Das messerscharfe Denken des Andrej Tarkovskys
Dein Stück trägt den Untertitel "Electronic Opera". Was können wir uns darunter vorstellen?
Thomas Desi: Electronic ist ein Hinweis auf mein Alter (!). Ich bin ja in den 1990er Jahren performativ sozialisiert worden und da war alles „electronic“: die music devices, Instrumente, etc. Wir haben jetzt auch noch einen Roboter auf der Bühne eingeplant, Moving head, videoprojektoren all over the place … Und das allein ergäbe ja schon eine Oper vom Aufwand her für uns. Aber es wird tatsächlich darin auch von zwei waschechten Opernsänger_innen von der Linzer Oper gesungen. Auch das ist eigentlich ein „Stil-Zitat“...
Was ist für dich das Faszinierende an der Person Andrei Tarkovsky?
Thomas Desi: Sein messerscharfes Denken. Außerdem bin ich nun schon seit über zwanzig Jahren immer wieder damit beschäftigt, da fasziniert einen wie mich schon die Faszination allein. Ähm...
Das Stück ist eine Verschränkung aus digitalen Einspielungen und realem Bühnengeschehen. Wie können wir uns diese Verschränkung vorstellen?
Thomas Desi: Ich werde doch hier nicht unsere Zaubertricks verraten! Nur soviel an dieser Stelle, dass wir einen interessanten Spiegel im Stück haben… und außerdem eine gewisse Mischa, die sich selbst vervielfachen kann. Und nicht zuletzt die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenkende Assistentin, wie heißt sie nochmal gleich… Siri? Alexa?… Hi there… wo ist mein…?!
Du schreibst, dass die Grenze, wer was zur Bühne und zur Musik beigetragen hat, fließend sind. Wie können wir uns eure Zusammenarbeit vorstellen?
Thomas Desi: Unsere Zusammenarbeit ist … fließend. Das will heißen, dass ich am Anfang jedes Arbeits-Threads etwas vorgeschlagen habe, Text, Musik, Szenen, Robotik, Bildideen, … die dann von den Partner_innen aufgegriffen wurden und selbständig entwickelt: die Musik von NIHE in Tallinn, die Projektions und Robotic-Ebene von Peter Koger, manches in der Solofigur gemeinsam auch in der Probenarbeit mit Gilbert Handler noch verändert, und natürlich aus den 7 Varianten des Sologesangs mit Gotho Griesmeier und Martin Achrainer, Operngesang, noch weiter fein getuned.
Und dann im „ Zusammenbau“ des Ganzen, wieder eine Art Ping-Pong mit Ansagen und loslassen… In dem Sinn finde ich das Arbeiten im freien Theater, Musiktheater eine Chance, tatsächlich so eine Art „Das-Ganze-Ist-Mehr-Als-Die-Summe“ Ding entstehen zu lassen. Das Problem des Künstlers ist manchmal seine Einsamkeit. Das Problem des Kollektivs ist die Nivellierung. Wenn’s gelingt, die Ideenkraft der Einzelnen mit der Umsicht des Kollektivs zu verbinden, freut das! Panta rhei ...