Musik, die das Jetzt einfängt

Musik, die das Jetzt einfängt

20 Jahre JazzWerkstatt Wien

Seit Jänner feiert die JazzWerkstatt Wien als eine der wichtigsten Musikinitiativen 20 Jahre Existenz. Vom 17. bis 21. September 2024 findet ein fünftägiges Festival unter dem Motto: ALL THE THINGS YOU ARE statt. Zu Beginn des Festivals kehrt die JazzWerkstatt an ihre Gründungsstätte zurück: Das erste JazzWerkstatt Festival fand 2005 im WUK Museum statt.

2004, Daniel Riegler, Peter Rom, Bernd Satzinger, Clemens Salesny, Wolfgang Schiftner und Clemens Wenger treffen sich in einem Café. Es muss etwas geschehen, in der heimischen Musikszene, so der gemeinsame Tenor. Ein Jahr später, 2005, findet im WUK Museum zum ersten Mal das Festival statt und legt damit die Basis für die heimische Jazzszene. Clemens Wenger, einer der Gründer der JazzWerkstatt, erzählt im Interview mit dem WUK Magazin, welche Bedeutung das WUK für die Gründung der JazzWerkstatt hat und warum das Festival Künstler_innen präsentiert, deren Musik das Jetzt einfängt.  

Die JazzWerkstatt wurde 2004 von Daniel Riegler, Peter Rom, Bernd Satzinger, Clemens Salesny, Wolfgang Schiftner und dir gegründet, mit dem Ziel mehr Auftrittsmöglichkeiten für junge Künstler_innen zu erkämpfen und neue Zusammenarbeiten zu ermöglichen. 2005 hat dann die erste Veranstaltung im WUK Museum stattgefunden und auch danach seid ihr regelmäßig im Haus zu Gast zu gewesen. Welche Rolle spielt das WUK für eure Entstehungsgeschichte und langjährige Existenz?

Clemens Wenger: Unsere Festivals im WUK waren sicher die intensivsten und prägendsten Momente in unserer Geschichte. Es war wirklich immer eine Stimmung wie in einem Labor, hier konnten wir ausprobieren, und es sind ganz viele Bands und Aufnahmen hier entstanden. Zwei Beispiele aus unserer Geschichte im WUK: Die Gründung von Studio Dan, mittlerweile eines der wichtigsten zeitgenössischen Ensembles in Österreich, und der erste Auftritt von Mira Lu Kovacs mit ihrem Soloprojekt Schmieds Puls, aus der hiesigen Musikszene nicht wegzudenken.

Beim Blick auf die Programme der jährlichen Festivals der JazzWerkstatt, wirkt es, als würdet ihr Jazz eher als einen Schirmbegriff verstehen, der verschiedene Musikstile und künstlerische Herangehensweisen umfasst. Wie würdest du die Musik oder musikalischen Richtungen beschreiben, die ihr präsentiert und in eurem Label JazzWerkstatt Records auch veröffentlicht?

Clemens Wenger: Die Stilrichtungen sind sehr verschieden, die persönliche Vision der Künstler_innen steht im Vordergrund, nicht Zuschreibungen von außen. Das ist auch der rote Faden unseres Programms: starke und eigene musikalische Ausdrucksformen, Lust Neues zu probieren und zu hören, Musik, die versucht das Jetzt einzufangen und nicht Altes zu reproduzieren.

Auffallend ist auch, dass die Positionen von weiblich lesbaren Künstler_innen im Verhältnis weniger Raum bekommen, also nicht so oft vertreten sind wie jene von männlich lesbaren Personen. Ist die Jazz- bzw. Musikszene zu sehr von männlich lesbaren Positionen dominiert und was müsste sich ändern, damit das anders wird?

Clemens Wenger: Es beginnt langsam im Jazz- und Popularmusikbereich, dass an Musikschulen und Universitäten der Lehrkörper diverser wird. Da fängt´s an, denn so werden mehr Studentinnen angesprochen und in Folge gibt’s mehr Absolventinnen, die dann ihre Projekte vorantreiben. Die JazzWerkstatt hat 2004 auch als Männerverein begonnen, mittlerweile sind drei Frauen im Kuratorium. Unser Programm ist zwar schon diverser als vor 20 Jahren, das kann man gut verfolgen - aber ja, da gibt’s noch zuwenig Positionen von Nicht-Männern.

Vom 17. bis 21.September 2024 findet das große Finale des diesjährigen Jubiläumsjahres statt, unter dem Motto „ALL THE THINGS YOU ARE“. Wie seid ihr zu diesem Motto gekommen? Warum beschreibt dies für euch am besten das 20jährige Bestehen der JazzWerkstatt?

Clemens Wenger: Die Frage „Was ist eigentlich die JazzWerkstatt?“ begleitet uns seit Anfang an. Mal sind wir ein Label, dann ein Festival, dann sind wir eine Band, dann machen wir politische Arbeit . . . im Grunde genommen sind wir eine leere Hülle, und wir sind und waren immer all das was die Künstler_innen im Kollektiv an Ideen ausgespuckt haben. Darum sind wir „ALL THE THINGS YOU ARE“. Der Titel ist aber auch eine Anspielung an einen alten Jazzstandard, der wohl niemals bei der JazzWerkstatt gespielt wurde.

Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Was soll sich bis 2054, wenn die JazzWerkstatt dann ihr 50jähriges Bestehen feiert, geändert haben?

Clemens Wenger: Ich glaube, es war gut, dass wir nie sehr langfristig geplant haben und dogmatisch Strategien verfolgt haben. Die JazzWerkstatt funktioniert meiner Meinung nach als sehr schneller Katalysator. Wir bleiben am Besten flexibel und reagieren auf das Hier und Jetzt.

Seit Jänner feiert die JazzWerkstatt Wien als eine der wichtigsten Musikinitiativen 20 Jahre Existenz. Nach einem 24-stündigen Konzertmarathon und anderen Veranstaltungen neben der konventionellen Spur, mündet das Finale zwischen 17. und 21. September 2024 in ein fünftägiges Festival unter dem Motto: ALL THE THINGS YOU ARE.

Zu Beginn des Festivals kehrt die JazzWerkstatt an ihre Gründungsstätte zurück: Das erste JazzWerkstatt Festival fand 2005 im WUK Museum statt - wir freuen uns auf ein Comeback.
Nach dem Auftakt im WUK Museum zieht das Festival weiter und spielt am 18. und 19.9. im Das Werk Wien, am 20.9. im Porgy & Bess und am 21.9. in der ((szene)) Wien

Keine Ergebnisse gefunden

Diese Artikel könnten dich auch interessieren:

Artikel lesen

Return of the Platzkonzerte

Eine Konzertreihe als temporäre Institution

Foto von Joseph Pearson auf UnsplashArtikel lesen

Alterswerk? Bitte warten!

Sebastian Fasthuber über das Älterwerden im Pop

WUK NEWSLETTER und PROGRAMMFOLDER

Immer Bescheid wissen über aktuelle Veranstaltungen, Ausstellungen und interessante Themen?
Melde dich hier zu den unterschiedlichen WUK Newslettern an oder erhalte den monatlichen WUK Programmfolder.

HIER ANMELDEN