Der fliegende Teppich. Bitte bleib in Wien

Ein Bild mit gezeichneten Stadtszenen, umgeben von arabischer Schrift

Der fliegende Teppich. Bitte bleib in Wien

Jugendcollege-Ausstellung im Wien Museum

Eine Ausstellung von Teilnehmer_innen des Projekts StartWien - Das Jugendcollege, kuratiert von Laleh Monsef, Rahman Hawy und Isabel Termini. Bis 3. Februar bei freiem Eintritt im Wien Museum zu sehen.

Beitrag von Eva Schneidhofer (WUK Bildung und Beratung) und Laleh Monsef (Trainerin und Fachkoordinatorin von Start Wien - Das Jugendcollege)

Rund um die Erzählung vom fliegenden Teppich aus Tausendundeiner Nacht haben Jugendliche für das Wien Museum eine Ausstellung gemacht. Am 22. Jänner wurde „Der fliegende Teppich. Bitte bleib in Wien“ eröffnet. Es war eine inspirierende und berührende Eröffnung und gleichzeitig ein gelungener Abschluss. „Der fliegende Teppich“ ist die dritte – und voraussichtlich letzte – Ausstellung, die mit Jugendlichen aus dem Projekt StartWien - Das Jugendcollege  realisiert wird.

2017 zeigten sie ihre Arbeiten bereits bei der Ausstellung „Lächeln und Tränen zwischen Da und Dort“ im WUK Projektraum, 2018 bei „Reach in, Reach out“ im Spektakel. Und es ist die letzte Ausstellungseröffnung im Wien Museum, bevor dieses auf längere Zeit wegen Umbaus geschlossen wird. Doch bevor sowohl das Wien Museum als auch das Jugendcollege in ihrer jetzigen Form die Türen schließen, wird gefeiert: die Arbeit der Jugendlichen, der Mitarbeiter_innen des Jugendcolleges und des Wien Museums und die Spuren, die bleiben.

Ein Details eines abstrakten gemalten Bildes
Ein gemaltes Bild von einer Wiener Straßenbahn

Als Gründer_innen des Ateliers, in dem die Arbeiten entstanden sind, erzählen Laleh Monsef und Rahman Hawy von dem Raum, den sie für und mit den Jugendlichen im Jugendcollege geschaffen haben. Im Atelier treffen sich die Jugendlichen einmal pro Woche für zwei Stunden. Es ist für sie ein Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und ihre Lebensgeschichte mit künstlerischen Mitteln reflektieren können.

Im Vorfeld der Ausstellung haben alle Jugendlichen das Wien Museum besucht und sich mit dem historischen Wienbild auseinandergesetzt. Dieser „institutionellen“ Darstellung setzen sie ihre Installation gegenüber, die die Realität der Flucht und die Erfahrung des Fremdseins in Wien thematisiert.

Die Aufschrift "Der fliegende Teppich" mit Pfeil am Boden im Wien Museum

Im zweiten Stock des Museums erhebt sich der fliegende Teppich mitten im Raum vom Boden bis zur Decke und schwebt über den Köpfen der Besucher_innen. An den Wänden hängen rund 20 weitere Gemälde und Video-Installationen der jungen Künstler_innen. In den Werken der jungen Erwachsenen, die über verschiedene Routen geflüchtet sind, geht es um Wien als ihren jetzigen Lebensmittelpunkt.

In den Arbeiten beschäftigen sie sich mit ihren Lieblingsorten, in Wien oder anderswo. Sie zeigen uns Orte, die sie an ihr ursprüngliches Zuhause erinnern, und Plätze, an denen sie sich heute gerne treffen. Dabei verweben sie Orte, Zeiten, Wirklichkeit und Fantasie miteinander.

Viele Kunstwerke sind „work in progress“, d.h. sie sind unvollendet. Das hat damit zu tun, dass die Jugendlichen oft nicht mehr zum Kurs kommen dürfen. Nicht alle Jugendlichen werden in Wien bleiben dürfen. Dass der fliegende Teppich in Wien bleibt, ist ihr Wunsch.

Die Ausstellung ist noch bis 3. Februar geöffnet, der Eintritt ist frei.

Ein Blick hinter die Kulissen

Die Jugendcollege-Trainerin und Ausstellungs-Kuratorin Laleh Monsef erklärt, was den Kurator_innen und Künstler_innen wichtig war:

Die Ausstellung haben wir nur für diesen Raum kuratiert. Was bedeutet das konkret? Die Kunstwerke korrespondieren mit Gegenständen und Gemälden aus der Sammlung des Wien Museums:
Die große Installation des fliegenden Teppichs, die bei der Flucht-Türe des Ausstellungs-Raums beginnt, wird von einem Modell der Stadt Wien aus dem Jahr 1852 empfangen. Wir wollten damit die Fluchtwege der Jugendlichen und die Brücke zwischen ihrer ehemaligen und jetzigen Heimat symbolisieren.
Es gibt Verbindungen zwischen den Bildern der Jugendlichen und jenen der Dauerausstellung. So korrespondiert etwa das Bild von Fahad Alsamarai mit einem Gemälde aus der Biedermeierzeit.

Darüber hinaus ist es die erste Ausstellung im Wien Museum, bei der Bildbeschreibungen in vier Sprachen vorhanden sind. Damit ist die Ausstellung für diverse Zielgruppen besser zugänglich.

Abschiebungen sind ein ganz wichtiges Thema. Wir haben das auch in Form von Video-Porträts mitgeteilt, da wir dieser Problematik ein Gesicht geben wollten. Unsere Jugendlichen integrieren sich eine Zeit lang in Österreich und werden abgeschoben. Darüber wird jedoch nur mit Zahlen gesprochen und nicht mit einer Geschichte. Das wollen wir ändern.

Die Jugendlichen stehen unter einem extremen Leistungsdruck. Sie haben viel weniger Chancen-Gleichheit. Sie sollen auch ein Raum bekommen, um kurz zu sich kommen zu können. Sie sollen auch diverse Optionen ausprobieren, um sich weiterzuentwickeln. Kunst wird immer als Erstes gestrichen, weil Deutsch, Mathe und Englisch "wichtiger" sind. Dabei könnte –  wie in dieser Ausstellung sichtbar ist –  in so einem Atelier so großartige Kunst geschaffen werden.

Last but not least: Kunst sollte und könnte als Beruf gewählt werden. Sie müssen nicht alle Bäcker_in und Mechaniker_in werden. Österreich braucht auch Vielfalt in der Kunstszene. Das muss promotet werden und das ist unsere Botschaft.

Mehrere Bilder hängen als "Fliegender Teppich" über den Besucher_innen

Teilnehmende Künstler_innen

Die Jugendlichen und Kurator_innen stehen auf der Bühne

Einzelwerke:
Diana Alo, Ikran Mahamad Ahmad, Abdirahim Omar, Fahad Alsamarai, Abdolkhalegh Bakhshi, Mustafa Wakili, Bella Tovmasyan, Waleed Al Salih, Mohammad Habach

Gruppenwerke:
Harum Hamiri, Diana Alo, Mamojan Ahmad, Tony Godwin Hoye, Anas Habach, Ghufran Shalash, Goran Majkic, Milica Micic, Sara Mohammed Abdul Rahman, Manar Talaee, Ali Tomgoev, Valmira Zulbeari,  Farishta Goibova, Jawad Hasani, Avin Shekh, Svetlana Staffova, Safi Ishak, Bella Tovmasyan, Abdolkhalegh Bakhshi, Mohamad Hami, Said Ali Musawi, Nilab Neyazi, Ayman Younis, Paul-Valentin Stanciu, Mosa Hasani, Mohammad Reza Yousufi, Abdolkhalegh Bakhshi, Mohamad Hami, Mursal Neyazi

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