Der Kunst ihre Freiheit: Nachwuchsförderung im WUK
Egal, in welchen Bereich wir schauen: Die Wiener Szene ist klein, die Konkurrenz ist groß und Förderanträge beim Magistrat einzureichen muss auch erst mal gelernt sein. Selten stellt nicht nur die Finanzierbarkeit von künstlerischen Projekten eine große Hürde dar, sondern vor allem auch der Zugang zu professioneller Infrastruktur. Im WUK finden, ganz dem Gedanken als Kommunikationsort entsprechend, gleich zwei Förderprogramme Raum: Das WUK kooperiert mit den Plattformen Waves und Huggy Bears, die Musiker_innen bzw. Performer_innen unterstützen und einen wertvollen Beitrag zur Vielfalt der lokalen Szene leisten, indem sie jungen Talenten Chancen geben.
Einblicke in künstlerische Prozesse
Besonderes Augenmerk liegt bei Huggy Bears auf dem performativen Schaffensprozess: Laufend gibt es die Möglichkeit, Grundzüge einer Choreographie oder einzelne Szenen im Rahmen von Showings vor Publikum zu bringen und so wertvolles Feedback auf sich noch entwickelndes Material zu erhalten. Das Publikum wird somit in den künstlerischen Prozess miteinbezogen und es entsteht Raum für Austausch und Dialog. In der brut-Reihe „Handle with Care“, fester Bestandteil des Imagetanz Festivals, präsentieren die Huggy Bears-Künstler_innen erste Einblicke, im Herbst feiern die fertigen Stücke dann Premiere im Rahmen der Saisoneröffnung von WUK performing arts. Bewerben können sich Gruppen oder Einzelpersonen, die unabhängig von Genregrenzen performativ arbeiten möchten. Bisher waren Künstler_innen aus den Bereichen Tanz, Performance, aber auch Malerei und Multimediakunst dabei. So präsentiert das Programm einen Querschnitt durch Wiens junge Performanceszene und auch Unfertiges oder Experimentelles findet hier Platz.
Den geförderten Acts wird das Kennenlernen professioneller Strukturen, erste Berührungspunkte mit dem Musikmarkt und das Erleben einer Konzertsituation vor großem Publikum ermöglicht. Das Club- und Showcase-Festival findet jährlich im Herbst statt. Hier teilt sich der Nachwuchs mit größeren Acts eine Bühne, die besondere Mischung aus gehypten Bands und jungen Talenten sorgt für einen hohen Publikumsandrang und Neugierde aufseiten der Besucher_innen, die das Festival in der Rolle der Entdecker_in besuchen. Die Musikrichtungen reichen von Alternative, Elektronik und Rock bis hin zu Clubmusik.
Waves verteilt sich auf zahlreiche Bühnen etablierter Clubs und Off-Locations im gesamten neunten Wiener Bezirk, wobei das WUK mit seinem beliebten Hof das Festivalzentrum bildet. Nachdem das Festival 2011 am Donaukanal startete, sind WUK und Waves seit 2016 fest miteinander verbandelt. Diese langjährige Partnerschaft macht aus Sicht des WUK perfekt Sinn, wie Astrid Exner (WUK Kommunikation) betont: „Unsere DNA stimmt einfach überein. Sowohl dem Waves als auch dem WUK ist Nachwuchsförderung ein wichtiges Anliegen, das sich durch alle Programmschienen zieht.“ Durch die Kooperation mit dem WUK hat Waves außerdem einen Standort gefunden, der die umliegenden Locations verbindet und das Festival zentralisiert. So haben sich die Wege zwischen den Konzerten für die Besucher_innen deutlich verkürzt, das typische Venue Hopping mit dem „Ich hab mich verlaufen“-Problem aus den Anfangsjahren ist damit gelöst. Der Hof des WUK ist belebter Begegnungsort, an dem auch der Austausch und das Netzwerken leichter fallen.
Netzwerken, netzwerken, netzwerken
Waves-Gründer Thomas Heher, auch bekannt als Mitbegründer des Magazins The Gap, setzt mit dem betont internationalen Festival auf das Leitmotto „East meets West“: Jedes Jahr werden zwei Länder, die Ost- und Westeuropa repräsentieren, als Gäste eingeladen. Acts aus diesen Ländern sind im Programm vertreten und ihre jeweilige Musiklandschaft wird bei der Festival-eigenen Konferenz beleuchtet. Bei dieser treffen Nachwuchskünstler_innen, etablierte Musiker_innen aus Nachbarregionen, Labels, Booking-Agenturen und Musikfans zusammen. Die Einblicke in die Musikwirtschaft sind für angehende Musiker_innen besonders wertvoll und sie können direkt Kontakte knüpfen. So haben sich bei der einen oder anderen Konferenz Band und Booker_in, Musiker_in und Management gefunden, um gemeinsame Sache zu machen. Das Waves ist damit mehr als Branchentreff und im wahrsten Sinne des Wortes Musik-Talentbörse.
Text: Wera Hippesroither. Wera arbeitet am Zentrum Fokus Forschung der Universität für Angewandte Kunst Wien und verfasst ihre Dissertation an der Theaterwissenschaft der Universität Wien zum Thema „Performing Space: Zum Verhältnis von Performanz und Raum im ortsspezifischen Performancetheater“. Regelmäßige Theaterkritiken und Veröffentlichungen u.a. in Falter, PW Magazine, Programmheften und Fachzeitschriften.
Links
Huggy Bears
Di 21.9. bis Mi 22.9. sowie Fr 24.9. bis Sa 25.9.2021
Waves Festival
Do 9.9.2021 bis Sa 11.9.2021