Besser wird es nicht mehr...

Besser wird es nicht mehr...

Die Inszenierung der Trilogie „FUTURE IS NOW“ unter der Regie von Rita Dummer / Das Schauspielwerk markiert ein besonderes Jubiläum: Diese Zusammenarbeit mit WUK KinderKultur feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Jährlich werden drei Produktionen ausschließlich mit jugendlichen Schauspieler_innen zu einem bestimmten Thema aufgeführt. Im Fokus der diesjährigen Stücke: der Klimawandel!

***

Hemma (11), Marie  (14) und Luisa  (17), Schauspielerinnen in jeweils einem der Stücke, haben mit Lino Kleingarn von WUK KinderKultur über die Ängste und die Chancen ihrer Generation gesprochen.

 ***

Lino: Erzählt doch kurz wie euer Stück heißt und worum es geht. Natürlich ohne Spoiler!

Marie: Mein Stück heißt „2050 – ein Tag im November“ und ich spiele Mila, die beste Freundin von Lia, dem Hauptcharakter. Das Stück spielt weit in der Zukunft:  Autos sind verboten wegen der Umweltverschmutzung, und die Menschen in der Regierung sind die einzigen, die Autos benutzen dürfen. Mein Charakter ist ein bisschen rebellisch und versucht den Menschen klarzumachen, dass die Regierung nur jeden verarscht und dass alles keinen Sinn ergibt, was so an Regeln vorgeschrieben wird.  Nachdem Lia mit einem Schicksalsschlag konfrontiert wird, geht ihr ein Licht auf, und es stellt sich heraus, dass nichts so ist wie es scheint.

Hemma: In „Konferenz der Tiere – Menschenkinder“ spiele ich Mali, ein Zebra.  Bei uns geht es darum, dass die Tiere gegen die Menschen rebellieren, wegen dem Klimawandel. Dann wollen die Tiere dafür sorgen, dass die Menschen ein bisschen umweltbewusster werden und ja, dann verschwinden plötzlich die Kinder. Wie und warum, das verrate ich nicht! (lacht)

Luisa: Ich spiele Freya in dem Stück „Erdbeben in London“. In unserem Stück geht's um die Geschichten von drei Schwestern und deren Wege im Leben. Und ich bin eben eine dieser Schwestern. Freya ist schwanger und hat große Angst, ein Kind in diese Welt zu setzen. Eine meiner Schwestern ist Klima-Ministerin, die versucht verzweifelt, etwas zu ändern. Und am Ende gibt es noch einen großen Cliffhanger…

 Das Stück „2050 – ein Tag im November“ spielt etwa 25 Jahre in der Zukunft. Wie sieht‘s denn eurer Meinung wirklich im Jahre 2050 aus? Utopie oder Dystopie? Oder irgendwas dazwischen?

Marie: Ich glaube, wenn wir jetzt so weitermachen, dass wir mit viel mehr Einschränkungen leben müssen.

Hemma: Besser wird es glaub ich nicht. Und wenn es schlechter wird, dann wird es viel, viel schlechter. Besser auf keinen Fall. 

Luisa: Ich denke, man kann irgendwie nur hoffen, dass es so ähnlich sein wird wie jetzt. Aber glauben kann ich das eigentlich nicht. Es wird sich sicherlich viel verändern. Vor allem in den Bereichen von K.I. (Anm.: Künstliche Intelligenz) und in der Medizin wird es Fortschritte geben. Aber was das Klima angeht, da kann ich mir nur eine Verschlechterung vorstellen.

Das Thema Klimawandel ist medial sehr präsent. Trotz oder vielleicht gerade deswegen stellt sich bei vielen Menschen eine gewisse Resignation und „Wurstigkeit“ ein, was dieses Thema betrifft. Geht es euch und euren Freund_innen ähnlich?

Marie: Ich glaube, dass Menschen immer zuerst etwas Schlimmes passieren muss, damit sie mal aufwachen und checken: Okay, jetzt muss was geändert werden! Ich bemerke schon bei Freund_innen, dass sie ihren Mist einfach irgendwo hinwerfen oder dass sie mit dem Auto fahren, wo ich mir denk, für was gibt es Züge? Oder zu Fuß gehen, das schadet dir nicht…

Hemma: Solange die Menschen nicht darauf achten, was sie tun, muss man weiter drüber berichten!

Luisa: Dieses Gefühl, dass man dauernd damit konfrontiert wird, das hatte ich selber schon. So dass es mir dann auch teilweise auf die Nerven ging. Ich bekomme das auch in meinem Freundeskreis mit. Aber im Endeffekt, glaube ich, weiß jeder, dass es einfach ein unfassbar wichtiges Thema ist, das uns alle betrifft, zu dem wir alle was zu sagen haben, wo wir alle mithelfen können und müssen.

Ihr probt alle seit Oktober 2023 und beschäftigt euch intensiv mit dem Thema und euren Charakteren. Hat das Auswirkungen auf euer privates Leben?

Marie: Also ich merke schon, dass sich da irgendwas geändert hat, weil ich so eine Klima-Rebellin spiele.  Wenn ich jetzt zum Beispiel mit Freunden shoppen gehen, wollen die immer zu irgendwelchen Shops, wo alles so billig ist und ich will halt immer Second-Hand shoppen gehen. Denn erstens ist es schön, Gewand zu tragen, das schon eine Geschichte hat, und zweitens: die Sachen sind einfach cool!

Hemma: Ja, also ich habe jetzt nicht wirklich was dazugelernt, würde ich jetzt sagen. Weil man eben schon sehr viel Erfahrung mit dem Thema hat.

Luisa: Wenn ich ganz ehrlich bin, eigentlich nicht unbedingt. Wenn man in dieser Generation aufgewachsen ist, hat man einfach so ein Grund-Bewusstsein für dieses ganze Thema.

Freya, eine der drei Schwestern in „Erdbeben in London“ ist schwanger und hat große Angst davor, dass ihr Kind in dieser Welt voller Probleme aufwachsen muss. Ich selber habe einen 2 1/2 Jahre alten Sohn und manchmal dieselben Ängste. Wir überlassen den Kindern und Jugendlichen eine kaputte Welt, für die sie nichts können. Ist das nicht unfair? 

Luisa: Ja, irgendwie ist es problematisch, ein Kind in so eine Welt zu setzen. Man sollte sich das wirklich überlegen, was man einer Person da alles zumutet, was alles auf sie zukommen wird. Irgendwo ist es verantwortungslos. Aber andererseits weiß ich, ich habe auch irgendwann mal vor, Kinder zu bekommen und eine Familie zu gründen.

Marie: Ich finde nicht, dass dich die Dummheit der Menschheit davon abhalten sollte, das zu machen, was du machen willst. Wenn du ein Kind bekommen willst, dann bekomm ein Kind und fühl dich nicht schuldig. Es kann sich ja immer noch ändern, man weiß nie, was einmal sein wird. Ich finde nicht, dass man sich da einschränken sollte.

Laut einer Studie aus dem Jahre 2019[1] glauben 97% eurer Generation, dass sich die Lage verschlimmert. Eurer Generation wird ein grundlegender Pessimismus nachgesagt. Stimmt das?

[1]  Deloitte Millennial Survey, 2019

 

Marie: In meiner Klasse sind alle so zwischen 14 und 16 Jahre alt. Für die meisten ist die Zukunft noch nicht wichtig. Die denken gar nicht so weit. Da gibt es genug Probleme mit Schule, Eltern, usw. Ich habe aber auch ältere Freunde und da merke ich schon, dass sie viel drüber reden und Ängste haben.

Hemma: Ich will mir jetzt nicht den Spaß am Leben verderben lassen. Klar muss man wahrnehmen, dass die Situation nicht toll ist, aber ich möchte nicht jetzt die ganze Zeit pessimistisch sein müssen.

Luisa: Ja, natürlich hat man irgendwo eine pessimistische Sicht, weil man weiß, was alles passieren könnte. Aber andererseits ist die Zukunft so ein wichtiges Ding.  Ich hatte zum Beispiel jetzt vor ein paar Wochen berufspraktische Tage, wo ich das erste Mal in die richtige Berufswelt hineingeschnuppert habe. Und da habe ich mir auch viele Gedanken gemacht: was ich werden will, was ich machen will. Das ist immer so eine große Frage: „Was willst du mal machen?“ Ich habe keine Ahnung! Es gibt so viele Möglichkeiten, von denen ich noch gar nichts weiß und von denen mir aber auch niemand was sagt. Also muss ich mich da irgendwie selber schlau machen. Deswegen möchte ich trotz allem mit einer positiven Einstellung in die Zukunft gehen.

Beim Stück „Konferenz der Tiere – Menschenkinder“ müssen die Tiere und Kinder darum kämpfen, von den Erwachsenen gehört zu werden. Deswegen gehört der letzte Teil dieses Interviews jetzt euch: Keine Fragen mehr, nur noch eure Gedanken und eure Stimmen. Was wollt ihr uns noch sagen?

Hemma: Man muss darauf achten, dass man was Gutes tut für die Umwelt, für einen selber und für die Menschen, die später mal leben.

Luisa: Seid nicht so selbstsüchtig. Ihr seid nicht die einzige Generation, die auf dem Planeten lebt. Es wird noch weitergehen, auch nachdem ihr gestorben seid.

Marie: Schaut nicht nur auf euch, sondern auch auf eure Mitmenschen. Alles was ihr macht, betrifft so viele Andere. Jede_r hat eine Zukunft verdient.

Das SchauSpielWerk wurde 2014 von Rita Dummer und Stephan Köberl gegründet mit dem Ziel, generationenübergreifende Projekte gesellschaftlich aktueller Themen im Bereich Theater Kunst und Architektur zu gestalten, mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Profi- als auch Laienbereich.

schau-spiel.at

FUTURE IS NOW - Das Schauspielwerk

Preis

€ 15 | 12

Ort

Projektraum

 

Diese Artikel könnten dich auch interessieren:

Read article

Klimakrise im WUK

3 Theaterproduktionen zum Thema Klima

Read article

Die Schule als Brücke zu Kunst und Kultur

Beobachtungen einer Wiener Volksschulehrerin

Diese Veranstaltungen könnten dich interessieren:

Pinguin Fishing (6+)

Theater ASOU (Graz)

Do 23. bis Sa 25. Jänner 2025

Saal

Read more

So 16. Februar 2025 15 Uhr

Museum

Read more

Früher (6+)

Mezzanin Theater (Graz)

Do 20. bis So 23. Februar 2025

Museum

Read more

Irreparabel (14+)

Follow The Rabbit (Graz)

Mi 5. bis Do 6. März 2025

Museum

Read more

Cityscape (12+)

Vienna Improv

Di 10. März 2025, 9.30 Uhr

Museum

Read more

Rotz und Wasser (4+)

Amai - Figurentheater (Berlin/Leibnitz)

Sa 29. März bis Di 1. April 2025

Museum

Read more