Gesprächsdramaturgien
In deiner Performance geht es um das Scheitern in Gesprächssituationen. Was fasziniert dich an diesem Scheitern?
In der Performance geht es nicht nur um das Scheitern, sondern generell um die Situation der Konversation. Jedes Gespräch ist eine Art von Performance. Je nach Situation und Kontext schlüpfen wir in irgendeine Rolle. Jedes Gespräch, auch wenn es kein besonderes Ziel hat, bringt eine Möglichkeit von Scheitern mit sich. Zum Beispiel: ein Missverständnis, eine unangenehme Stille, ein Fauxpas, ein Streit. Ich finde diese Momente interessant, sie zeigen unsere verwundbare Seite.
Wie gehst du performativ an das Scheitern ran?
Ich konzentriere mich nicht besonders auf das Scheitern. Ich stelle einfach verschiedene Stimmen und Gesprächspartner_innen dar und versuche einen spezifischen Rhythmus von Gesprächen rüberzubringen. In jedem Gespräch gibt es Momente von Suspension, unangenehme Stille oder eine ungeschickte Themenwendung.
In deinem Text schreibst du „Das Stück fragt, ob die Wörter, die aus unserem Mund herausfliegen, das meinen, was wir meinen wollen“. Was meinst du damit?
Manchmal sagen wir kleine Unwahrheiten, Klischees, wiederholen automatisch irgendwas, weil wir mit den Gedanken irgendwo anders sind. Manchmal sagt jemand „Ich freue mich dich zu sehen“, aber der Klang der Stimme weist das Gegenteil hin. Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen, um die echte Intention zu verstehen. Und das ist auch gut so. Weil wenn alle sich ganz authentisch benehmen würden, wäre das unerträglich.
Worin siehst du die Schwierigkeiten in der alltäglichen Gesprächskultur?
Ich konzentriere mich nicht besonders auf Schwierigkeiten. Ich beobachte die Dramaturgie des Gesprächs: den Rhythmus, die Pausen, die Musikalität, allgemeine Themen. Das kann viel über jemanden enthüllen, auch wenn man die_den Gesprächspartner_in nicht so gut kennt. Oft liegen die echten Schwierigkeiten in den Menschen und deren Verhalten und nicht in den Gesprächen selbst.