Queer Museum Vienna: Queerstory

Türkis Rosa Lilla Villa © Queer Museum Vienna
Modellbau Carli Biller und Ari Ban.
Das Modell war 2022 im Rahmen der Ausstellung „Historisiert euch!“ im Volkskundemuseum Wien zu sehen.

Queer Museum Vienna: Queerstory

Über die Idee des Queer Museums Vienna und die Arbeit des Kollektivs.

Anlässlich der Ausstellung „Queer Art Spaces Vienna 2023“ in der Kunsthalle Exnergasse erzählen Florian Aschka, Wilhelm Binder, Hideo Snes und Barbara Stöhr vom Queer Museum Vienna im Gespräch mit Kurator Francis Ruyter über die Idee des Queer Museums und die Arbeit des Kollektivs.

Ihr habt 2019 an der Ausstellung „Queer Art Space“ in der Kunsthalle Exnergasse teilgenommen. Hat das eine Rolle für die Gründung des Queer Museums gespielt?

Das Bedürfnis nach einem Queer Museum war schon länger da, die Ausstellung hat dann als Katalysator gewirkt. Beim Start des Queer Museums konnten wir die Facebook-Seite der Ausstellung übernehmen, die bereits mehr als 1000 Follower_innen hatte. Diese Sichtbarkeit war ein schönes Geschenk.

Wie ist die Idee zum Queer Museum entstanden?

Es gibt queere Räume wie das Schwule Museum in Berlin und das Leslie-Lohman Museum in New York City. AMOQA, das queere Museum in Athen, hat einen aktivistischen Kunst-Raum-Ansatz, der dem nahekommt, was wir jetzt sind. Wir nannten uns von Anfang an Museum, weil wir wussten, dass dieser Begriff problematisch ist und oft im Widerspruch zum Begriff „queer“ steht. Aus dieser Reibung kann man aber schöne Dinge machen. Wir müssen zeigen, dass queere Kunst und Kultur wichtig sind.

© Florian Aschka & Larissa Kopp: o.T., aus der Serie "My Dirty Old God*esses", c-print, 2022

Was ist ein Queeres Museum und was erwartet Besucher_innen? Was könnte dort ausgestellt werden?

Das Queer Museum Vienna ist ein Verein, der sich selbst diese Fragen stellt und versucht sie in der Praxis zu beantworten. Wir haben bis jetzt sehr tolle Erfahrungen gemacht, indem wir mit unterschiedlichen Personen und Gruppen kooperiert haben, um Ausstellungen zu gestalten. Dabei bewegen wir uns hauptsächlich im Bereich der bildenden Kunst und ergänzen das Programm mit einer Vielzahl an Veranstaltungen – von Workshops über Performances und DJ-Lines zu Filmscreenings.

Wie seid ihr ohne fixe Unterstützung oder Finanzierung an das Projekt herangegangen?

Erstmals trafen wir uns im Januar 2020; dann kam die Pandemie. Das war eine Herausforderung. Von Anfang an fragten wir queere Institutionen wie QWIEN und Hosi nach ihrem Input und suchten neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ohne eigenen Raum mussten wir Dinge im öffentlichen Raum machen, wie einen kleinen Handwagen kaufen, rosa anmalen und damit durch die Vienna Contemporary ziehen.

Wir probierten Verschiedenes aus, um unsere Vision zu zeigen. Im Volkskundemusem starteten wir mit Workshops. Es war uns wichtig, Kinder und Jugendliche einzubeziehen. Wir luden Lehramt-Studierende eines Seminars der Akademie der bildenden Künste ein, Entwürfe für kunstpädagogische Workshops für Jugendliche zu entwickeln, die sie dann mit uns im Volkskundemuseum umsetzen konnten.

Wegen der Pandemie musste das Volkskundemuseum mehrere Ausstellungen verschieben, wodurch Räume unbespielt blieben und wir die Gelegenheit bekamen, von Jänner bis August 2022 eine Serie von Ausstellungen zu realisieren.

Das Queer Museum ist ein Kollektiv. Wie groß ist dieses?

Die Kerngruppe umfasst etwa zehn Personen. Zusätzlich gibt es Leute, die uns helfen und zu Veranstaltungen kommen. Die großen Entscheidungen werden in der Regel im Kollektiv getroffen. Die Projekte werden dann von Einzelnen oder Kleingruppen bearbeitet. Wir treffen uns regelmäßig. Zu den Treffen laden wir Interessierte ein, Personen, die den Wunsch haben mitzumachen, um herauszufinden, ob das gegenseitig passt.

Es gibt keine Regeln, sondern eher leitende Grundwerte.

Wie beschreibt ihr euer Programm im Volkskundemuseum?

Wir versuchten zu zeigen, was möglich wäre, wenn wir genug Ressourcen und Platz hätten. Es klingt zwar kitschig, aber wir wollten viel aufs Tapet bringen, um sichtbar zu machen, dass ein Queeres Museum für die Gesellschaft wertvoll wäre. Wir konzentrierten uns auf unterrepräsentierte Teile der queeren Community wie z.B. queere Roma. Auch die Auseinandersetzung mit rassistischen Konstrukten in Österreich, die sich ebenfalls in die queere Community einschleichen, war uns wichtig. Wir experimentieren noch, um die Vielfalt, die wir uns für das Projekt Queer Museum Vienna wünschen, abzubilden. 

© Richard Lürzer

Was steht als Nächstes an? Was ist eure Vision für die Zukunft?

Vielleicht ein fixer Raum. Keinen zu haben ist eine große Herausforderung. Etwas, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass wir hier sind. Was soll ein Kunstmuseum sein oder nicht sein?

Wir wollen starre Hierarchien vermeiden, die ungerechte Systeme schaffen. Daher muss von Anfang an über Machtstrukturen nachgedacht und im Falle reagiert werden. Es wäre toll, mit dem Queer Museum in einen Gemeindebau zu gehen und damit an das rote Wien anzuknüpfen, in Form eines utopischen Bildungsortes zur Schaffung einer selbstbewussten queeren Gemeinschaft.

Sollte ein zukünftiges Queeres Museum eine Sammlung haben?

Diese Frage wollten wir bisher noch nicht abschließend beantworten. Es wäre aber natürlich schön, ausgestellte Werke oder Dinge aus der Ausstellungsserie zu haben, um sie für künftige Generationen zu bewahren und sich dabei einem möglichst diversen und inklusiven Sammelprogramm zu verschreiben.

Es gibt so viele Ideen, dass man sich leicht vorstellen kann, wie die Projekte der nächsten 80 Jahre aussehen könnten. Da queer sich ständig verändert, wird es unserer Meinung nach nie wirklich langweilig werden.

Veranstaltungen in der Kunsthalle Exnergasse
Full outdoor shot of a small fire burning in the ground. The fire is of a simple wooden frame, a scaffold burning. Flames are rising from the fire, and the smoke is visible. The ground is a dark brown/grey dirt. A pile of dried leaves and organic matter surrounds the fire. A brick wall is behind the fire pit, in a light tan/beige color. The text "malda už Lauryn" is visible at the top of the image, and "a prayer for Lauryn" is written at the bottom. The overall impression is of a melancholic or ritualistic scene, lit by the firelight. The colors are muted and the style evocative of vintage or an older kind of photography.

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