Dejan hat viele Fragen. Auf sämtlichen Medien-Plattformen, die er regelmäßig konsumiert, werben diverse Parteien und deren Proponent_innen in bunten Videos und Bildern um seine Aufmerksamkeit und seine Stimme. Was sie ihm nicht bieten, sind Erklärungen zu den grundlegenden Details. Wie funktioniert Wählen eigentlich? Was ist eine BIER-Partie? Wie viele Stimmen brauchen Parteien, um in den Landtag einzuziehen? Und wie entscheidet man eigentlich, wen man wählt?
Auch Zeynab ist mit dem Thema eher überfordert. Wenn sie in der Früh in den Kurs fährt, lächeln freundliche Damen und Herren sie von Plakatwänden herab an – Menschen, mit denen sie nichts weiter verbindet, und die nur eines gemeinsam haben: sie alle möchten Zeynabs Stimme.
Ali Reza hingegen ist top informiert. Er liest alle Berichte zur Wahl in Wien, die ihm unterkommen und würde eigentlich sehr gerne mitwählen – eine informierte Entscheidung könnte er mittlerweile leicht treffen. Leider geht es ihm wie jeder dritten in Wien lebenden Person: er ist von den Landtags- und Gemeinderatswahlen im Oktober 2020 ausgeschlossen. Er darf hier leben, arbeiten, Steuern bezahlen und Teil dieser Gesellschaft sein – aber das wahrscheinlich zentralste der demokratischen Rechte, das Wahlrecht, bleibt ihm, wie vielen anderen, verwehrt.