Feelings Per Minute
Als Bands am Anfang ihrer Karriere beschäftigen sich Dives und Strandhase mit Studioaufnahmen und Live-Konzerten, aber auch mit ihrem ökologischen Fußabdruck. Beide Bands hätten im April im WUK spielen sollen – ein guter Anlass, sie zum Doppel-Interview donnerstags im Kaffeehaus zu treffen. Dass wenige Wochen die Welt aufgrund der Corona-Pandemie ganz anders aussehen würde, haben wir noch nicht geahnt.
Die Fastenzeit hat gerade begonnen und wenn dieses Interview erscheint, neigt sie sich dem Ende zu. Worauf verzichtet ihr?
Daniel Mendl (Strandhase): Momentan versuche ich, wenig Fleisch zu essen. Aber eigentlich faste ich nicht bewusst.
Viktoria Kirner (Dives): Man könnte auch außerhalb von christlichen Feiertagen reflektieren, was man zu sich nimmt. Dazu braucht es nicht unbedingt eine Fastenzeit, wo doch eh immer unnötige Trends und Zwänge geboren werden.
Tamara Leichtfried (Dives): Der Sinn vom Fasten ist ja, dass man sich Zeit nimmt, den eigenen Lebensstil zu reflektieren. Ich hab das nicht zur Fastenzeit gemacht, sondern den Geburtstag meines Bruders zum Anlass genommen.
Viele Bands machen sich Gedanken, wie sie ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können. Ist das etwas, was euch auch beschäftigt?
Wie nehmt ihr Auslandskonzerte ganz generell wahr?
Tamara: Unser erster Gig außerhalb unseres Dunstkreises war in Nordmazedonien. Es war ein extrem schönes Konzert, weil die Leute so erfreut darüber waren.
Viktoria: Wir haben nie geplant, eine richtige Band zu sein. Wir haben uns auf einem pink noise Girls Rock Camp kennengelernt, wo wir uns ohne musikalische Vorkenntnisse begleitet von Frauen ausprobieren konnten. Die haben zu uns gesagt: “He, traut euch, auch wenn ihr die Instrumente nicht perfekt spielen könnt. Es geht darum, dass ihr diesen Raum einnehmt.” Auf einer Bühne zu stehen und zu sehen, dass da Leute im Publikum sind, die nicht unsere Freunde sind, sondern die das einfach hören wollen, das hat uns extrem geflasht. Dass außerhalb von Wien, von Österreich jemand schon deine Musik gehört hat und dich einlädt, ist ein Geschenk.
In den letzten Jahren hat es in der lokalen Musikszene eine Bewegung hin zur elektronischen Musik gegeben. Kommen jetzt die Instrumente wieder zurück?
Ist Billie Eilish so ein neues Phänomen für euch?
Tamara: Sie mischt extrem viele Genres. Diese zerbrechlich weiche Stimme und gleichzeitig ist der Track im Hintergrund pushend.
Daniel: Das ist das Paradebeispiel dafür, was technische Produktionsmöglichkeiten ausmachen. Das wär vor einigen Jahren noch nicht möglich gewesen. Es zeigt, dass du nicht 50.000 Euro in eine Plattenproduktion stecken musst.
Viktoria: Wobei man schon sagen muss, wenn Billie Eilish eine Bass-Gitarre-Schlagzeug-Band hätte, dann wäre das mit der Produktion daheim im Wohnzimmer auch anders gewesen.
Habt ihr eine bestimmte Idee davon, wie es klingen soll, wenn ihr Musik aufnehmt?
Severin Steirer (Strandhase): Wir sind alle beeinflusst durch die Musik, die wir gehört haben.
Tamara: Ich finde es extrem spannend, wenn eine Band wie eine andere Band klingt. Ich wüsste zum Beispiel nicht, was ich machen müsste, damit ich absichtlich so klinge.
Viktoria: Wenn du so lange zusammenspielst, findest du irgendwann deinen Sound.
Wie war der Aufnahmeprozess bei euch?
In der Entstehungsgeschichte von Dives war, wie ihr schon angesprochen habt, das Girls Rock Camp wichtig. Wer hat Strandhase am Anfang gefördert?
Daniel: Am Anfang war es wichtig, dass wir einen großen Freundeskreis haben, weil so viele Leute zu den Konzerten gekommen sind. Außerdem haben wir uns in einer Szene bewegt, in der die meisten Leute Musik gemacht haben. Das hat uns sehr schnell zu den richtigen Leuten gebracht, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Unseren Manager Fred Schreiber haben wir über die Wirtin Daria vom Ungar Grill kennen gelernt.
Dives und Strandhase haben sich bisher nicht gekannt. Wie läuft man sich in der Musikszene über den Weg?
Wollt ihr auch noch eine Band droppen?
Viktoria: Ich möchte auf jeden Fall Farce und Fauna droppen, weil das klingt so nicht österreichisch, deswegen höre ich das sehr gern.
Ihr spielt beide im April im WUK. Was bedeutet das WUK für euch?
Dives hätten am 16. April im Rahmen der 15 Jahre Siluh Records-Labelnight im WUK spielen sollen. Die Veranstaltung wird am 25. Februar 2021 nachgeholt.
Strandhase hätten am 18. April im WUK ihr Debütalbum präsentiert. Das Konzert wurde auf den 3. September 2020 verschoben.
Interview: Astrid Exner