Ein unvergesslicher Moment
von L.K.
Es war im Herbst, das Wetter war etwas kalt und unangenehm. Wir waren auf dem Weg nach Europa. Um Mitternacht waren ich und meine zwei Freundinnen an der Grenze zu Serbien. Es waren mehr als eintausend Leute, die die Grenze überquerten, die meisten von ihnen stammten aus arabischen Ländern und aus Afghanistan. Plötzlich begannen sie miteinander zu kämpfen. Diesmal war der Grund, dass sie die Gruppe in Nationalitäten aufteilen wollten. Sie riefen: „Wir müssen uns trennen!“ So wurden tausend Leute in kleine Gruppen getrennt, und unsere Gruppe war leider die einzige mit Geflüchteten aus afrikanischen Ländern. Sie sagten zu uns, dass wir nicht mit ihnen gehen konnten. Ich fühlte mich so schlecht und auch diskriminiert. Wir sprachen uns mit den Anderen ab und beschlossen stark zu sein, weil sie uns sonst zu Mitternacht auf dem Weg lassen würden. Danach fingen wir zu schreien und zu streiten an, damit wir mit ihnen weiter gehen konnten. Sie akzeptierten zwar, dass wir zusammen gingen, aber tief in meinem Herzen begann ich diese Leute zu hassen. Danach war alles vorbei, wir kamen in Österreich an und ich fing an, mit Leuten der gleichen Nationalitäten wieder in Lagern zu leben. Aber in dieser Zeit war alles anders, ich fand die Leute nett und ich begann zu denken, dass wir Menschen, wenn die Situation schlecht ist, unser Verhalten ändern. Ich vergebe diesen Leuten was sie mir und meinen Freundinnen angetan haben.
Es ist wichtig, dass Menschen Geschichten erzählen, die sie selbst erlebt haben. Diese Personen können genau erklären, was passiert ist oder wie die Dinge gelaufen sind. Sonst beurteilen wir eine Situation oder die Menschen so, wie wir es wollen, weil wir keine genauen Informationen haben.