Zeit

Mi 18.1.2012 - Fr 2.3.2012

Ort

Kunsthalle Exnergasse

Rebecca Ann Tess, A crime must be committed, 2009, Detail
Kunst

Reality Manifestos, or Can Dialectics Break Bricks?

Eine Studie über détournement als Kunstform

Ausstellung: 19.01. - 03.03. 2012
Eröffnung: 18.01.2012, 19 Uhr
Tagung: 19.01. - 20.01.2012
Finissage: 03.03.2012, 19 Uhr

TeilnehmerInnen an der Ausstellung: Marc Bauer, Sabina Baumann, Mareike Bernien & Kerstin Schroedinger, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Bogna Burska, Brice Dellsperger, Konstantinos Manolakis, Michele O’Marah, Cora Piantoni, Elodie Pong, „Schmale, Scheirl, Knebl Werke“ (Toni Schmale, Hans Scheirl & Jakob Lena Knebl), Rebecca Ann Tess

Eröffnung: Performance von The Centre of Attention, Soundperformance und DJ-Set von DJ Sweatproducer (Anne Käthi Wehrli).
Zur Finissage am 3. März wird Hans Scheirl um 19 Uhr ein öffentliches Interview geben.

Ausstellung und Tagung sind kuratiert von Dimitrina Sevova.

Projekt Website: www.realitymanifestos.info

Ideologie kann nur im Kontakt mit radikaler Subjektivität zerbersten.
Aus: René Viénet, La dialectique peut-elle casser des briques? (Kann Dialektik Ziegelsteine zerschlagen?)

Bestehend aus einer internationalen Gruppenausstellung und einer zweitägigen Tagung, entwickelt sich das Projekt entlang von Fragestellungen und Nachforschungen zu Inbesitznahme und dem Ready-Made in der zeitgenössischen Kunst in Bezug auf die Kinoindustrie und einer möglichen Übertragbarkeit von Eigenschaften zwischen ihnen. Es untersucht sowohl den Raum als auch die Verwechslung der Grenzen zwischen Bild und Repräsentation und richtet den Blick auf die Ruinen der Repräsentation, darauf, welche Möglichkeiten der Übersetzung es geben kann, und wo sich das Konzept von Original und Kopie auflöst. Das Projekt geht sozialen, politischen und ästhetischen Inhalten nach, die sich aus dem dialektischen Aufeinanderprallen von Unsichtbarem und Sichtbarem ergeben, oder folgt auch den Verschiebungen zwischen den Begriffen von Produktion und Konsum, Realität und Fiktion. Es enwirft Zwischen-Zeitlichkeiten, versammelt eine Vielfalt von Kunstpraxen, die singuläre Taktiken der spekulativen Zweckentfremdung, Wiederholung, getreue Nachahmung und détournement bestehender Bilder, visueller Ikonen oder narrativer Muster anbieten – und diese nachstellen, umschreiben und übersetzen.

Das Projekt dient als Plattform zur Untersuchung der Struktur und der Institutionen des kommerziellen Kinos in Bezug auf die Institutionen der Kunst und der Bilder. Befragt wird ebenso der Prozess der Projektion sowohl im rein mechanischen Sinn durch Kinokamera und Projektor beziehungsweise deren Ähnlichkeit zur Funktion der menschlichen Wahrnehmung, aber auch die Art und Weise, in der die Psychoanalyse im subjektiven und sozialen Feld dieselben Prinzipien der Projektion betrachtet: etwa wie wir Angst und Begehren auf andere projizieren und wie die Normen der psycho-symbolischen Formation von Rasse, Klasse und Sexualität immer wieder reproduziert werden. Die ausgestellten Werke erkunden die Kinomaschine in ihren Erzählstrukturen, Mythologien, Darstellungsformen und ihrer Reproduzierbarkeit, betrachten im Allgemeinen, wie diese Strukturen, Institutionen und Grenzen errichtet werden, wie Wert generiert wird, wie Wahrheiten durch die symbolischen und wirtschaftlichen Bedingungen einer spekulativen Industrie vorgegeben werden. Wenn der oder die KünstlerIn die Oberfläche des Kinos durchbricht, kann dann der Anspruch einer Autonomie der Kunst als Institution aufrechterhalten werden? Letztendlich geht es bei diesem Projekt um das Spektakel, darum, welche Möglichkeiten wir haben, es zu unterlaufen, den Blick der BetrachterIn aus seiner Lethargie zu lösen und doch aus der verführerischen Kraft der Bilder noch immer jouissance zu schöpfen.


Öffentliche Theorie-Tagung
WUK Museum
19.-20. Januar 2012

Tagungs-Programm
(Treffpunkt: Kunsthalle Exnergasse, 10:30 Uhr)

Der erste vollständig détournierte Film der Kinogeschichte: „La dialectique peut-elle casser des briques?“
Ein Film, produziert von der hier angeführten Person [Yeo Ban Yee], die natürlich nicht den blassesten Schimmer hat, was mit ihrem Film passiert ist. Lasst dies gesagt sein: jeder Film kann détourniert werden: Schund, Vardas, Pasolinis, Caillacs, Godards, Bergmans, wie auch gute Spaghettiwestern und alle Werbung.
Aus: René Viénet, La dialectique peut-elle casser des briques? (Kann Dialektik Ziegelsteine zerschlagen?)

Die Ausstellung und die Theorie-Tagung beziehen sich aufeinander, um so die Werke der KünstlerInnen zu theoretisieren und das Verständnis des im theoretischen Rahmen des Projekts angesprochenen Themenfelds sowie Fragen des Verhältnisses zwischen zeitgenössischer Kunst und Kino zu vertiefen.

Die Tagung wird in Zusammenarbeit mit dem Postgraduate Program in Curating, Zürich (www.curating.org), organisiert. Eine Sonderausgabe der Fachzeitschrift „on-curating.org“ über die Ausstellung und das Symposium mit vertiefenden Texten auf Grundlage der Vorträge wird im Mai 2012 publiziert.

TeilnehmerInnen an der Tagung:
Mareike Bernien & Kerstin Schroedinger, Brice Dellsperger, Eva Egermann, Maren Grimm, Esther Kempf, Lucie Kolb, Elke Krasny, Boyan Manchev, Işın Önol, Bernd Oppl, Małgorzata Radkiewicz, Dorothee Richter, Nicola Ruffo, Simone Schardt & Wolf Schmelter, Dimitrina Sevova

KünstlerInnengespräche mit den TeilnehmerInnen der Ausstellung.