Let's talk about sex and art!
Warum habt ihr euch dazu entschieden eine Performance zum – grob umrissen – Thema Sexualität zu entwickeln?
Thomas Kasebacher: Sexualität ist ja etwas das uns alle berührt, oder alle berühren sollte – und wir hatten das Gefühl, dass es aber immer noch etwas ist, das nicht wirklich behandelt wird. Und dass es ein Thema ist mit dem wir uns nicht wirklich beschäftigen – ich verallgemeinere jetzt natürlich, aber auch in unserem Freundeskreis ist es immer noch etwas das, wenn überhaupt, eher im Verborgenen abgehandelt wird.
Wir interessieren uns in unserer Arbeit ja immer für das, wie wir heutzutage leben, und wie wir als Gemeinschaft mit Themen umgehen und stellen dann Fragen deren Antworten uns interessieren.
Sexualität und unser Umgehen damit sind immer noch ein Tabu – und wir hatten von Anfang an die Idee, dass wenn wir unserer Sexualität offener begegnen würden, unser Zusammenleben um einiges einfacher wäre.
Und so haben wir uns ein paar Fragen gestellt, auch uns selbst und sind zur Idee von HOT SPRINGS gekommen.
In der Ankündigung steht: „In der Performance sind das sexuell Explizite und das sprachlich Explizite Kehrseiten eines politischen Aktes der Enthüllung.“ Was genau meint ihr damit?
Thomas Kasebacher: Wir versuchen Sexualität als etwas Politisches zu sehen, oder besser gesagt zu untersuchen inwiefern Sexualität ein politisches Potential hat. Und da haben wir entdeckt, dass es eine Verbindung von Sprache und Sexualität gibt, und dass die Verbindung von Sprache und Sexualität eigentlich eine sehr enge ist. Einerseits werden durch Sprache Imaginationen aufgebaut, andererseits wird die politische Dimension von Sexualität durch Sprache auf verschiedene Art und Weise manifestiert. Das sprechen über Sexualität wird so zum politischen Akt, dem dann in weiterer Folge das Potential zur Veränderung innenwohnt.
Und das Enthüllen gefällt uns sehr. Wenn etwas enthüllt wird, dann bedeutet das, dass es einer Auseinandersetzung dazu bedarf. Und wir sehen Enthüllung und das damit verbundene Entblößen als etwas sehr Positives und Veränderndes und somit als etwas Politisches. Wir versuchen in unserer Arbeit Fragen zu stellen und sie in gewisser Weise im Prozess mit den Zuschauer_innen gemeinsam zu beantworten. Einen Raum zu bauen, der das auch zulässt.
Der Raum wird von Christina Jauernik gestaltet. Was könnte uns da erwarten?
Thomas Kasebacher: Ja – eben zum Raum… Oben meinte ich auch einen imaginären Raum, einen Raum, der vor dem geistigen Auge der Zuseher_innen entsteht... Im Konkreten gehen wir in HOT SPRINGS vom Theaterraum selbst aus – von dem Raum, den wir vorfinden, wenn wir die Black Box betreten. Und Christina Jauernik hat gemeinsam mit uns einen Raum gebaut, der vieles zulässt, der auf der einen Seite Teil der Black Box ist, und auf der anderen Seite auch einen veränderten Raum vorschlägt – und so auch andere Blicke und Denkweisen ermöglicht.
Der Raum, den wir in HOT SPRINGS vorschlagen, ist einerseits ein intimer Raum und andererseits auch ein öffentlicher Raum. So wie es auch im Thema der Performance eine der Fragestellungen ist – ob das an die Öffentlichkeit bringen erst die Auseinandersetzung mit Sexualität und somit die Freisetzung des politischen Potentials ermöglicht.
Es wird aber auch einen musikalischen Raum geben - eine Art von Score, der die Performance begleitet und strukturiert -und dieser wird von Lukas König gestaltet und live von ihm gespielt. Es ist das erste mal, dass wir in einer Performance mit live Musik arbeiten und wir sind sehr froh, dass es mit Lukas ist, der ein ausgezeichneter und versatiler Musiker ist.
Ihr nehmt das Publikum auf einen „Spaziergang in eine Welt der Wünsche und Vorstellungen“ mit. Wie kann das aussehen und wie werdet ihr diesen Spazierganz kreieren?
Thomas Kasebacher: Ob es ein Spaziergang wird, haha…, das wird sich zeigen. Vielleicht wird es eher eine Reise. Eine Reise, die auch nicht aufhören soll, wenn wir den Theaterraum verlassen. Aber halt nicht eine Individualreise...
Aber ja – wir sind schon an der Idee eines Spaziergangs interessiert. Die Idee im Rahmen einer Performance einen Ort zu schaffen in dem wir gemeinsam mit den Zuseher_innen Dinge untersuchen und betrachten können, finden wir sehr attraktiv. Die Metapher des Spazierganges ist deshalb interessant, weil es auch um eine Bewegung geht – und so auch um ein Erfahren von Raum und Zeit und um eine Veränderung von Sichtweisen. Und wir mögen das Tempo.