Klingender Schrott

Metallschrotthaufen
© theater.nuu

Klingender Schrott

Ein Gespräch mit Sarah Gaderer und Laura-Lee Röckendorfer

Die Kindertheatergruppe theater.nuu verarbeitet Schrott zu einer Installation, die man auch anfassen darf. In ihrem performativen Stück werden Räume für Phantasien, Träume und individuelle Interpretationen geöffnet. Schon Kleinkinder werden so an eine Theatersituation gewöhnt, die Spaß und Mut macht.

"Das erste Theatererlebnis sollte etwas ganz Besonderes sein. Etwas Wunderschönes. Etwas Aufregendes, vielleicht auch etwas Unheimliches." So euer Pressetext. Wie habt ihr die Entscheidung getroffen ausgerechnet Theater für (Klein-)Kinder zu machen?

Unsere Idee war es, Performances zu entwickeln, die alle Sinne kitzeln. Dabei ging es uns weniger um Geschichten, die wir erzählen wollen, sondern mehr um sensorische und ästhetische Erlebnisse, die wir ermöglichen wollten. Stücke für Kinder haben uns schon immer begleitet – aber vor allem waren es jene Stücke für ein sehr junges Publikum, welche uns auf eine ganz besondere Weise berührt haben. Und so kam es, dass wir das einfach selbst ausprobieren wollten.

Inwiefern unterscheiden sich Performances für Kinder von Performances für Erwachsene?

Ich denke, die Performances müssen sich nicht zwangsläufig unterscheiden. Ein (heimliches) Ziel von uns ist es, dass die Performance ganz ohne Altersangabe auskommt und sowohl für erwachsenes als auch kindliches Publikum spannend, inspirierend, schön ist. Dennoch sind es immer Entscheidungen, welche bei Performances für Kinder getroffen werden müssen, v.a. wenn man für die Allerkleinsten konzipiert. Diese Entscheidungen betreffen vor allem die Bereiche Licht, Ton und Lautstärke. Aber auch die Auswahl des Themas. 

Weil ihr gerade Ton und Lautstärke ansprecht. Welche Rolle spielt Musik in euren Performances?

Musik ist großartig, eine Sprache die alle verstehen. Ähnlich wie die Sprache des Körpers. Wir sind jedoch beide keine Musikerinnen – umso mehr freut es uns, dass wir bei "Schrott" mit Manuel Riegler zusammenarbeiten können.

Kleinkinder sind wohl die unberechenbarsten Theaterbesucher_innen. Wie geht man mit besonderen Situationen während einer Vorstellung um?

Unsere Performances haben eine fixe Struktur und Dramaturgie, in der wir jedoch flexibel und empfänglich für den Aufführungsprozess bleiben können. Das ist uns sehr wichtig, denn der Kontakt zu unserem Publikum macht die Aufführung erst zu einem besonderen Erlebnis. Natürlich kommt es dabei schon mal vor, dass der/die eine oder andere Besucher_in mal über die Bühne läuft oder ähnliches. Das ist o.k. und oft auch wunderschön. Dennoch lernen wir von Vorstellung zu Vorstellung unsere Performance besser kennen und können so auf bestimmte Situationen (vorbeugend) reagieren – aber das Publikum ist immer neu und immer unberechenbar.

Von welchen spannenden und überraschenden Erlebnissen mit Kindern bei euren Performances könnt ihr berichten?

Da gibt es tatsächlich schon einige Anekdoten. Kurz vor Weihnachten haben wir in Skopje bei einem kleinen Theater Festival "Viduli" gespielt. In einem aufgelassenen Kino, es war furchtbar kalt im Saal, trotz Heizkanonen, die Kinder saßen in Winterjacken mit Mützen und Schal eingepackt auf ihren Stühlchen. Ein Junge wollte von Anfang an die Bühne nicht verlassen. Mehrmalige Versuche von uns und seiner Mutter ihn zu den anderen Kindern in den Zuschauerreihen zu begleiten sind gescheitert. Irgendwann haben wir es akzeptiert. Und das ganze Stück (45min) mit ihm auf der Bühne gespielt.

Im WUK Projektraum werdet ihr euer neues Stück "Schrott" uraufführen. Warum so ein außergewöhnliches Thema?

Wir gehen bei der Erarbeitung unserer Performances meistens von einem bestimmten Material und dem Umgang mit diesem aus. Wir beobachten uns und die Kinder gern beim lustvollen Umgang mit Dingen. "Schrott" unterscheidet sich jedoch von den vorherigen Stücken und Performances weil fast ausschließlich dieses Tun im Vordergrund steht. Der Reiz an diesem Material liegt einerseits darin, dass es nicht sofort mit Kindern assoziiert wird und dass unser Publikum dem Metallischen und Schrottigen während der Performance vielleicht das erste Mal begegnet. Andererseits finden wir es schön wenn es glitzert und glänzt.
Bei unseren Ausflügen auf Schrottplätze wurde uns auch ganz schnell klar, dass da so viel Magisches und Lebendiges, so viele spannende Handlungsmöglichkeiten und Geschichten drin stecken, dass wir uns ganz schnell verliebt haben. Und darum heißt "Schrott" auch so wie es heißt. Da steckt alles drin. Mehr braucht man dazu nicht sagen.

Wieweit sind die Kinder tatsächlich in die Performance/Installation involviert? Was erwartet Eltern und ihre Kinder, wenn sie zu eurer Performance kommen?

In unseren bisherigen Stücken oder Performances haben wir bereits versucht die Grenze zwischen dem Publikum und uns zu verkleinern, sie ganz aufzulösen war uns bisher jedoch noch nie so richtig möglich. In "Schrott" sollen Publikum, Performer_innen und die Installation selbst beinahe ebenbürtige Partizipient_innen der Performance sein. Wir entwerfen zwar im Vorhinein einen Handlungsbogen, ein dramaturgisches Gerüst, an dem wir uns anlehnen könnten, wenn das Publikum die Performance jedoch davon weglenkt, gehen wir auch gerne mit. Viele Eltern finden das dann gruselig, haben Angst dass sie spielen müssen. "Schrott" ist aber kein Mitmachtheater, oder ein Stück, in dem Kinder oder Eltern auf die Bühne geholt werden, sondern ein gemeinsames Tun und Werkeln, das Erkunden in einem von uns vorbereiteten Raum.

Dürfen Kinder eure Performances zuhause nachmachen?

Ob sie dürfen entscheiden nicht wir. Wir können nur sagen, dass unsere Kinder (1,5 und 2,5) oft mit uns in der Werkstatt und im Proberaum sind und sie da auch Sachen ausprobieren bei denen man auf den ersten Blick vermutlich etwas erschreckt, weil sie gefährlich aussehen. Die Erfahrungen, die wir machen zeigen, dass Kinder sehr gut wissen wo ihre Grenzen sind und viele können Gefahren oft schon sehr bald einschätzen. Das heißt natürlich trotzdem nicht, dass alles 1:1 nachgemacht werden kann. Auch während der Performance ist es wichtig, dass die Eltern sich nicht ausklinken, sondern ihre Kinder aufmerksam begleiten.

Zwei Kinder, die mit Rädern, Röhren u.ä. spielen.
© theater.nuu

Dürfen Kinder eure Performances zuhause nachmachen?

Ob sie dürfen entscheiden nicht wir. Wir können nur sagen, dass unsere Kinder (1,5 und 2,5) oft mit uns in der Werkstatt und im Proberaum sind und sie da auch Sachen ausprobieren bei denen man auf den ersten Blick vermutlich etwas erschreckt, weil sie gefährlich aussehen. Die Erfahrungen, die wir machen zeigen, dass Kinder sehr gut wissen wo ihre Grenzen sind und viele können Gefahren oft schon sehr bald einschätzen. Das heißt natürlich trotzdem nicht, dass alles 1:1 nachgemacht werden kann. Auch während der Performance ist es wichtig, dass die Eltern sich nicht ausklinken, sondern ihre Kinder aufmerksam begleiten.

Das Gespräch führte Ursula Winterauer.

theater.nuu: Schrott (ab 2)

Mi 22.3., 10 und 16 Uhr, Projektraum
Do 23.3., 9, 10.30 und 16 Uhr, Projektraum
Fr 24.3., 9, 10.30 und 16 Uhr, Projektraum

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