zeigt, sondern Bodenstrukturen von Wegen und Plätzen, die in Verbindung mit (Macht-)Orten stehen, wodurch eine abstrakte Wirkung erzielt wird.
Schöne Aussichten
Naturräume vermögen bei einer emotionalen Berührtheit ein In-sich-Hineinsehen und ein Reflektieren über das Sein zu erwirken. Von der Außen- zur Innensicht.Liesbet Grupping lässt in ihrem Fotografieprozess das Unberechenbare und Subjektive einfließen. Die Serie Alba zeigt Bergkämme und Hochebenen; durch die Überbelichtung des Himmels oder verschneite Flächen verlieren sie an Konturen. Eine abstrakte nächtliche Aufnahme des Himmels Untitled (Beauregard) wurde durch eine zu lange Belichtungszeit tiefblau. – Ein ganz anderer Zugang zu Naturräumen zeigt der dokumentarisch-fiktionale Film Elements of a Landscape über den mondänen Kurort Semmering vonLaura Nitsch & Barbara Juch. Hier wird durch die Negierung konventioneller Filmmittel und durch das Zerlegen des Materials eine alleinige Beschreibungs- und Darstellungsweise des Semmering aufgeweicht.
Aussicht mit Zimmer
Künstler_innen: Hélène Fauquet, Liesbet Grupping, Bernát Haupt, Laura Nitsch & Barbara Juch, Esra Oezen, Kai Werner Schmidt
- Di 10.9. bis Sa 12.10.2024
- Eintritt frei
- Fotogalerie Wien
Eröffnung
Mo, 9.9.2024, 19 Uhr
Einführende Worte: Petra Noll-Hammerstiel