Private Investigations
Ausstellungseröffnung: 13.2.1991, 20 Uhr
Alois Lindenbauer // Koloman Mayerhofer // Beate Schachinger
„Private Investigations“ ist ein Projekt, das die drei Künstler aus Eigeninitiative, ohne von einem Kurator ausgewählt worden zu sein, geplant und ausgeführt haben. Was sie verbindet, ist primär eine besondere Haltung: Eine hartnäckige künstlerische „Forschungsarbeit“, die, ohne sich an Trends oder Verkaufsstrategien zu orientieren, konsequent ihre Ziele verfolgt.
Für einen Steinbildhauer wie ALOIS LINDENBAUER ist diese „Hartnäckigkeit“ bereits eine Grundvoraussetzung seiner Arbeit. Lindenbauer ist allerdings kein „Materialfetischist“, es geht ihm nicht darum, dem Material eine perfekte Form „abzuringen“, sondern er geht von einem erweiterten Plastikbegriff aus. Seine Projekte, er bezeichnet sie selbst als „ geomorphologisches Arbeiten“, zielen auf einen „Bewußtseinsprozeß“. Er versteh Landschaft nicht als Kulisse für sein Werk, sondern als Ort für konkrete, sinnliche Erfahrung, die alle Aspekt möglichen Erlebens mit einschließt. In der Ausstellung „Private Investigations“ zeigt Lindenbauer eine „steinlose“ Installation aus Kartoffeln, Leinen und Zementsäcken. Menschliche Grundbedürfnisse wie, ESSE, Schlafen und Wohnen werden formal in Beziehung gebracht. Lindenbauer beläßt dem Betrachter bewußt ein breites Spektrum subjektiven Erlebens. Wie bei einem Wetterbericht bleibt seine Arbeit offen, eine „Stimmungsprognose“
KOLOMAN MAYRHOFER beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit der Akkumulation von technoiden Objekten. Seine Installation besteht aus einer Serie von Tischen mit Monitoren. Doch er kokettiert nicht mit dem Design, verweigert den beliebigen „High-Tec-Look“. Mayrhofer interessieren nur die Forme, deren Vergänglichkeit er durch die Verwendung eines besonders fragilen Materials unterstreicht. Seine Kunst stellt keinen Anspruch auf „Ewigkeit“, die persönliche „Handschrift“ in Gestalt der Bearbeitungsspur vermeidet er. Im sterilen Weiß des zerbrechlichen Gipses präsentiert er sie uns, die Idole des elektronischen Zeitalters – ein „Vanitas-Motiv“ für die „Yuppie-Generation“.
BEATE SCHACHINGER kombiniert ein Podest aus alten, benutzten Brettern mit zwölf „Cyanotypien“. Die durch Gebrauchsspur bedingte Aura des Holzes wird ebenso einem „Recycling-Prozeß“ zugeführt wie das wiederverwertete Material. Ähnlich verhält es sich mit den Cyanotopien oder „Blaupausen“, die, 1842 von Sir John Herschel erfunden, noch vor kurzem von Ingenieuren und Architekten benutzt wurden, um technische Zeichnungen zu vervielfältigen. Schachinger verwertet ein der Vergangenheit angehörendes technisches Reproduktionsverfahren, das seine historisch bedingten Konnotationen in den von ihr neu geschaffenen künstlerischen Kontext miteinbringt. Damit stellt sie auch eine Verbindung zur Geschichte des Ortes mit her, denn die Kunsthalle Exnergasse befindet sich im Gebäude einer ehemaligen Dampfmaschinen- und Lokomotivfabrik.
TEXT: Peter Nesweda