WHAT, HOW & FOR WHOM
Eröffnung: 20. Juni 2001, 19.00 Uhr
Zur Ausstellung:
What, how & for whom fand vom 16. Juni bis 10. Juli 2000 in Zagreb statt. Es wurde von einem freien Kuratorinnenteam bestehend aus Ana Devic, Nataša Ilic, und Sabina Sabolovic, Croatian Association of Artists, dem Verlag Arkzin, dem net.cultural club MAMA und von vic. konzipiert und organisiert. Die Gestaltung erfolgte in Form einer Ausstellung, mehreren Vorträgen, Workshops und Präsentationen. Das Projekt wurde als Plattform für einen nicht-akademischen Austausch von Ideen konzipiert und an der Schnittstelle von Politik, Zivilgesellschaft sowie Theorie und Praxis der Kunstproduktion angelegt.
Der Anlass zu diesem Projekt war der 150ste Geburtstag des Kommunistischen Manifestes, zu dem das Buch vom ArkzinVerlag in Zagreb mit einem Vorwort von Slavoj Žižek neu aufgelegt wurde. Die Notwendigkeit einer Neubewertung und Bewältigung der “kommunistischen” Vergangenheit kann als Konsequenz der kroatischen Kulturpolitik der letzten zehn Jahre angesehen werden, die von einer unzureichenden intellektuellen Kontextualisierung gekennzeichnet war und eine ernsthafte Reflexion “transitorischer” Momente in der unmittelbaren Vergangenheit und Gegenwart unmöglich machte. Der Grundgedanke dieses Projekts war die Reflexion der verdrängten kommunistischen Vergangenheit, die einen wichtigen Teil der gegenwärtigen kroatischen Identität ausmacht. Weiters war es wichtig, unterschiedliche Zugänge zu den Themen des Kommunistischen Manifests, das als politisches, utopisches und ästhetisches, historisches Dokument zu lesen ist, herzustellen und die Relevanz, die es für die gegenwärtige Situation, die von einer starken ökonomischen Depolitisierung gekennzeichnet ist, zu ergründen.
Die Kuratorinnen verwenden Ökonomie und Produktionsverhältnisse als Ausgangspunkte, da deren Funktionen für Marx im Kommunistischen Manifestentscheidend waren. <o:p></o:p>
Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen. (Karl Marx & Friedrich Engels, Das kommunistische Manifest, Deutsche Ausgabe, 1890).
Constant revolutionizing of productions, uninterrupted disturbance of all social conditions, everlasting uncertainty and agitation distinguish the bourgeois epoch from all earlier ones. All fixed, fast-frozen relations, with their train of ancient and venerable prejudices and opinions, are swept away, all new-formed ones become antiquated before they can ossify. All that is solid melts into air, all that is holy is profaned, and man is at last compelled to face with sober senses, his real conditions of life, and his relations with his kind (Karl Marx & Frederick Engels, The Communist Manifesto - A Modern Edition, Verso 1998, page 38-39).
What, how and for whom, die drei prinzipiellen Fragen jeder ökonomisch angelegten Organisation, die fast alle Lebensbereiche tangieren und somit auch den Prozess der Planung und Realisation von Kunstprojekten, wurden als Ausgangspunkt sowohl für das Ausstellungskonzept als auch für die Methoden der Realisierung verwendet.
Im Kontext des heutigen Kroatiens, wo die vorherrschenden gesellschaftlichen Trends ein mentales Verschwinden der kommunistischen Vergangenheit hervorgerufen haben und kulturelle Beziehungen in einem extrem eingeengten physischen und zeitlichem Rahmen gepflegt wurden, werden KünstlerInnen, die in Kroatien in den späten 80ern bekannt wurden, in einer Zeit des schnellen Verfalls des kommunistischen Regimes, jenen gegenübergestellt, die seit den späten 60er Jahren eine sozial engagierte Kunst betrieben.
Die Ausstellung versuchte, die Weiterentwicklung der gegenwärtigen Kunstproduktion zu thematiseren, die keineswegs einen Bruch mit der alten Ordnung darstellt. Andererseits wird die lokale Kunstproduktion in einen internationalen Kontext gestellt, was in den letzten zehn Jahren nur gering der Fall war. Es scheint hier wichtig, zu betonen, dass das Kommunistische Manifest als Ausgangspunkt der Ausstellung nicht als visuelles Leitmotiv erscheint, aber als Referenzpunkt, der verschiedene Ansätze, Meinungen und Visualisierungen aufeinandertreffen lässt. Die Ausstellung strebt nicht danach, die gesamte Bandbreite der kommunistischen Ideologie, des politischen Regimes oder der utopischen Versuche zu beleuchten. Indem individuelle Ansätze und persönliche Standpunkte forciert werden, versuchte die Ausstellung, monolithische, eindimensionale Wahrnehmungsmuster der Kunstszenen in einem sozialistischen Umfeld bzw. der gegenwärtigen transitorischen Situation aufzubrechen. Viele KünstlerInnen, die nicht aus Kroatien stammen, wurden zum ersten Mal in Kroatien gezeigt, viele der Arbeiten wurden speziell für What, Howand for Whom angefertigt. Die Ausstellung repräsentiert ein breites Spektrum an Performances, Malerei, Fotografie, Video und Installationen.
Während der Entwicklung des Konzeptes für What, How and For Whom stellte sich heraus, dass die Relevanz des Kommunistischen Manifests über die Grenzen Osteuropas, wo Gesellschaften mit den Konsequenzen einer direkten Manifestation konfrontiert waren, hinausreicht und ein universelles Welterbe darstellt. Indem die Ausstellung What, How and forWhomnun in Wien gezeigt wird, kann die Behauptung, dass Osteuropa mit Kommunismus bzw. kultureller und politischer Identität gleichgesetzt werden kann, entkräftet werden. Da die Neuauflage des Kommunistischen Manifestesin Kroatien fast unbemerkt blieb, war die Kunstszene um so mehr herausgefordert, dessen Inhalte zu überdenken und sie in der Öffentlichkeit neu zu präsentieren.
Die Ausstellung in Wien sollte zu einer generellen Neubewertung des Manifests führen, wobei nun der Osten den Westen herausfordert. Mittlerweile betrifft das Manifestden Osten genauso wie den Westen, seine Botschaft ist wie für Marx die Funktion von Kapital von globaler Natur.
Ein zweisprachiger Katalog (kroatisch/englisch) von „What, How and for Whom“ mit theoretischen Texten sowie einer Dokumentation der Ausstellung in Zagreb liegt in der Kunsthalle Exnergasse auf.
Der Katalog wurde von rutta & DK, Arkzin in Zagreb entworfen.
LIST OF ARTISTS:
CRISTIAN ALEXA (Romania), b. 1968, lives and works in New York
DAMIR BABIĆ (Croatia), b. 1962, lives and works in Zagreb
JOŽE BARŠI (Slovenia), b. 1955, lives and works in Ljubljana
ELDINA BEGIĆ (Bosnia and Herzegovina), b. 1976, lives and works in London and Sarajevo
EMESE BENCZUR (Hungary), b. 1969, lives and works in Budapest
ATTILA CSORGO (Hungary) b. 1965, lives and works in Budapest
MARIJAN CRTALIĆ (Croatia), b. 1968, lives and works in Zagreb
BORIS CVJETANOVIĆ (Croatia) b. 1953, lives and works in Zagreb
SANDRO ĐUKIĆ (Croatia), b. 1964, lives and works in Zagreb
JEAN-BAPTISTE GANNE (France), b. 1972, lives and works in Nice
TOMISLAV GOTOVAC (Croatia), b. 1937, lives and works in Zagreb
IGOR GRUBIĆ (Croatia), b. 1969, lives and works in Zagreb
DARKO FRITZ (Croatia), b. 1966, lives and works in Zagreb and Amsterdam
ALEKSANDAR ILIĆ (Croatia), b. 1965, lives and works in Zagreb
IRWIN (Dušan Mandić, Miran Mohar, Andrej Savski, Roman Uranjek Borut Vogelnik, artistic group founded in 1983, Slovenia), IRWIN live and work in Ljubljana
SANJA IVEKOVIĆ (Croatia), b. 1949, lives and works in Zagreb
ŽIGA KARIŽ (Slovenia), b. 1973, lives and works in Ljubljana
IVANA KESER (Croatia), b. 1967, lives and works in Zagreb
KRISTOF KINTERA (Czech Republic), b. 1973, lives and works in Prague
RASSIM KRASTEV (Bulgaria), b. 1972, lives and works in Sofia
IGOR KUDUZ (Croatia), b. 1967, lives and works in Zagreb
ANDREJA KULUNČIĆ (Croatia), b. 1968, lives and works in Zagreb
KURT & PLASTO (Bosnia and Herzegovina), b. 1971/1970, live and work in
DAVID THORNE (USA), b. 1960, lives and works in New York
Sarajevo
MATTHIEU LAURETTE (France), b. 1970, lives and works in Paris
ZBIGNIEW LIBERA (Poland), b. 1959, lives and works in Warsaw
MAJA LICUL (Slovenia), b. 1970, lives and works in Ljubljana
KRISTINA LEKO (Croatia), b. 1966, lives and works in Zagreb
YURI LEIDERMAN (Russia), b. 1963, lives and works in Moscow
IVAN MARUŠIĆ KLIF (Croatia), b. 1969, lives and works in Zagreb
VLADO MARTEK (Croatia), b. 1951, lives and works in Zagreb
KOBE MATTHYS (Belgium), b. 1970, lives and works in Brussels
IVO MOUDOV (Romania), b. 1975, lives and works in Sofia
EDUARD MUKA (Albania), b. 1969, lives and works in Tirana
P.A.R.A.S.I.T.E. MUSEUM OF CONTEMPORARY ART (founded in 1990 by Tadej Pogačar, Slovenia), Tadej Pogačar lives and works in Ljubljana
MARKO PELJHAN (Slovenia), b. 1969, lives and works in Ljubljana
OLA PEHRSON (Sweden), b. 1964, lives and works in Stockholm
RENATA POLJAK (Croatia), b. 1974, lives and works in Split and Nice
p.RT (Vladimir Radišić and Jovan Trkulja, artistic group founded in 1996 in Yugoslavia), live and work in Novi Sad
OLIVER RESSLER (Austria), b. 1970, lives and works in Vienna
TOMO SAVIĆ GECAN (Croatia), b. 1967, lives and works in Zagreb and Amsterdam
MLADEN STILINOVIĆ (Croatia), b. 1947, lives and works in Zagreb
ANELA ŠABIĆ (Bosnia and Herzegovina), b. 1970, lives and works in Sarajevo
NEBOJŠA ŠERIĆ - ŠOBA (Bosnia and Herzegovina), b. 1968, lives and works in Sarajevo and Amsterdam.
SLAVEN TOLJ (Croatia), b. 1964, lives and works in Dubrovnik
MILICA TOMIĆ (Croatia), b. 1960, lives and works in Belgrade
IGOR TOŠEVSKI (Macedonia), b. 1963, lives and works in Skopje
GORAN TRBULJAK (Croatia), b. 1948, lives and works in Zagreb
VASILY TSAGOLOV (Ukraine), b. 1957, lives and works in Kyiv