Wider die digitale Kluft
Mit dem Satz „Every once in a while, a revolutionary product comes along that changes everything“ präsentierte Steve Jobs 2007 das erste iPhone. Man mag von derart großmundigen Ausführungen halten, was man will, aber diese Art von Gerät war die erste, die digitale Dienste und Anwendungen für breite Massen wirklich intuitiv ermöglichte.
In Form von immer mehr bunten Icons auf unseren Smartphones erleichtern Apps mittlerweile nicht nur die Kommunikation von Mensch zu Mensch oder den Konsum von Medien. Sie haben sich zur zentralen Schnittstelle zwischen uns und der digitalisierten Organisation entwickelt. Mit unserem Smartphone sammeln wir Bonuspunkte im Supermarkt, entschuldigen das Fernbleiben der Kinder in der Schule und beantragen unseren Steuerausgleich.
It's the Smartphone, stupid
Was jedoch viel entscheidender ist: Das Smartphone hat sich weltweit nahezu lückenlos quer durch alle Bevölkerungsschichten verbreitet. Insbesondere für Jugendliche ist es das – in nicht wenigen Fällen einzige – verfügbare Gerät, das ihnen individuelle Teilhabe an der digitalen Welt ermöglicht. Dabei spielen der finanzielle und kulturelle Hintergrund offensichtlich kaum eine Rolle: In beinahe jeder Hosentasche findet sich ein smartes Handy.
Was bedeutet das nun für Jugendliche, die die Angebote der Bildungs- und Berufsberatung wahrnehmen? Das Smartphone mit einer entsprechenden App hat nicht nur großes Potenzial, wenn es um die Herstellung von Chancengleichheit von Jugendlichen geht. Die Teilnehmenden bekommen damit auch ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie den Beratungs- oder Coaching-Prozess aktiv mitgestalten können.
Freie Software für freie Bürger_innen!
Seit nunmehr 40 Jahren ebnet das WUK mit seinen Bildungs- und Beratungseinrichtungen ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen den Weg in die Mitte der Gesellschaft. Zu sozioökonomischen und Bildungsbenachteiligungen als Ursachen der Ausgrenzung hat sich längst der Digital Divide gesellt, jene Kluft zwischen Menschen, die Zugang zur digitalen Welt haben und jenen, denen es an der passenden Technik und den erforderlichen Fähigkeiten fehlt. Die großen Tech-Konzerne können mit Gratis-Software und verbilligter Hardware die Lücke ein Stück kleiner machen. Sie schaffen dadurch aber neue Abhängigkeiten, sodass Selbstbestimmtheit an der Grenze zur digitalen Welt ihren Endpunkt findet.
Mit der vom Digifonds der AK Wien geförderten Entwicklung der inklusiven Beratungs- und Coaching-App COOdLe hat das WUK ein frei verfügbares und datenschutzfreundliches Tool für die Bildungs- und Berufsberatung geschaffen. Als Erweiterung der weit verbreiteten Lernplattform Moodle kann die App kostenfrei genutzt oder weiterentwickelt werden.
Text: Philip König-Bucher und Zoran Sergievski, WUK Bildung und Beratung