in awe
in awe
Eröffnung: 13.09. 2017, 19:00
mit Performances von Lonely Boys und Michele Di Menna
Ausstellung: 14.09. bis 25.10. 2017
Die Wortkombination being in awe bezeichnet einen Zustand, der in früherer Verwendung ein eher transzendentes, übermenschliches Erlebnis beschreibt: ein Erstaunen angesichts einer außerweltlichen Entität, die einen spontan ergreift und unkontrollierbar in die Wahrnehmung und/oder die realen Umstände eingreift und diese vielleicht für immer grundlegend verändert. So bedeutete es eher ein In-Ehrfurcht-Sein und war stark mit einer religiösen Bedeutung behaftet. Das Wort awe hat mittlerweile eine etymologische Veränderung durchlaufen, die in der allgegenwärtigen, tausendmal am Tag ausgesprochenen neuen Wortschöpfung awesome ihre vorläufige Enderweiterung erreicht hat.
Lustig ist, dass kaum ein/e Europäer_in awe richtig aussprechen kann, awesome jedoch schon. Awe bleibt für uns weiterhin in der Kommunikation geheimnisvoll, singulär und verschlüsselt. Awesome ist jedoch alles, was man in Anwesenheit anderer gerade hervorheben will und auf das man deuten kann. Es ist zur Plattitüde geworden.
Die Grundidee zur Ausstellung in awe ist simpel: Es gibt mittlerweile viele Künstler_innen, bei denen es einen Moment gab, in dem ich entweder aufgrund einer Arbeit, dem gesamten Werk gegenüber oder durch eine Erfahrung mit der Person in awe, oder besser gesagt in admirationversetzt wurde. Für mich bezeichnet being in awe einen Moment des Gefallens, welchen man im ganzen Körper spürt und der sich unweigerlich in das Erinnern einprägt. Dies ist natürlich, obwohl der Moment so speziell und nachhaltig ist, höchst subjektiv und an einer Betrachtung von Außen gemessen vielleicht irrelevant. Dennoch scheint diese Fähigkeit des Empfindens eine weit verbreitete Grundlage dafür darzustellen, wie man wählt. Daher wirft die Ausstellung in awe auch die Frage auf, auf welchen Grundlagen eigentlich Gruppenausstellungen entstehen. Natürlich gibt es die „thematische Gruppenausstellung“, bei der die künstlerischen Arbeiten meist ausgewählt werden, wenn sie dem vorgegebenen Thema inhaltlich entsprechen oder es zumindest touchieren; dann gibt es weiterhin die Gruppenausstellung, die auf der „Community“ basiert.
Die Ausstellung in awe wirft all diese Fragen im Hintergrund auf – im Vordergrund steht jedoch das Zeigen einer Wahl, die man in diesem Moment trifft, mit all dem Wissen um die ökonomische und ideelle Unvollständigkeit, die diese Wahl auch gleichzeitig beinhaltet.
Künstler_innen:
Daphne Ahlers, Olga Balema, Jana Euler, Morgan Fisher, Josefin Granqvist, Elisabeth Greinecker, Lena Henke, Laura Hinrichsmeyer, Anna Holtz, Lisa Holzer, Nina Könnemann, Anita Leisz, Michele di Menna, Cecilie Nørgaard, Rosa Rendl, Ulla Rossek, Lilli Thießen, Jan Vorisek, Nicole Wermers
Kuratiert von Melanie Ohnemus