Hallo Straße
Hallo Straße, wie geht’s?
Hi, naja es geht, hier im Vierzehnten haben sie mich gerade wieder einmal aufgerissen und einen alten Baum auf mir gefällt, um an der Stelle einen Radweg zu planieren, verrückt nicht? Welche Radfahrer_innen würden schon einen Baum dafür opfern, um ungehindert durchbrettern zu können…?
Apropos Wien und alt. Wo kommst du eigentlich her, wie alt bist du und wie heißt du mit vollem Namen?
Puh, dazu gibt’s eigentlich keine kurze Antwort, auf meiner Geburtsurkunde steht zwischen Ur und Babylon, datiert irgendwann 4000 v.Chr., aber auch ein Sumpf in Glastonbury in Bretterform. Die Sumerer_innen verwendeten Bitumen, „Erdpech“-Vorkommen, das schwarze klebrige Zeug als natürlichen Asphalt, der sogar die Arche Noah abdichtete. Ich hatte schon viele Namen in vielen Sprachen. Das deutsche Straße und englische street kommt jedenfalls vom Lateinischen via strata; strata für die Schicht, die Pflasterung oder von streuen, sich ausbreiten, vernetzen würde mensch heute sagen. Ich wuchs dann, um‘s abzukürzen, als Bernsteinstraße in diese Gegend, und weiß ich wohin, ich kenn ja gar nicht alle meine Gliedmaßen und Organe. Ich weiß das alles von den vielen Fußnoten, die von Stadtforschenden hinterlassen wurden, hehe, sorry, der Witz musste einfach sein!
Straße oder street durfte mensch eigentlich nur zu einer echten Städterin wie mir sagen, zur ur-römischen Pflasterstraße, bitte sehr. Hey, ne Straße ist eben kein Dorf!
WHY sind Christine Schöffler & Peter Blakeney, die sich selbst und der _society, der menschlichen wie der nicht- und mehr-als-menschlichen gerne Fragen stellen. Diesmal haben WHY für das WUK, dem sie seit ihrer Zeit in der High Society der Subkultur in Wien und Rotterdam schon viele Jahre verbunden sind, anlässlich des kommenden Straßenfests eine Straße zu ihren Befindlichkeiten interviewt.