Virale Arbeitsmethoden

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spacelab in Zeiten des Corona-Virus

Rückblick auf die erste Woche Telearbeit bei spacelab.

Beitrag von Susanne Senekowitsch, AusbildungsFit spacelab

Wie führt man ein Projekt ohne persönliche soziale Kontakte weiter, bei dem es darum geht, Jugendliche in Form von Werkstätten-Training, Einzelcoaching, Lerncoaching und offener und aufsuchender Jugendarbeit zu unterstützen? spacelab ist ein Angebot, das sehr stark auf den persönlichen Kontakt aufbaut und jungen Menschen u.a. dabei hilft, sich wieder langsam an eine Tagesstruktur zu gewöhnen. Dies in einer Zeit weiterzuführen, in der fast alle herkömmlichen Strukturen außer Kraft gesetzt sind, stellt eine große Herausforderung dar.

Am Freitag, den 13.3.2020 wurde endgültig klar, dass aufgrund der starken Ausbreitung des Corona Virus auch bei AusbildungsFit spacelab die ganze Arbeit nur mehr in Form von Teleworking stattfinden konnte. Sehr schnell mussten neue Möglichkeiten gefunden werden, die Arbeit mit den Jugendlichen weiterzuführen. Nun ist die erste Woche geschafft und somit die Zeit für einen kurzen Rückblick gekommen.

Wie sahen die ersten organisatorischen Schritte zur Telearbeit aus?

spacelab hat als Kooperationsprojekt mit mehreren Trägerorganisationen besonders schwierige Bedingungen. Zuerst mussten die technischen Voraussetzungen für Mitarbeiter_innen per Remote Zugriff im Home-Office und für die Arbeit mit WhatsApp, Signal, Slack-Chat, Zoom und Jitsi geschaffen werden, um eine gemeinsame Struktur für die Arbeit mit den Jugendlichen sowie den Austausch im Team aufzusetzen und dabei trotzdem die datenschutzrechtlichen Bestimmungen einzuhalten. Sogar Teamsitzungen fanden über Zoom und Jitsi statt.

Noch am Freitag erhielten die Jugendlichen persönlich und per Infoblatt auf der Webseite die Information, wie es ab Montag weitergehen würde. Besonders wichtig war es natürlich, den Teilnehmer_innen zu vermitteln, dass es sich um keinen Urlaub handelte und sie weiter zu den Kurszeiten erreichbar sein mussten. Ihnen wurde versichert, dass sie auch weiterhin von allen spacelab-Mitarbeiter_innen betreut werden und weiterhin eine Form der Arbeit bei spacelab haben, die nun lediglich nicht mehr an den Standorten stattfindet.

Wie wird der Kontakt zu den Jugendlichen aufrechterhalten?

Schon in den ersten Tagen kristallisierte sich heraus, dass einige Jugendliche die Zeit nutzen, um bis Mittag zu schlafen. Deshalb wurde folgende Vereinbarung mit den Trainingsteilnehmer_innen getroffen: Sie müssen sich von Montag bis Freitag zwischen 9 und 10 Uhr bei ihren Trainer_innen melden. Der Hauptkontakt mit den spacelab-Mitarbeiter_innen stellt das Telefon dar. Aufgaben werden wiederum meistens via Email verteilt.

Die Jugendlichen, die in sehr gutem Kontakt mit spacelab stehen, erhalten aus allen Bereichen, das heißt aus dem Training, Wissen und Coaching Aufgaben, wie zum Beispiel Playmit.com, Interessenstest, Rechercheaufgaben, Erarbeitung von Berufsbildern etc., die sie bearbeiten und lösen müssen. Es gibt seitens der Mitarbeiter_innen viele Ideen für weitere Aufgaben, Lernplattformen, Videochat und individuelle Lösungen. Die meisten Jugendlichen schaffen es trotz der Reduktion auf das Smartphone auch recht gut, die Aufgaben zu erledigen.

Wie dies konkret aussieht, schildert eine Coach am Beispiel vom craft_lab bei spacelab_kreativ:
Im craft_lab gibt es eine WhatsApp-Gruppe. In dieser sind fast alle Jugendlichen, die auf unserer Liste stehen. Wir machen in diesem Forum unter der Woche täglich von 9:00 bis 9:15 eine Morgenrunde und von 15:00 bis 15:15 (bzw. am Freitag von 11:45 bis 12:00) eine Abschlussrunde. Jedes Modul gibt in Absprache im Werkstättenteam Hausaufgaben auf, welche entweder im Gruppenchat oder per E-Mail formuliert werden. Manchmal nur für einen Tag, manchmal für mehrere Tage. Manche sind für alle, manche sind individuell auf die einzelnen Menschen abgestimmt. So arbeiten sie zum Beispiel derzeit daran, sich für die Zeit, wenn wir uns am Standort wiedersehen, ihr nächstes Werkstück zu überlegen bzw. Skizzen sowie eine Materialliste inklusive Kosten zu erstellen. Sie beschäftigen sich jedoch auch parallel mit ihrem ökologischen Fußabdruck. Im Modul Coaching (und teilweise auch im Modul Wissenswerkstatt) gibt es zusätzlich mittels (Video-)Telefonie Einzelgespräche.

Auch eine Coach von spacelab_girls* berichtet, dass es eigentlich ganz gut läuft: „Wir stehen mit den _girls*  jeden Tag per Signal-Gruppen-Chat im Austausch. Die Teilnehmerinnen* nehmen dieses Angebot extrem gut an und zeigen sich sehr fit im Umgang mit dem Chatten, nona, und auch im Bewältigen der Aufgaben und Aufträge, größtenteils am Handy.“

Auch die Jugendarbeiter_innen sind weiterhin mit den Jugendlichen über verschiedene Kanäle wie Facebook, Instagram, WhatsApp oder Telefon in Kontakt. Neben Gesprächen werden auch alle möglichen Apps von, Drawl Stars, Uno, Draw Something oder Quizduell für gemeinsame Spiele genützt oder sogar Live-Videochats mit House-Party durchgeführt. Das Resümee der ersten Woche einer Jugendarbeiterin sieht folgendermaßen aus: „Die jüngeren sind gechillt und genießen die Zeit noch, einige wenige haben Langeweile und melden sich bei uns, viele sind sehr vernünftig und bleiben zu Hause. Manche gehen raus aber eben alleine und wenige treffen sich mit Freund_innen (einer hatte einen Todesfall in der Familie und packt alleine sein nicht) und jene die im Einzelhandel arbeiten bekommen Lob von vielen Seiten :)

Was sind die größten Herausforderungen?

Es war für die spacelab-Mitarbeiter_innen sehr fordernd, ein Programm für eine Betreuung, die es vorher nicht gegeben hat, von einem Tag auf den anderen zu entwickeln und es ist erstaunlich was in der einen Woche tatsächlich gelungen ist.

In den telefonischen Coachinggesprächen war unter anderen die derzeitige Situation bei vielen Thema. Die spacelab-Mitarbeiter_innen werden von Woche zu Woche schauen, wie es den Jugendlichen geht und die Angebote dementsprechend abstimmen. Es ist zu befürchten, dass die Motivation der Teilnehmer_innen mit der Dauer der Situation nachlässt und auch die Erreichbarkeit schwieriger wird.

Eine weitere Herausforderung stellt die Technik dar. Einerseits kämpfen die Mitarbeiter_innen mit Problemen wie einer Netzüberlastung und anderseits gibt es doch einige Jugendliche, die nur sehr eingeschränkte technische Möglichkeiten haben.

Die Jugendarbeiter_innen berichten, dass sich viele Jugendliche mittlerweile langweilen und in ein paar Fällen sogar mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind, weshalb sie gerade sehr viel Aufmerksamkeit und individuelle Beratung brauchen.

Und wie sehen das die Jugendlichen?

„Playmit ich komme!!!“

„Wer hätte vor zwei Wochen gedacht, dass wir auch aus dem Bett arbeiten können :)“

Was war gut diese Woche?

„Ich fand es gut diese Woche Online zu arbeiten, mal was neues.“

„ …dass ich mehr Zeit mit meinen Eltern verbringen durfte.“

„ …dass man die privaten Sachen gleich zu Hause machen kann.“

Was war nicht so gut diese Woche?

 „Ich fand alles okey bis auf paar Zeitungnews.“

 „…dass ich Aufträge per Mail oder telefonisch bekommen habe anstatt richtige Hand arbeiten zu dürfen und dass man nicht raus durfte wegen dem COVID.“

„:…dass ich nicht rausgehen durfte und über Coronavirus viel gehört habe.“

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