Kultur für vier Pfoten

Frau und Mann auf der Bühne, sie steht über ihm.
© Edward Chopon

Kultur für vier Pfoten

Interview mit Alex Bailey und Krõõt Juurak

In der Performance "Animal Show" und dem Research-Projekt "Autodomestication" werden nichtmenschliche Tiere sowohl zu Machern als auch zu Rezipienten von Performances. Die performativen, imaginativen und choreografischen Fähigkeiten im Besonderen von Haustieren dienen als Ausgangspunkte für Animal Show. Ein Teil der Arbeit inkludiert Performances für ein rein tierisches Publikum.

Euer Projekt „Autodomestication“ handelt von spezienübergreifender immaterieller Arbeit und den Arbeitsbedingungen von Haustieren. Könnt ihr das genauer erklären?

Tiere, besonders die, die in unseren Haushalten leben (Katzen, Hunde, Hamster etc.) haben eine ähnliche Stellenbeschreibung wie Künstler_innen, Performer_innen und andere Personen, die im Kulturbereich arbeiten. Aber der Staat kennt die Arbeit der Tiere nicht als solche an. Haustiere werden als Familienmitglieder gesehen, dennoch haben sie keine Rechte in der Gesellschaft, sie werden marginalisiert und ausgelacht. Haustiere sind moderne Sklav_innen. Wir glauben, dass es Zeit für eine Änderung ist. Wir müssen Haustiere als gleichberechtigt betrachten und ihre Arbeit als so wertvoll anerkennen wie unsere eigene Arbeit. Essen und Unterkunft sind nicht genug. Befreit Haustiere aus der Diktatur ihrer Besitzer_innen! Gebt Haustieren Zugang zu Kultur und Unterhaltung. Befreit die Haustiere!

Macht ihr auch Tanzperformances für Haustiere?

Ja, aber es ist schwer zu sagen, ob das, was wir tun, Tanz, Performance, Theater oder etwas anderes ist, weil unser Publikum keine solchen Unterscheidungen trifft. Sie nennen es „Witze“. Wir werden normalerweise in Haushalte mit Tieren eingeladen und geben private Vorstellungen, die bei Haustieren in der Schweiz, in Holland, aber auch in Japan immer populärer werden. Wir finden es wichtig, dass Haustiere einen Zugang zu Kultur haben, die auf ihren Geschmack zugeschnitten ist.  

Eure letzte Arbeit „Animal Jokes“ war eine ziemlich witzige und dabei eigenwillige Performance. Habt ihr Vorbilder für diese Art von Performance? 

Die Katzen Gaza, Kusti und Ronald, die Hunde Souia und Sausage und eine große Maus namens Albert haben uns am meisten beeinflusst und waren unsere größten Lehrmeister. Man könnte sagen, dass wir alles von Tieren gelernt haben und ihnen dafür etwas zurückgeben möchten.

Haben Katzen Sinn für Humor?

Ja, natürlich. Katzen haben einen großartigen Sinn für Humor. Sie sind sehr körperlich und haben eine Form von Slapstick entwickelt, von dem Menschen nur träumen können. Katzen sind überhaupt sehr experimentell in ihrem Zugang zu Humor, während Hunde sehr konservativ sind. Hunde genießen die Repetition und werden ziemlich ängstlich, wenn sie die Pointe verpassen oder einen Witz nicht verstehen.

Das Gespräch führte Helma Bittermann

Animal Show

Alex Bailey und Krõõt Juurak
Fr 16.1. und Sa 17.1., 20 Uhr, Saal

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