Eingriffe in Staatsarchitekturen
<Vor der Information>, Gabriele Marth und Jo Schmeiser (vor.ri@eunet.at) verschieben die Ausstellung „Eingriffe in Staatsarchitekturen" vom Realraum Kunsthalle Exnergasse in einen anderen Raum, der von der Kunsthalle Exnergasse auch bedingt wird - dieser Raum wird die Sondernummer von <Vor der Information> mit dem Themenschwerpunkt 'antirassistische Öffentlichkeitsarbeit aus feministischer Perspektive' sein.
Diese Sondernummer ist ein für den Rahmen der Kunsthalle Exnergasse hergestelltes Ausstellungsobjekt.
AB SOFORT GEÄNDERTE BÜRO-ÖFFNUNGSZEITEN BIS ENDE DEZ.:
DI, MI, DO von 14.00 - 17.00 Uhr oder nach vorheriger Absprache.
*Eingriffe in die Staatsarchitektur*
kuratiert und organisiert von Jo Schmeiser und Gabriele Marth <Vor der Information>.
<Vor der Information>, Gabriele Marth und Jo Schmeiser (vor.ri@eunet.at) verschieben die Ausstellung vom Realraum Exnergasse in einen anderen Raum, der von der Kunsthalle Exnergasse auch bedingt wird - dieser Raum wird die Sondernummer von <Vor der Information> mit dem Themenschwerpunkt 'antirassistische Öffentlichkeitsarbeit aus feministischer Perspektive' sein.
Diese Sondernummer von <Vor der Information> ist ein für den Rahmen der Kunsthalle Exnergasse hergestelltes Ausstellungsobjekt.
Zum Konzept: "Eingriffe in Staatsarchitekturen",
Möglichkeiten und Probleme antirassistischer (Öffentlichkeits)Arbeit
1 : DAS BUCH
"Staatsarchitektur," das neue Buch von <Vor der Information> diskutiert westeuropäische Migrations- und Asylpolitiken. Neben einer kritischen Berichterstattung über die aktuelle Lage in einzelnen Ländern, wird Gesetzgebung im Zusammenhang mit den rassistischen und sexistischen Strukturen der Gesellschaft analysiert. Anhand feministischer Theorie und Praxis, sowie durch die Verknüpfung unterschiedlicher Bereiche - Sozial- und Politikarbeit, Wissenschaft, Kunst, Journalismus - werden Möglichkeiten antirassistischer Arbeit dokumentiert und debattiert, um restriktiven Staatspolitiken entgegentreten zu können. Das Buch versammelt Beiträge von MigrantInnenorganisationen, linken Gruppen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz.
<Vor der Information> 7/8: Staatsarchitektur - 354 Seiten, öS 220.- / DM32.- / sfr 28.- (excl. Versand); Bestellungen: Tel/Fax: +43/1/319 05 61,
e-mail: vor.ri@eunet.at
2 : DER BEGRIFF
Der Begriff "Staatsarchitektur" wurde aus politischen Gründen als Titel des Buches gewählt. Er soll unterstreichen, dass die Auseinandersetzung mit Rassismen und restriktiven Einwanderungspolitiken bei der Mehrheitsgesellschaft (der weißen Mehrheit und der von ihr gewählten politischen Vertretung) beginnt, die diese produziert. Damit soll zum einen der Blick auf die (historischen bzw. zeitgenössischen) Strukturen, Bilder und Diskurse gelenkt werden, die solche Politiken gesellschaftlich legitimieren. Zum anderen wollen wir so jenen Diskursen etwas entgegensetzen, die Rassismen an den Frauen, Männern, Jugendlichen, Kindern abhandeln, die täglich mit ihnen konfrontiert sind.
3 : DIE AUSSTELLUNG
Ankündigung der Zeitung: Antirassistische Öffentlichkeitsarbeit aus feministischer Sicht.
Öffentliche Sichtbarmachung und Diskussion sind wesentlicher Bestandteil des Engagements gegen die vielen Formen von Rassismus und Sexismus, die in Westeuropa institutionalisiert und gerade in Österreich besonders verfestigt sind. Doch stellt sich vor dem Hintergrund des aktuellen Nationalratswahlergebnisses einmal mehr die Frage, welchen Anteil sich als antirassistisch definierende Organisationen und Gruppen bzw. ihre Öffentlichkeitsarbeit an der Fortschreibung und zunehmenden „demokratischen“ Legitimierung rassistischer Gewalt haben.
In der antirassistischen Praxis werden verwendete Bilder und Begriffe zu wenig hinterfragt. So gelten etwa Opfer- oder Einzelfalldastellungen nach wie vor als „unverfängliche“ Dokumente realer Situationen. Die strukturelle Politik und Bedeutungsproduktion dieser Darstellungen – Individualisierung, Voyeurismus und letztlich Rassismus – geraten dabei völlig aus dem Blick.
Jede öffentliche Thematisierung von rassistischer und sexistischer Gewalt wirft viele Fragen auf:
* Wer macht sichtbar?
* Was wird sichtbar gemacht?
* Von welcher gesellschaftlichen Position aus und in welcher Öffentlichkeit geschieht dies?
* Führt das Sichtbar-Machen zu Diskussion und als Konsequenz zu gsellschaftlicher Veränderung?
* Oder führt es im Gegenteil zu voyeuristischer Exponierung der Personen, die mit Rassismus und Sexismus konfrontiert sind, wodurch die Strukturen und Machtverhältnisse, die diese ermöglichen, unverändert bleiben?
Um strukturelle Rassismen beeinspruchen und bekämpfen zu können müssen sich MehrheitsösterrecherInnen zuallererst mit der eigenen Verstrickung in Rassismen und Sexismen auseinandersetzen. Das aktuelle Wahlergebnis ist nichts Neues; es ist Resultat einer Politik, die seit Jahren ungewollt auch von antirassistischen Initiativen mitgetragen wird, so etwa wenn „für MigrantInnen“, „für AusländerInnen“ gesprochen und gefordert wird, ohne diese in Planung, Entscheidung und Durchführung von Maßnahmen und Aktionen einzubeziehen. Insofern sollte das Entsetzen über 26,9 % FPÖ-WählerInnen dem Entsetzen über das eigene (Nicht)Handeln, über den eigenen Beitrag zur Normalisierung rassistischer Gewalt weichen. Es ist an der Zeit, die Entscheidungsmacht umzuverteilen, Repräsentationspolitiken radikal zu verändern.
Die Zeitung Antirassistische Öffentlichkeitsarbeit aus feministischer Perspektive erscheint im Dezember. Mit Texten von Luzenir Caixeta, Antke Engel, Encarnacion Gutierrez Rodriguez, Anna Kowalska, Ruth Noack, Rubia Salgado, Johanna Schaffer und Hito Steyerl. Herausgegeben von Marth und Jo Schmeiser. Ca. 24 Seiten. Zu beziehen über: Vor der Information, Säulengasse 7/15, 1090 Wien, T und F 31 90 561, vor.ri@eunet.at
Curricula
GABRIELE MARTH
Geboren in Bregenz
Künstlerin und Sozialwissenschaftlerin. Langjährige Berufspraxis als Sozialarbeiterin in der Frauen- und Mädchenarbeit, Drogenarbeit, Streetwork, Sozialpsychiatrie und Aidshilfe, sowie Projektarbeit.
Studium der Sozial-, Erziehungswissenschaften und Psychologie; Promotion zum Thema: "Künstlerinnen zwischen Normalisierung und Individualisierung".
Beratung von Gruppen und Teams als Supervisorin.
Lehrtätigkeit (Auswahl)
* 1995-1997: Lehrauftrag "Feministische Medientheorie, Mediensoziologie" an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz.
* Seit 1998: Lehrauftrag “Präsentationstechniken und Darstellungsformen" an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz.
Publikationen (Auswahl)
* "Faktum Desintegration. Verschiebungen des Integrationsdiskurses vom politischen in den soziokulturellen Bereich". In: <Vor der Information> (Hg.), Staatsarchitektur, Wien, 1998.
* "Neue Begriffe und Konzepte von Ehrenamt - Selbsthilfe, Freiwilligenarbeit, Bürgerschaftsengagement, Empowerment und ihre Auswirkungen für sozial Arbeitende". In: Verein FEMAIL, Fraueninformationszentrum Vorarlberg (Hg.), Stoff Nr. 9: Bezahlte Arbeit, unbezahlte Arbeit und wohlfahrtsstaatliche Leistungen, Feldkirch, 1998.
Aktuelle Projekte:
* Im Projekt “Gesprächsvorgänge" - eine Gruppe von feministischen Künstlerinnen und Theoretikerinnen - arbeitet Gabriele Marth gemeinsam mit anderen zur Frage nach der Möglichkeit und den Bedingungen von feministischer Öffentlichkeit.
* Mit der Künstlerin Ines Doujak zusammen führt sie das Projekt “lick before you look" durch, in dem “andere" Repräsentationsformen zu sex&gender entwickelt werden.
* Sie ist Mitherausgeberin von <Vor der Information>, Zeitschrift für Kunst, Film, Theorie, und Politik, Nr. 7/8 : Staatsarchitektur.
JO SCHMEISER
Geboren in Graz
Studium der Produktgestaltung und freien Grafik an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, Diplom 1993; 1992 Gaststudium an der Architectural Association London.
Initiatorin und Mitherausgeberin der feministischen Zeitschrift <Vor der Information>, Künstlerin, Autorin und (zeitweise) Übersetzerin.
Seit 1994 wurden 4 Ausgaben von <Vor der Information> zu unterschiedlichen Themen herausgegeben und international vertrieben. Die Zeitschrift ist kein "berichtendes" Medium. Sie ist vielmehr ein Ort, der künstlerisches und theoretisches Arbeiten in einer bestimmten Weise verknüpft. KünstlerInnen und AutorInnen aus verschiedenen Praxisfeldern (Kunst, Politik, Film, Theorie u.a.) produzieren visuelle Arbeiten und Texte zum jeweiligen Themenschwerpunkt. Die Beiträge werden bereits im Entstehungsprozess unter den ProduzentInnen debattiert und schliesslich von eingeladenen AutorInnen kommentiert. Kommentare, Kritiken und Debatten werden dann direkt in der Zeitschrift sichtbar gemacht. <Vor der Information> kooperiert mit ProduzentInnen aus verschiedenen kulturellen (nicht nur europäischen oder westlichen) Kontexten, um strukturellen Diskriminierungen (in all ihren Erscheinungsformen) entgegenzuarbeiten.
Zeitschrift <Vor der Information> / bisher erschienen
* Vor der Information, Nr. 1/2, 112 S., 1994: Dokumentarische Arbeitsweisen in Kunst und Film
* Vor der Information, Nr. 3/4, 108 S., 1995: Berichterstattung
* Vor der Information, Nr. 5/6, 128 S., 1996: Übersetzung /Übertragung / Überschrift
* Vor der Information, Nr. 7/8, 354 S., 1998: Staatsarchitektur
Seit 1992 Video- und Audioarbeiten mit Simone Bader unter dem Label Klub Zwei. Im Zentrum der Arbeit von Klub Zwei stehen aktuelle gesellschaftspolitische Themen bzw. die Mittel, mit denen diese in Film und Fernsehen dargestellt werden. Einerseits geht es uns um eine kritische Reflexion medialer Konventionen. Andererseits um eine Intervention in diese etablierten Darstellungsweisen. Denn die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Veränderung hängt u. a. von den Repräsentationspolitiken ab, die sie begleiten. (Aus: Klub Zwei-Info)
Klub Zwei-Audio / Videografie (Auswahl):
* Casting Images, Video, 30 min, 1998
* StaatsPersonal, Video, 4 x 10 min, 1997
* (S)elected Sounds, CD, 70 min, 1996
* Hotel Room Movie, Video, 45 min, 1995
* Fiktive Aspekte, Deutsche Untertitel, Will kommen in Wien
(Kurzvideos 1994, 93, 92)