H.P. Lovecraft: Grell und Dunkel
Erik Kriek: Ich bin ein sehr positiver Mensch
Der niederländisch-finnische Comic-Künstler Erik Kriek ist seit seiner Kindheit fasziniert von Horror- und Gruselgeschichten. Im Rahmen des Literaturfestivals „Twee buren, één taal – Zwei Nachbarn, eine Sprache“ wird er aus seinem Werk „H.P. Lovecraft. Vom Jenseits und anderen Geschichten“ lesen.
Du wurdest 2008 bereits mit 42 Jahren mit dem höchsten niederländischen Comicpreis "Stripschapprijs" für dein Lebenswerk ausgezeichnet. Wann hast du mit deinen ersten Comics begonnen und haben deine Eltern dieses Talent gefördert?
Ich habe immer schon gezeichnet, aber mit Comics habe ich erst 1994 begonnen. Das war nach meinem Abschluss an der Kunsthochschule. Ich wollte immer gern Illustrator werden, und Comics sind mir immer wieder begegnet auf meinem Weg. In der Familie meiner Mutter gibt es viele Künstler und Künstlerinnen. Meine Eltern sind immer sehr stolz auf mich gewesen. Meine Schwester ist ebenfalls Künstlerin und mein Bruder ist archäologischer Illustrator.
Der amerikanische Autor Howard Philips Lovecraft gilt als der einflussreichste Horrorautor des 20. Jahrhunderts, der ein sehr einsames und kurzes Leben hatte, und posthum mehr als hundert Erzählungen hinterließ. Wie erfolgte deine Auswahl für „Vom Jenseits“? Was interessierte dich an Lovecrafts kosmischem Horror am meisten?
Lovecraft schrieb in den 20er und 30er Jahren, einer Zeit, in der die Genrebegrenzungen noch nicht definiert waren. Stärker noch: Er hat sie gestaltet! Ich habe also versucht fünf Geschichten zu nehmen, die alle Genres, die H.P. geschrieben hat, repräsentieren: Science Fiction, Fantasy und Horror. Natürlich spielte auch meine persönliche Auswahl eine Rolle und ebenso der technische Aspekt; nicht alle Geschichten sind grafisch umsetzbar.
Es ist bekannt, dass du seit deiner Kindheit ein Faible für Horrorgeschichten hast. Woher kommt diese Faszination fürs Makabre und die große Liebe für das schwarze Genre?
Jeder fragt mich das, aber ich fürchte, ich habe keine passende Antwort darauf. Ich habe Angst vor Gewalt. Wenn ich z.B. in der Stadt einen Unfall sehe, mache ich mit dem Rad einen großen Bogen darum. Ich kann kein echtes Blut sehen. Wenn es aber in der Vorstellung Gewalt gibt (und für mich ist diese Grenze zwischen Fiktion und Realität absolut!), dann kann es für mich richtig schaurig sein. Ich bin ein sehr positiver und glücklicher Mensch, darum habe ich vielleicht diese Faszination zu düsteren Geschichten. Ich weiß es einfach nicht.
Für dein neuestes, mittlerweile sehr erfolgreiches Werk „In the Pines“ greifst du die Tradition der amerikanischen Folksongs auf. Es handelt von Mördern, Liedern und Mädchenleichen, denen du ein schauriges Denkmal setzt. Du hast die Folk- und Bluegrasssongs als Ausgangspunkt für deine eigenen Geschichten benutzt? Worin lag da der Reiz?
Frage Comiczeichner und jeder sagt das Gleiche: Musik ist ein sehr naher Freund beim Arbeiten. Es sind ja doch viele, viele Stunden, die man ganz alleine am Zeichentisch verbringt. Ich mache eigentlich länger Musik als ich Comics zeichne. Ich habe mit meinem Bruder zusammen lange Zeit in einer Folkband gespielt: also Country, Folk, Bluegrass, Americana. Das ist eine alte Leidenschaft von mir. Die Texte mancher Lieder sind wie kleine, komprimierte Romane. Wenn ich zuhöre, sehe ich die Bilder in meinem Kopf. Es war also ein kleiner Schritt das in eine grafische Form zu bringen. Ich habe dabei einen Stil gesucht, der ein bisschen dem Holzschnitt und Siebdruck ähnlich ist.
Dem Comic ist eine CD beigefügt, auf der du zusammen mit einer Band diese Songs aufgenommen hast. Wie entstand diese gemeinsame Arbeit?
„The Bluegrass Boogiemen“ sind eine sehr erfolgreiche Band in Holland (und in den USA), und es sind auch gute Freunde von mir. Die CD war so ein tolles Angebot von ihnen, da konnte ich doch nicht nein sagen!
Wie muss man sich eigentlich eine Comic-Lesung vorstellen?
Ich weiß es auch nicht. Wir werden mal schauen wie das geht!
Erik Kriek liest am Fr 7.10. im im Rahmen der 22. Kinder- und Jugendliteraturwoche "Tweeburen, één taal" im WUK, Museum.
Robert Stähr lebt und arbeitet als literarischer Autor und Lektor in Linz.