„Ich sehe meine Rolle als Impulsgeber.“
Was bedeutet es für dich Performance- und Medienkünstler zu sein?
Mein Hintergrund ist die Bildende Kunst und mit den Medienperformances bespiele ich einen Graubereich zwischen Bühne und Ausstellungsraum. Ich arbeite live mit Körper und Objekt, Video, Musik, Raum und Text.
Wie entwickelst du deine Performances?
Die Themen schwirren oft schon länger herum, sie sind ein Nebeneinander von offenen Fragen und visuellen Ideen. Die Performances entstehen im Proberaum durch das Testen und Kombinieren unterschiedlicher Elemente. Ich muss etwas gesehen haben, um sagen zu können, ob es funktioniert.
Meine letzte Arbeit shadow replay ist auch bei WUK performing arts entstanden. Es war eine Reflexion über mehrere längere Aufenthalte in Mexiko. Dabei wurde mir bewusst, wie ambivalent und problematisch meine privilegierte Stellung in diesem Land ist. Wie verhalte und positioniere ich mich als weißer Europäer an diesem Ort mit seiner bedrückenden Geschichte von Ausbeutung und Kolonialismus? Die Performance war ein digitales Schattenspiel aus Licht, Video, Sound und Stimmen. Es gab keine Performer_innen, die Schatten wurden zu Protagonist_innen.
Welche Themen greifst du in multitasking diaries, der Arbeit, die du im Februar im WUK zeigst, auf?
In der neuen Performance geht es um Überforderung im Anspruch an sich selbst und im Umgang mit Technik. Ich verwende Multitasking als ein Beispiel für die Übertragung technischer Begriffe auf menschliches Handeln. Ein Computer hat eine gute „Performance“, wenn er möglichst schnell zwischen verschiedenen Aufgaben wechselt. Wann ist für mich eine Performance gut und gelungen?
Die Logik der Maximierung erfasst in unserer Gesellschaft immer mehr Bereiche und alle scheinen damit überfordert zu sein. Zugleich kenne ich aus eigener Erfahrung diesen „Rausch“ des Machens, der durch die digitale Vernetzung noch verstärkt wird. Für meine Arbeiten betreibe ich einigen technischen Aufwand. Inzwischen habe ich meine Zweifel, wofür all diese Geräte und Apparate eigentlich stehen und inwiefern ich mich ihrer Logik unterordne. Jedenfalls werde ich in multitasking diaries nach einigen Jahren Pause wieder körperlich präsent sein und performen.
Und ein, zwei Lieder will ich auch singen.
Du arbeitest mit weiteren Künstler_innen zusammen. Wie können wir uns diese Zusammenarbeit vorstellen?
Zu Beginn steht die Frage, welche Elemente eine Arbeit benötigt und was ich dazu beitragen kann. In der Vergangenheit habe ich versucht (fast) alles selber zu machen und oft war ich dann mit dem Ganzen überfordert.
Bei multitasking diaries werde ich mit Oliver Stotz (Video und Musik) und Sabine Wiesenbauer (Licht) performen. Sabine Marte wird die Proben beratend begleiten und Chris Janka baut ein Objekt, das zu einem Werkzeug in der Performance wird. Alle Beteiligten sollen Raum für ihre Ideen haben und ich sehe meine Rolle als die des Impulsgebers für eine gemeinsame Linie.